David Ben Gurion (1886-1973):
Der Vater des Staates
David Ben Gurion wurde 1886 als David Gruen in Plonsk
geboren. Sein Vater war Hebraeischlehrer und ein gluehendes Mitglied der
Chovevei Zion. Die Mutter starb, als David elf Jahre alt war.
Im Alter von vierzehn Jahren wurde David einer der
Begruender der Ezra Jugendbewegung, die sich fuer die Verwendung des
Hebraeischen als Umgangssprache einsetzte. Er schloss sich im Alter von
siebzehn der Poalei Zion, der zionistischen Arbeiterbewegung, an und
wurde waehrend der Revolution 1905/1906 zwei Mal verhaftet.
1906 liess er sich in Eretz Israel nieder, wo er zuerst
in Orangenhainen und Weinkellern arbeitete. Wie viele andere Pioniere
litt Ben Gurion an Malaria und hungerte in Zeiten der Arbeitslosigkeit.
Als Waechter und landwirtschaftlicher Arbeiter gewann er die
Ueberzeugung, dass wahrer Zionismus die Besiedlung des Landes bedeutet.
Abb.:
Chaluzim
Erste Pioniere
1910 begann er in Jerusalem gemeinsam mit Jitzchak Ben
Zwi und Rachel Yanait (spaeter die Ehefrau Ben Zwis) fuer die Zeitung
der Poalei Zion, „Ahdut", zu schreiben. Damals benutzte er zum ersten
Mal den Namen „Ben Gurion".
Waehrend des Ersten Weltkrieges favorisierte er zuerst
die Tuerkei, wo er seit 1912 an der Universitaet von Istanbul
Rechtswissenschaft studierte, und strebte die Erlangung der tuerkischen
Staatsbuergerschaft an. Anti-zionistische Verfolgungen aenderten jedoch
bald seine Einstellung. Ben Gurion und Ben Zwi wurden im Maerz 1915 von
den ottomanischen Behoerden nach Aegypten ausgewiesen.
Ben Gurion ging nach New York, wo er massgeblich an der
Vorbereitung Jugendlicher fuer die Einwanderung in Palaestina nach dem
Krieg, beteiligt war. 1917 heiratete er Paula Munweis, die bis zu ihrem
Tod, 1968, ein integraler Bestandteil all seiner Aktivitaeten bleiben
wuerde.
Als
Grossbritannien 1917 die Balfour Erklaerung veroeffentlichte, erhielten
die zionistischen Hoffnungen auf eine juedische nationale Heimstaette
neuen Auftrieb. Ben Gurion half bei der Organisation der Juedischen
Legion im Rahmen der britischen Armee. Er schrieb sich 1918 in Kanada
ein, aber der Krieg war zu Ende, als er Palaestina erreichte.
Nach dem Krieg wurde Ben Gurion 1921 Generalsekretaer
der Histadrut; 1930 gruendete er die Mapai, die zionistische
Arbeiterpartei; 1935 wurde er Vorsitzender des Exekutivkomitees der
Jewish Agency for Palestine, eine Position, die er bis zur
Staatsgruendung innehatte. Ben Gurion legte den Kurs der Zionistischen
Bewegung fest, der auf der Verbindung von politischer Vision und
Pragmatismus beruhte.
Als die Briten im Weissbuch von 1939 - kurz vor dem
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges - die juedische Einwanderung nach
Palaestina empfindlich einschraenkten, begann ein Jahrzehnt des
zionistischen Kampfes. In seinem Ausspruch: "Wir werden mit den
Briten gegen Hitler kaempfen, als ob es kein Weissbuch gaebe, und wir
werden das Weissbuch bekaempfen, als ob es keinen Krieg gaebe",
drueckt sich Ben Gurions Strategie in diesen Jahren des Konfliktes aus.
1942 war Ben Gurion massgeblich an der Ausarbeitung des
Biltmore Programmes beteiligt, das die juedische Masseneinwanderung
fordert und - zum ersten Mal - oeffentlich zur Gruendung eines
juedischen Gemeinweses in Palaestina aufrief. Die Annahme des Biltmore
Programmes durch die Zionistische Bewegung bedeutete auch die Annahme
der Aktivitaeten Ben Gurions.
Nach dem Krieg forcierte Ben Gurion die "illegale"
Einwanderung und die landesweite Gruendung von Siedlungen. Dadurch
wurden die de Facto Grenzen eines juedischen Staates festgelegt. 1946
uebernahm Ben Gurion in der Jewish Agency den Geschaeftsbereich
Verteidigung und fuehrte den Kampf gegen die Briten an. In all diesen
Jahren hatte Ben Gurion nur das eine Ziel vor Augen: den Aufbau einer
Nation und eines Staates.
Nachdem sich die Situation in Palaestina immer mehr
verschlechterte, sahen sich die Briten veranlasst, die Palaestinafrage
den Vereinten Nationen zu uebergeben, die am 29. November 1947 fuer eine
Teilung in einen juedischen und einen arabischen Staat stimmten.
14.
Mai 1948
David Ben-Gurion vor der ersten Kneseth
Text
der Unabhängigkeits-erklärung
Am 14. Mai 1948, als das britische Mandat ueber
Palaestina zu Ende ging, traf sich der Nationalrat zu seiner vierten
Sitzung im Museum von Tel Aviv, am Rothschildboulvard. Zu den Anwesenden
gehoerten Mitglieder des Rates, Vertreter der Jewish Agency, der WZO,
des Nationalkomitees der palaestinensischen Juden, des Juedischen
Nationalfonds, des Keren Hajessod sowie Schriftsteller, Kuenstler,
Journalisten, Fuehrer der Parteien, die Oberrabbiner, Mitglieder des Tel
Aviver Stadtrates, die Fuehrer der Hagana, verdiente Pioniere und
Repraesentanten der Wirtschaft. Hier proklamierte David Ben Gurion - als
Oberhaupt der Provisorischen Staatsregierung - die Gruendung des Staates
Israel. "Das Land war vor Freude ueberwaeltigt", notierte Ben
Gurion in seinem Tagebuch. "Aber wie am 29. November enthielt ich
mich der Freude. Der Staat war gegruendet. Unser Schicksal liegt nun in
den Haenden der Verteidigungskraefte." Unmittelbar nach der
Zeremonie war Ben Gurion in das militaerische Hauptquartier
zurueckgekehrt und hatte die sich verschlechternde Lage besprochen.
Innerhalb weniger Stunden marschierten die Armeen von fuenf arabischen
Staaten in Israel ein. Am 26. Mai 1948 befahl er die Bildung der IDF,
der Israelischen Verteidungsstreitkraefte. Der israelische
Schriftsteller Amos Oz schreibt:
"Ben Gurions eiserner Fuehrungswille in diesen eineinhalb
schicksalshaften Jahren des Unabhaengigkeitskrieges verwandelten ihn vom
"Ersten unter Gleichen" in der zionistischen Fuehrung in einen modernen
Koenig David."
In
den ersten fuenf Jahren des jungen Staates kam es durch die
charismatische und kraftvolle Fuehrung Ben Gurions als
Ministerpraesident zu grossen Einwanderungswellen, die die Bevoelkerung
Israels verdoppelten.
1953 zog sich Ben Gurion erstmals aus der Politik ins
Privatleben, in den von ihm gegruendeten Kibbuz Sde Boker in der Negev,
zurueck, wo er mit seiner Frau Paula lebte. In ihren Memoiren schreibt
Golda Meir: "...'Aber ich sage Dir eines, Ben
Gurion. Wenn wir heute auf den Times Square gingen und Leute nach den
Namen der Praesidenten und Ministerpraesidenten der wichtigsten Laender
der Welt fragten, sie wuerden uns nicht antworten koennen. Aber wenn wir
sie fragten: Wer ist der israelische Ministerpraesident?, wuerden es
alle wissen.' Das machte keinen grossen Eindruck auf Ben Gurion, aber
ich glaube, es stimmt. Und noch mehr: Ich bin sicher, dass die Namen
'Israel' und 'Ben Gurion' sehr lange, vielleicht fuer immer, im Geist
der Menschen verbunden sein werden."
Nach den Wahlen von 1955 wurde Ben Gurion nochmals
Ministerpraesident.
Er trat fuer ein resoluteres Vorgehen gegen
terroristische Angriffe der Fedajin ein und schloss sich in seinen
Verteidigungsstrategien an Frankreich an. Der Sinai Feldzug von 1956
beendete die Terrorangriffe auf die Siedlungen im Sueden.
1963, nach fast drei Jahrzehnten der Fuehrerschaft,
darunter dreizehn Jahren als Ministerpraesident, trat Ben Gurion
enttaeuscht wegen der "Lavon-Affaere" zurueck. 1965 unterstuetzte er die
Gruendung einer neuen Partei, Rafi, die in den Wahlen zur Knesset zehn
Mandate erhielt. Ben Gurion blieb Parlamentsmitglied bis 1970, als er
sich im Alter von 84 Jahren endgueltig aus dem oeffentlichen Leben nach
Sde Boker zurueckzog.
David Ben Gurion starb am 1. Dezember 1973 in Sde Boker
Avigdor
Gruen war auf seinen Sohn David immer stolz gewesen und hatte sich
entschlossen, ihm die bestmoegliche Ausbildung zu bieten. Besorgt ueber
Davids Zukunft schrieb er am 1. November 1901 seinem geistigen Mentor,
Theodor Herzl, dem Praesidenten der Zionistischen Organisation, und
bittet ihn um Rat, da er David nach Wien zur Ausbildung schicken wollte.
Er nennt Herzl "Fuehrer unseres Volkes, Sprecher der Nation",
nicht ahnend, dass David eines Tages beides sein wuerde, ein Staatsmann,
dessen Aktivitaeten von einer Vision inspiriert wurden, und der ihre
Verwirklichung mit bemerkenswerter Flexibilitaet steuerte.
Shimon Peres schreibt in seinen Memoiren ueber David Ben
Gurion: "Die Groesse von Ben Gurions Fuehrung
lag in seiner Faehigkeit, den innersten Geist des juedischen Volkes zu
wecken, einen Geist voll unermuedlicher Entschlossenheit, einen
rastlosen, rebellischen Geist, einen Geist der Wiedergeburt und der
Kreativitaet. Er war nicht nur ein Beispiel dieses Geistes, er
personifizierte ihn. Er erhoehte ihn, behuetete ihn, fuehrte ihn und gab
ihm seine Richtung. Als Verkoerperung dieses Geistes, stieg er in jene
seltenen Hoehen empor, wo eine Nation ihre Zukunft trifft und wo neue
Horizonte geschaffen werden. Als er die Buehne der juedischen Geschichte
verliess, befand sich die Nation auf dem neuen Pfad, den er vorgegeben
hatte. Als zerstreutes und sterbendes Volk ohne eigenes Land und eigene
Sprache, hatten die Juden ihre Souveraenitaet in ihrem Land wieder
etabliert. Nach einem zweitausendjaehrigen Zwischenspiel hatten sie
wieder Anschluss an ihre Geschichte gefunden. Und all dies fand unter
Ben Gurions Fuehrung statt."
Quelle:
The Pedagogic Center
Direktor: Dr. Motti Friedman, Bearbeitung:
Dr. Chani Hinker, Updated:
11/12/00
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