10-06-1942:
Das Massaker von LidiceDie
Bemühungen vieler Menschen, nicht nur in Deutschland, nach einer
Relativierung der NS-Verbrechen, führt zu Vergleichen der Lage in Ramallah
mit den Verbrechen im Ghetto Warschau, das 'Flüchtlingslager Jenin' wird
mit Auschwitz genüsslich in einem Atemzug genannt. In der Gemeinde Lidice
bei Kladno sind gestern über 2000 Menschen zusammengekommen, um der Opfer
eines vor 60 Jahren von den Nazis verübten Massakers zu gedenken:
Am frühen Morgen des 10. Juni 1942 wurden
sämtliche Einwohner von
Lidice aus ihren
Wohnungen getrieben. Alle 192 Männer wurden ermordet, außerdem 71 Frauen.
Die verbliebenen 198 weiblichen Einwohner wurden ins Konzentrationslager
Ravensbrück deportiert. Nur 143 kehrten nach dem Krieg in ihren Heimatort
zurück. Nicht mehr als 16 der 98 Kinder, die man in 'Erziehungsanstalten'
deportiert hatte, überlebten. Lidice wurde dem Erdboden gleichgemacht.
An der Gedenkstunde, veranstaltet von der
Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSCM), nahm u.a. auch die
PDS-Vorsitzende Gabi Zimmer teil. Auf einer Pressekonferenz verurteilte sie
jegliche Bemuehungen um die Eröffnung der Frage der sog. Benes-Dekrete. Der
deutsche Kanzlerkandidat Stoiber (CSU) hatte erst vor wenigen Wochen vor der
Sudetendeutschen Landsmannschaft klargemacht, dass im Falle seines Wahlsieges
die Tschechische Republik mit schweren Sanktionen seitens Deutschlands zu
rechnen habe. Sogar eine Verhinderung der Aufnahme Tschechiens in die EU wurde
angedroht, sollte die Tschechische Republik sich nicht in angemessener Form
bei den Sudetendeutschen entschuldigen und die Benes Dekrete zurücknehmen.
|
Der 10.Juni 1942 in
Lidice Zum Zweck der harten
Niederschlagung der steigenden antifaschistischen Widerstand wurde im
September 1941 der Chef der Sicherheitspolizei und SS-Obergruppenführer
Reinhard Heydrich zum stellvertretenden Reichsprotektor ernannt. Seine
kurze Wirkung hatte die Verhaftung von 5000 antifaschistischen
Widerstandskämpfern und ihrer Mithelfer zur Folge. Die Stand- und
Kriegsgerichte arbeiteten mit voller Kraft und die Okkupanten machten
nicht einmal vor Morden ohne Gerichtsverhandlung Halt, die im ganzen Land
eine Atmosphäre der Angst verbreiten sollten. Auf den Richtstätten und
auch in den Konzentrationslagern starb auch eine Reihe von Bewohnern aus
Kladno.
Die Entscheidung der tschechoslowakischen
Exilregierung in London ein Attentat auf Reinhard Heydrich zu verüben,
veränderte die Lage des tschechoslowakischen Volkes grundlegend. Der
Angriff der tschechischen Fallschirmspringer, bei dem Heydrich am 27.Mai
1942 tödlich verletzt wurde, führte zu jenen Ereignissen, die die ganze
Welt bewegten.
Ein unklarer Brief der Angestellten der
Schlaner Fabrik, unterschlagen vom Mitbesitzer F. Pala, brachte für die
Gestapo in Kladno den Verdacht des Zusammenhang des Attentats mit der
Familie Horaks aus Lidice, denn ihr Sohn war Mitlied der tschechischen
ausländischen Armee in Großbritannien. Trotzdem wurde bei der Durchsuchung
kein verdächtiges Material gefunden, weder Waffen noch Sender, dies
brauchten aber die deutschen Machthaber um den Racheakt an dem
"ausgezeichneten Mann des deutschen Volkes" zu verüben. Diese brutale Tat
entschieden sie gegen die Bewohner der Gemeinde Lidice durchzuführen.
Das Schicksal einer kleinen Gemeinde, in
der 503 Bewohner lebten, ging am 10. Juni 1942 ein paar Minuten nach
Mitternacht in Erfüllung. Die Ereignisse, die sich hier an einem Sommertag
abspielten, zeigt ein von den Vollziehern dieses Verbrechens gegen
unschuldige Leute gedrehter Dokumentarfilm. Es ist ein Stummfilm, aber
dadurch verstehen ihn alle, ohne Unterschied der Hautfarbe und der
Sprache. Dieser Film diente als Dokument Nr. 379 beim Gerichtsprozess
gegen die deutschen Hauptverantwortlichen in Nürnberg im Jahre 1945. Es
ist möglich, einige montierte Passagen des Films im Videodokument des
Museums von Lidice zu sehen.
Nach dem Befehl von K. H. Frank wurden an
diesem Schicksalstag 173 Männer aus Lidice im Garten des Horak Bauernhofs
erschossen. Frauen und Kinder wurden in die heutige Gymnasiumsturnhalle in
Kladno gebracht, wo sie aber nach drei Tagen alle voneinander gewaltsam
getrennt wurden. Außer der für die Verdeutschung bestimmten Kinder und
Babies bis ein Jahr wurden alle ohne Gnade durch Auspuffgase in speziell
dafür gebauten Autos im Vernichtungslager in Chelmno und Nerr in Polen
vergiftet. Die Frauen wurden ins Konzentrationslager in Ravensbrück
deportiert.
Außer der augenblicklichen und langsamen
Liquidation in den Konzentrationslagern nahmen die Nazis auch die
Zerstörung der Gemeinde an sich vor. Die Häuser wurden zuerst ausgebrannt
und dann durch Sprengstoff dem Erdboden gleich gemacht. Die
Liquidationszug machte weder vor der Zerstörung der St. Martin-Kirche noch
vor der Zerstörung des Friedhofs Halt. Alle Geländeplanierungen wurden im
Jahre 1943 beendet und nach der lebendigen Gemeinde blieb nur ein kahles
schweigendes Gelände. Bis Kriegsende bezeichneten das Gebiet Lidice nur
die Ortsschilder. |
Ebenfalls am 10. Juni:
Am 10. Juni 1944 fiel die 3. Kompanie
des 1. Bataillons des Regiments 'Der Führer', die zur 2. SS- Panzer- Division
'Das Reich' gehörte, in Oradour (Frankreich) ein und trieb alle 634 Einwohner-
Männer, Frauen und Kinder in der Dorfkirche zusammen.
Dann wurden Flammenwerfer auf die Kirche gerichtet, die in ihr
eingeschlossenen Dorfbewohner verbrannten bei lebendigem Leib. 36 Bewohner
Oradours entkamen. Das Dorf wurde vollständig zerstört. 1983 wurde ein
Zugführer der Einheit in der DDR zu lebenslanger Haft verurteilt.
Bei einer 'Aktion' in
Lachowice in Polesien,
heute Weißrussische Republik, bringen SS- Angehörige 1.200 Juden um.
Bei einer zweitägigen
'Aktion' in Lida,"
ebenfalls in Weißrußland "werden 1.200 Juden niedergemacht.
Das Ghetto von Ostrowiec,
östlich von Kielce wird liquidiert. Die übrig gebliebenen 2.000 Juden kommen
in das Zwangsarbeitslager Ostrowiec.
50.800 Juden aus der ungarischen Stadt
Székesfehérvár und ihrer Umgebung werden
zusammengetrieben und in elf Lagern am Stadtrand bis zu ihrer weiteren
Deportierung in Haft gehalten... ... ... ...
Quellen: Enzyklopädie des
Holocaust, Jeder Tag ein Gedenktag!
Radio Praha u.a.
Gedenkstätte Lidice /
Im Schatten der
Erinnerung
James Petras und der “Geist von
Auschwitz”:
Antisemitische Ausfälle eines linken US-Soziologen
hagalil.com / 10-06-02 |