Omar Ben Noui:
Prozess um die tödliche Hetzjagd in
Guben
Kurz vor Beginn der tödlichen
Hetzjagd auf den algerischen Asylbewerber Omar Ben Noui gab es vor einer
Diskothek in Guben bereits tätliche Nazi-Angriffe. Ein 27-jähriger
Bundeswehrsoldat schilderte als Zeuge, mehrere kahl Geschorene mit
Springerstiefeln hätten ihn in der Tatnacht zum 13. Februar beim Verlassen
der Disko beschimpft, geschlagen und ihm die Jacke über den Kopf gezogen.
Eine 20-Jährige sagte aus, die Nazis
hätten ihr und anderen Gästen den Weg versperrt. Ein 28-jähriger Schlosser
und der 45-jährigeBetreiber der Disko bestätigten die Berichte.
Elf Angeklagte aus der
brandenburgischen Nazi-Szene müssen sich derzeit in Cottbus vor allem wegen
fahrlässiger Tötung im Verlauf der auf die Pöbeleinen folgenden Hetzjagd
verantworten. Drei Ausländer waren damals durch die Straßen von Guben gejagt
worden. In panischer Todesangst war der 28-jährige Omar Ben Noui in eine
Türscheibe gestürzt und verblutet. Ende September hatte einer der
Angeklagten ein Geständnis abgelegt. Der Prozess wird morgen, am 11.
November fortgesetzt.
"Was hatte der denn nachts noch
auf der Straße zu suchen?"
In der Zwischenzeit hat sich der
Bürgermeister von Spremberg, Egon Wochatz (CDU), für eine Äußerung über Omar
Ben Noui entschuldigt. Sie sei unsachlich und oberflächlich gewesen. Er
hatte in einem Interview gesagt: "Was hatte der denn nachts noch auf der
Straße zu suchen?"
Die Fraktionen der PDS und der SPD
bezeichneten die Entschuldigung als halbherzig. Dagegen hielt die
CDU-Fraktion die Erklärung für ausreichend. Begründung: Zehn Jahre nach dem
Mauerfall müsse man auch mit dem Thema Ausländer offen und ehrlich umgehen
können, so CDU-Fraktionschef Hartmut Höhna.
Gesellschaft für
bedrohte Völker