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Verantwortung, Information und Kommunikation:
Die Jugend ist ihren Lehrern weit voraus

Für die junge Generation sind PC und WWW selbstverständliche Elemente ihrer aktuellen Lebenswelt, wie auch ihrer Zukunftsperspektiven. Über 80% der Jungen und fast 70% der Mädchen verfügen heute bereits über einen eigenen Computer. Die ausgiebige Beschäftigung damit führt entgegen früherer Befürchtungen nicht zur Isolation, so eine Studie des Instituts für Soziologie an der Uni Mainz.

  • Ohne Computer und Internet wird in Zukunft immer weniger gehen
  • Der PC rückt immer weiter in den Mittelpunkt unseres Daseins
  • Der Computer ist zugleich Arbeitsmittel, wie auch ein gutes Hobby

94% der Jugendlichen haben heute die Möglichkeit, mit dem Computer umzugehen. Ein grosser Teil, v.a. die Jungen, hat damit bereits während der Grundschule begonnen. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass es vielen Eltern egal ist, ob und wie sich ihre Kinder mit diesem Medium befassen. 40% der Befragten Schüler ist der Meinung, dass ihre Eltern sich nicht dafür interessieren. Fast 80% der Schüler fordern mehr Interesse an den neuen Medien, und zwar nicht nur von ihren Eltern, sondern vor allem von ihren Lehrern: "Die meisten Lehrer reden zwar vom Internet als Informationsangebot, haben aber noch nie einen Browser gesehen. Ich benutze zur Unterrichtsvorbereitung vor allem das Internet. Meine Lehrerin meint, die Schulbibliothek sei gut besucht, wir Schüler gehen dort aber nur zum Surfen hin.", so Silke, 10.Klasse einer Realschule.

Für Harald Glahn, Staatssekretär im Mainzer Bildungsministerium, sind solche Aussagen Ansporn, die modernen Kommunikationsmittel in der Schule, im Unterricht - und in der Lehrerfortbildung zu etablieren: "Wir tragen Verantwortung. Den jungen Menschen müssen wir helfen, in einer immer komplexer werdenden Welt Informations-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit zu erlangen".

Eine Formulierung so schön, dass man meinen könnte, sie stamme von einem der Redenschreiber unseres Herrn Bundespräsidenten. Auch er äußerte sich schon mehrfach zu Themen wie 'Global communication', 'Political Education and it's importance for the future society'... Erst bei der letzten ce-Bit (Hannover) beeindruckte er die Fachwelt mit seinen visionären Vorstellungen zu Möglichkeiten - aber auch Gefahren - des Internet.

Eine Anfrage im Bundespräsidialamt, ob denn Herr Herzog schon einmal nazistische Propagandaangebote in deutscher Sprache gesehen hätte, wurde mit einem Lächeln beantwortet: Man glaube nicht, dass Herr Herzog wisse was ein Mausclick sei. Roman Herzog ist indes aber nicht der einzige, der geschichtsträchtige Reden hält, von Dingen von denen er keine Ahnung hat.

Auch Johannes Rau äußerte sich vor Kurzem über sein Leben mit dem Laptop: "Das Internet ist in wenigen Jahren zu einem wichtigen Instrument für Information und Kommunikation geworden. Bald werden sich die meisten gar nicht mehr erinnern können, wie es einmal ohne Internet war. So wie ich mir heute kaum noch vorstellen kann und mag, wie ich früher ohne meinen Laptop ausgekommen bin, auf dem ich überall Briefe, Aufsätze und andere Texte schreiben kann." Mit dem Onlinedienst politik-digital sprach Rau über die Bedeutung des Internets für die Jugend: "Es ist gut und wichtig, daß alle jungen Menschen den Umgang mit dem Internet lernen. Nur wenn sie dieses Instrument beherrschen, können sie auch lernen, daß es einen Unterschied gibt zwischen der Flut an Informationen und der Fülle an Wissen, die wir für ein gelingendes Leben brauchen."

Rau scheint eine Ausnahmeerscheinung zu sein, denn nach einer Untersuchung bescheinigt der Onlinedienst politik digital fast allen deutschen Politikern erstaunliche Ignoranz zum Thema Internet. Nur im Schneckentempo bewegt sich die Regierung auf die Datenautobahn. Die meisten Ministerien enttäuschen im Internet mit schlechter Informationspolitik, trister Grafik und digitaler Schweigsamkeit.

Im Future-Check von politik-digital erweisen sich fast alle Regierungsmitglieder als extrem versetzungsgefährdet. Allein Justizministerin Herta Daeubler-Gmelin, Aussenminister Joschka Fischer und Umweltminister Juergen Trittin können im Punkt "professioneller Umgang mit PC und Internet" überhaupt bestehen.

Ein derart inkompetentes Heer von Entscheidungsträgern (und ihren guten Spezln), wird kaum jemals in der Lage sein, angebotene Möglichkeiten zu beurteilen bzw. wahrzunehmen. Die Folgen sind, dass die BRD in weiten Bereichen wettbewerbsunfähig wird. Schon heute haben zB die baltischen Staaten in puncto 'connectivity and global resources' die BRD überflügelt. Aber nicht nur in Bezug auf 'global markets and international communication', sondern auch im Blick auf die im letzten Jahr vom Verfassungsschutz vermeldete Versechsfachung antisemitisch-nazistischer Propaganda ist diese Ignoranz nicht nur erstaunlich, sondern vielmehr äußerst gefährlich.

haGalil onLine - Sonntag 02-05-99

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