Nicht noch mehr Geld ausgeben:
CDU-Abgeordnete stellen Antrag gegen Mahnmal
Etwa 60 Parlamentarier von CDU und CSU haben am letzten Donnerstag im
Bundestag einen Antrag gestellt, auf das seit über zehn Jahren geplante
Holocaust-Mahnmaseit zu verzichten. Die vorhandenen Gedenkstätten reichten
aus, und schliesslich sei auch für deren Erhalt Geld notwendig, so die
Begründung. Zu den prominenten Unterstützern zählt u.a. der frühere
Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU).
Mit vier anderen Anträgen, die den Bau in verschiedenen Varianten
unterstützen, hat der Bundestag das Papier an den Kulturausschuß
weitergeleitet. Das Plenum soll voraussichtlich am 25. Juni nach ganztägiger
Debatte entscheiden. Kulturstaatsminister Michael Naumann zeigt sich
zuversichtlich und meint, daß der Bundestag Ende Juni dennoch für ein
Mahnmal am vorgesehenen Ort entscheiden werde. Wahrscheinlich werde sich
eine Mehrheit für «Eisenman II» finden, den Entwurf eines Feldes von rund
2.500 Betonstelen in Verbindung mit einem Dokumentationszentrum.
Michel Friedman (CDU), zeigte sich entsetzt über den
Unionsantrag gegen das Mahnmal in Berlin. Das auf Vorträgen sowie als
Talkmaster in Deutschland omnipräsente Mitglied des Zentralrates nannte den
der christlichen Union im deutschen Bundestag ein "Armutszeugnis". Es sei
bedauerlich, daß "in einer der beiden großen Volksparteien eine nicht
geringe Anzahl von Abgeordneten sich für ein solches Signal entscheidet"
(Sender Hundertkommasechs, Berlin).
Michael Naumann, Schröders Mann fürs Kulturelle, sagte im
Deutschlandradio Berlin, man werde über zwei Vorschläge für das
vieldiskutierte Mahnmal abstimmen. Darunter werde eine Version für das
Stelenfeld des US-Architekten Peter Eisenman sein, sowie der Vorschlag des
Theologen Richard Schröder für ein einfaches Bauwerk mit der Inschrift "Du
sollst nicht morden". Ignatz Bubis erklärte, im Gefolge des Kosovokonfliktes
wäre jegliche Diskussion über den Vorschlag Richard Schröders obsolet.
Friedman meint, eine Mehrheit der Abgeordneten werde sich "ihrer
geschichtlichen Verantwortung bewußt" sein und für das Holocaust-Mahnmal
stimmen. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde sich eine Mehrheit für
"Eisenman II" finden, ein Feld von rund 2.500 Betonstelen. Naumann plädiert
für die Verbindung dieses Entwurfs mit einem Dokumentationszentrum, für das
er die Shoah-Stiftung Steven Spielbergs ins Gespräch brachte. Die Berliner
Republik wird sich der dunklen Seiten der deutschen Vergangenheit stellen
müssen. Mit oder ohne Denkmal.
SLW
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