antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info
haGalil onLine - http://www.hagalil.com

  

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 
Archivierte Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999

 

Nachrichten aus dem Baltikum

Zweierlei Maß
... gilt im Westen für Kriegsverbrecher

Von Leonas Zalys, Kauno diena vom 26. März 1999

Vor zehn Jahren sprachen die internationalen Medien von Litauen als von einem Land, das als erstes die Entschlossenheit gezeigt hatte, eine ein halbes Jahrhundert währende Okkupation abzuschütteln, und das seinen Willen zum selbständigen Handeln und zur Rückkehr in die Familie der zivilisierten Völker Europas bekundete. Damals nannte man unser Land "Totengräber der Sowjetunion", "Eisbrecher in die Freiheit, das auch anderen den Weg bahnt", und so weiter.

Heute spricht man von Litauen weltweit vor allem als von einem Land, dessen Menschen fast die gesamte hier ansässige jüdische Bevölkerung vernichteten. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich der Blick auf unseren Staat stark verändert: die Bewunderung für die Litauer ist in Schauder, ja Ekel vor ihnen umgeschlagen.

In den letzten Jahren sind weltweit Hunderte, bestimmten Quellen zufolge sogar Tausende von Publikationen erschienen, in denen es um den Genozid an den Juden in Litauen während des Zweiten Weltkrieges geht. Diese Artikel enthalten nur Vorwürfe: "Litauen schafft es nicht, sich seiner blutigen Vergangenheit zu stellen", "Litauen läßt Kriegsverbrecher unbestraft" usw.

Doch in all diesen Publikationen werden andere Tatsachen im Zusammenhang mit dem Holocaust verschwiegen (oder absichtlich ignoriert), sagte vorgestern der Rechtsanwalt Povilas Zumbakis. Er sprach auf einem Seminar zum Thema "Die juristische Problematik der Kriegsverbrechen", das die Juristische Fakultät der Vytautas-Magnus-Universität [in Kaunas] zusammen mit der Generalstaatsanwaltschaft ausgerichtet hatte. Zumbakis betonte, diese Artikel enthielten bewußt keinen Hinweis darauf, daß Litauen damals besetzt war und demnach als Staat gar nicht existierte. Es werde verschwiegen, daß nur eine Handvoll Litauer an der Vernichtung der Juden beteiligt war und daß viele Litauer Menschen beistanden, die in Not geraten waren. Auch werde die Tatsache ignoriert, daß Litauen nicht weniger als dreimal besetzt gewesen sei (von den Sowjets, den Nazis und wieder den Sowjets) und daß seine Bevölkerung besonders schwer unter dem von fremden Mächten und ihren Helfershelfern begangenen Genozid zu leiden hatte (Litauen verlor fast eine Million Menschen).

Zumbakis sagte weiter, Litauen feindlich gesinnte Kräfte hätten einen Plan aufgestellt, um unser Land als einen durchwegs verachtenswerten Staat darzustellen. Der Angriff auf Litauen begann gleich nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit. Wußte man denn vor zehn Jahren nichts vom Holocaust in Litauen? Das war durchaus kein Geheimnis. Der Totalangriff auf unser Land ist ein Racheakt dafür, daß Litauen seine Unabhängigkeit erkämpft hat. Es ist wohl nicht schwer zu begreifen, wem diese Unabhängigkeit wie ein Stachel im Fleisch sitzt.

Der US-Rechtsanwalt Zumbakis, der sich mit dem juristischen Problemfeld von Kriegsverbrechen beschäftigt und derzeit an der Vytautas-Magnus-Universität lehrt, richtete etliche Vorwürfe an die amerikanische Justitia. Nach seinen Worten ist die Haltung der amerikanischen Führung mehr als merkwürdig. In den Vereinigten Staaten lebten zahlreichen Kriegsverbrecher, sowohl Nazis als auch NKWD-Leute, die sich bis zu den Ellenbogen mit Blut befleckt hätten. Die US-Regierung interessiere sich aber so gut wie gar nicht für diese Verbecher, solange sie Franzosen, Italiener oder Russen seien. Völlig anders sei die Haltung gegenüber Personen, die aus Ost-, Süd- und Mitteleuropa gekommen seien, also Letten, Litauer, Ungarn, Kroaten, Rumänen usw. Aber Genozid hätten doch sowohl die über den Atlantik geflüchteten NKWD-Leuten als auch die Nazi-Komplizen in Frankreich, Italien und anderen von Hitler besetzten westeuropäischen Ländern begangen!

Mit zweierlei Maß kann keine Gerechtigkeit erlangt werden, wenn man sich für die Verbrechen der einen interessiert und die Übeltaten der anderen ignoriert.

Zumbakis erinnerte an den Fall einiger bis heute nicht bestrafter japanischer Militärärzte, die während des Zweiten Weltkrieges Amerikaner "lebendig aufschnitten", um zu untersuchen, welche Schmerzen ein Mensch ohne jede Schmerzmittel zu ertragen imstande sei.

Die US-Justiz interessiere sich für Kriegsverbrecher nicht nach der Schwere der von ihnen begangenen Verbrechen, sondern nach ihrer ethnischen Zugehörigkeit, stellte Zumbakis fest.

Rimvydas Valentukevicius, Leitender Staatsanwalt der Abteilung für Sonderuntersuchungen der Staatsanwaltschaft, sprach von etwa 70 Genozid-Fällen in Litauen. Fünf von ihnen seien bis vor Gericht gekommen, davon zwei wegen des von den Nazis verübten und drei wegen des sowjetischen Genozids. In einem Fall sei ein Urteil gesprochen worden, das die "Verdienste" der Stribai [einheimische Partisanenjäger auf Sowjet-Seite in der Nachkriegszeit, d.Ü.] von Antazave beim Namen nannte. Nicht wenige Probleme gibt es bei der Untersuchung der verbrecherischen Handlungen der NKWD-Mörder "Sokolovninkai", die sich als litauische Partisanen ausgaben, ganze Familien umbrachten und die Schuld daran den Freiheitskämpfern zuschoben.

Auch der berühmte "Fall Rainiai" ist wieder in Bewegung geraten, bei dem sowjetische Besatzer und ihre Helfershelfer viele Menschen umgebracht hatten. Doch Rußland will nichts davon hören, Dokumente zur Verfügung zu stellen oder Petras Raslanas, der der Beteiligung an dem Massaker verdächtigt wird, an Litauen auszuliefern. Die Begründung: Raslanas sei russischer Staatsangehöriger.

Liubomir Luciuk, (ukrainischstämmiger) Professor an der Kanadischen Königlichen Militärakademie, merkte an, es sei geradezu erstaunlich, wie wenig der Westen - Gesellschaft und Medien - über die Kriegsverbrechen der Sowjets wisse und wie wenig Interesse er daran zeige. Der Sprecher führte als Beispiel an, wie Israel auf das Ersuchen um Auslieferung eines Kriegsverbrechers reagiere. So habe Polen vor kurzem darum gebeten, Solomon Morel auszuliefern, der als Mitarbeiter der sowjetischen repressiven Strukturen beschuldigt werde, gegen und nach Ende des Zweiten Weltkrieges Verbrechen begangen zu haben, die als Kriegsverbrechen einzustufen sind. Die Antwort Israels: die fragliche Person werde nicht an Polen ausgeliefert, denn seit jenen Ereignissen seien mehr als zwanzig Jahre vergangen. So entzog sich Morel der Bestrafung.

Die Bürgerrechtsorganisation, in der Professor Luciuk sich engagiert, vertritt die Haltung, daß alle Kriegsverbrecher, egal welcher Nationalität, sich für die begangenen Verbrechen verantworten müssen.

Lithuanian Returns From USA Willingly. AP/BNS information

"Lietuvos rytas", 6 April (No. 77), p. 2

Chicago, April 5th. Another Lithuanian accused of collaboration with the Nazis by the American justice intends to return to Lithuania in order to avoid further legal procedures with the US authorities. The Chicago resident Vincas Valkavickas, aged 78, has made an agreement with the Federal authorities saying he will return to Lithuania in June.

"He is returning by his own will. He bought his ticket himself, and nobody is going to deport him. He waned to die as an US citizen, but as there is no such possibility he returns", said Valkavickas’ lawyer Gerald(as) Venkus. Valkavickas was incriminated last year with having served in the police during the German occupation and guarded 3700 Jewish prisoners who were later shot to death. After Valkavickas agreed to leave voluntarily, the examination of his deportation case at court, scheduled for Friday, was canceled. Valkavickas worked in a paint factory for almost half a century and only two years ago applied for the US citizenship. This is when the Nazi-hunting OSI of the Department of Justice became interested in his past. Valkavickas is a widower but has a brother in Lithuania with whom he intends to stay.

Newsstream - Investigations. News agencies’ information

"Lietuvos rytas", 7 April (No. 78), p. 2

The Lithuanian organs of justice have no proof or evidence yet to bring an indictment against Vincas Valkavickas whom the American justice accuses of collaboration with the Nazis. By order of the Office of the Prosecutor General, the Genocide and Resistance Research Center of Lithuania is collecting material about Valkavickas. A part of the material has been submitted, but it is not sufficient to bring an indictment. The 78-year-old Valkavickas from Chicago will return to Lithuania in June to avoid further legal proceeding with the US officials.

haGalil onLine - Montag 26-04-99

Die hier archivierten Artikel stammen aus den "Anfangsjahren" der breiten Nutzung des Internet. Damals waren die gestalterischen Möglichkeiten noch etwas ursprünglicher als heute. Wir haben die Artikel jedoch weiterhin archiviert, da die Informationen durchaus noch interessant sein können, u..a. auch zu Dokumentationszwecken.


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!
haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved