Volkswagen richtet als erstes grosses
deutsches Unternehmen einen Hilfsfonds für
ehemalige Zwangsarbeiter, wie auf der
Pressekonferenz nach der Aufsichtsratsitzung
am Freitag bekanntgegeben wurde.
Der Fonds soll "mit sofortiger Wirkung"
eingerichtet werden und damit noch lebenden
ehemaligen VW- Zwangsarbeitern "ungeachtet
ihrer Herkunft und Nationalitaet zuegig und
direkt die in Aussicht gestellte
Unterstuetzung zukommen lassen", teilte VW
mit.
In der Pressekonferenz hiess es, der Fonds
sei gemaeß dem bisherigen Kenntnisstand
ueber die Zahl der noch lebenden
Zwangsarbeiter «hinreichend dotiert» und mit
einem Budget von 20 Millionen Mark
ausgestattet.
Trotz der Einrichtung dieses Hilfsfonds
werden die ehemaligen Zwangsarbeitern ihre
Klage nicht zurückziehen. Das gab der
Rechtsanwalt Michael Witti, der die
Sammelklage vertritt, am Freitag abend in
München bekannt. Bei der genannten Summe
wuerden lediglich 1 000 Mark auf jeden
Betroffenen anfallen.
Der Anwalt verglich die Situation mit den
Forderungen an die Schweizer Banken, die
sich schliesslich in einer
aussergerichtlichen Vereinbarung zu einer
weitaus höheren Zahlung verpflichteten. Es
sei allerdings schwierigi, die von
Volkswagen beschlossene Lösung anzugreifen,
vor allem dann, wenn sie von vielen
gutgeheißen werde.
Bei VW wurden während der Nazi-Zeit rund 15
000 bis 20 000 Zwangsarbeiter verpflichtet,
darunter in den Jahren 1944/45 etwa 1 500
Juden.