Prag (dpa) - Der deutsche
Schriftsteller Peter Finkelgruen hat die tschechische Justiz
aufgefordert, von Deutschland die Auslieferung des mutmaßlichen
Kriegsverbrechers Anton Malloth zu beantragen. Der heute 85jährige war
1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden.
Das Gericht hielt es damals für erwiesen, daß
Malloth im zweiten Weltkrieg als Aufseher im Gestapo-Gefängnis «Kleine
Festung Theresienstadt» Menschen zu Tode geprügelt hat. Er lebte nach
1945 zunächst in Südtirol, wurde 1988 jedoch nach Deutschland
abgeschoben worden. Seitdem lebt er in einem Altersheim bei
München.
Finkelgruen überreichte am Freitag in Prag den
tschechischen Behörden ein Gutachten deutscher Juristen, in dem die
deutsche Staatsangehörigkeit Malloths bezweifelt wird. Tschechien hätte
das Recht und die Pflicht, die Auslieferung des Staatenlosen zu
beantragen, sagte Finkelgruen vor Journalisten.
Nach seinen Angaben sagte Justizministerin Vlasta
Parkanova eine intensive Prüfung des Gutachtens zu. Finkelgruen hatte
bereits zu Beginn der neunziger Jahre Anzeige bei der für
Nazi-Verbrechen zuständigen Staatsanwaltschaft in Dortmund erstattet.
Sein Großvater Martin sei 1942 von Malloth in Theresienstadt erschlagen
worden. 1992 wurde der Fall jedoch zu den Akten gelegt.
Noch
im Februar dieses Jahres hatte Tschechiens Ex-Ministerpräsident Vaclav
Klaus in einer Fragestunde im Parlament gesagt, Tschechien hätte
weiterhin Interesse an einer Auslieferung Malloths. Eine Abschiebung sei
jedoch ausgeschlossen, da er Deutscher sei.
Finkelgruen, Peter: Erlkönigs Reich
Die Geschichte einer Täuschung
Rowohlt Berlin, Sept. 1997., 205 S., geb., DM 32.00