antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Ursache und Wirkung:
Mediale Defizite

Von Irene Runge

Der tägliche Schlagzeilenjoumalismus kennt aus Zeit-, Konkurrenz- und Kompetenzgründen keine Dialektik von Ursache und Wirkung; Analyse ist nicht die Sache auflagestarker Boulevardblätter und privater Fernsehsender. Alles lässt sich solange drehen und wenden, bis jede Gewähr für einen fairen Bericht verfallen ist. Dann ersetzen Meinungen Informationen, bleiben Behauptungen ohne Beweis, fehlen Zusammenhänge. Selektive Wahrnehmung fuhrt zu falschen Schlüssen.

All das veranlasste einige Israelis, sich der internationalen Nahost-Berichterstattung anzunehmen. »Wir sind eine Gruppe, die weder der Rechten noch der Linken zugerechnet werden kann. Wir haben keine politische Agenda. Wir wollen, dass Israel die gleiche faire Behandlung zuteil wird wie jeder Nation.« Mehr unter honestreporting@europe.com.

Bei Recherchen stießen die Suchenden auf Auslassungen und Halbwahrheiten, auf »besetzte Gebiete«, wenn es um Ramalla oder Gaza ging, die längst unter palästinensischer Kontrolle stehen, stellten sie fest, dass arabische Mobs zu Demonstranten avancierten, als sie in Jerusalem Steine auf betende Juden warfen, und dass Palästinas Hauptverhandler Saeb Erakat über CNN erklärte: »We are not bombing Israeli towns... We are not firing at Israeli children. The war is being waged against us, and the international community must equate Israel as the aggressor...«, und der 20-Minuten-Bericht die israelische Sicht mied. So verfestigen sich Wahrnehmungsdefizite. 

Was beispielsweise Schießereien vorangeht, ob Palästinenser mit Gewehren, Molotowcocktails oder Steinen agieren, Israelis de- oder eskalieren, ob Attacken auf die jüdische Zivilbevölkerung, palästinensische Selbstmordkommandos, Alltagsterror, Busentführungen - all dies findet den Weg ins kurzlebige Weltwissen nur dann, wenn sich die Nachricht verkaufen lässt. Keine Meldung wert waren die jüdische Frau, die mit ihrem zweijährigen Kind durch die palästinensische Stadt Jericho fuhr und angeschossen wurde, der amerikanische Rabbiner Chaim Brovender, der versehentlich nach Beit Jalla abbog, ein palästinensischer Ort nahe Jerusalem, und einen Überfall nur knapp überlebte. Fast voyeuristisch wurde auch in Deutschland das Zeitungsbild des blutüberströmten jungen Mannes und des Gummiknüppel schwenkenden israelischen Polizisten veröffentlicht. Entgegen der Bildunterschrift ist das 20-jährige Opfer der amerikanische Jude Tuvia Grossman. Er studiert in Jerusalem und wurde von Palästinensern solange zusammengeschlagen, bis eben jener Polizist erschien. 

Aus Jerusalem schrieb mir fast zeitgleich ein kalifornischer Freund deprimiert, eine Autobombe wäre drei Straßen neben seiner Schule explodiert. »Ich bin etwas vereinsamt, obwohl ich hier Freunde habe, doch zu viele sind schon Opfer der Gewalt geworden. Einen traf ein Gummigeschoss am Auge, und mein bester Freund hier in Jerusalem hat einen Posten vor seinem Haus. Er ist den Schießereien faktisch jede Nacht ausgesetzt. Es sind wahrlich schlimme, schlimme Zeiten.« 

Andererseits meinte ein Israeli mit auch deutschem Pass während seines Berlinbesuchs, trotz alledem wäre es sehr angenehm in Jerusalem; sie spürten kaum, was internationale Medien verbreiteten. Aus dem Fernsehen wüsste man jedoch vom aggressiven Klima in Deutschland, vor allem im Osten. Jetzt kann auch er nachlesen, dass Verfassungsschützer hier eine Koalition von rechtsradikalen Islamisten und extremistischen deutschen Rechten beobachten. Schon machte ein Bericht über den palästinensischen Jugendlichen die Runde, der einen Lehrer mit Elektroschocker zu antijüdischen Äußerungen zwingen wollte, während in einer anderen Berliner Schule, so die Presse, Schüler die Flagge Israels zerrissen. Auch der Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge, vielleicht sogar der auf die Berliner, geht auf das Konto arabischer Jugendlicher, die teilweise deutsche Staatsbürger sind. 

Wenn über 30 Prozent der nachrückenden deutschen Jugend zunehmend offen antisemitisch sind, müssen wir uns wohl trotz ihres Ausländerhasses diese arabisch- rechtsradikale Kooperation vorstellen. Nicht weniger erschreckend ist aber, wie Medien und Politiker immer wieder Argumentationshilfen für solche Gruppen liefern - um dann nach jedem Attentat schwere Krokodilstränen zu vergießen.

Erstersch. in "Jüdische Korrespondenz"
Monatsblatt des Jüdischen Kulturvereins Berlin e.V. 
Shevat 5761

haGalil onLine 06-2001

 

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved