  
      
      
      von Thorsten Schmitz
    Amira Hass, Journalistin:  
      "Ich bin nicht verrückt,  
 	dass ich unter Palästinensern lebe" 
      Die hemmungslose Grenzgängerin
      Sie ist die einzige 
		israelische Reporterin,  
 		die in der Westbank arbeitet – ihre Landsleute  
 		mögen nicht, was sie berichtet,  
 		und Arafat schickt ihr Drohungen 
      Von Thorsten Schmitz 
      Ramallah,  im April – Amira 
		Hass ist eine von diesen Menschen, die in größeren Ansammlungen einfach 
		untergehen – für solche Leute wurde das Wie-Wort „unscheinbar“ erfunden. 
		Sie trägt kein Kleid von Armani oder Donna Karan, sie weiß gar nicht, 
		wer die sind. Ihr Stil ist irgendwann zwischen Cat Stevens und Poona 
		stehen geblieben: Sie hüllt sich in samtene Wallawalla-Gewänder, in 
		denen das Volumen verloren geht. 
        Sie hat keine hellblau oder blond gefärbten Haare, wie 
		es gerade Mode ist in den Straßen von Tel Aviv und Jerusalem, sondern 
		zähmt ihren braunen Mittelscheitel mit einem Strass besetzten Haarreif. 
		Auf ihrer Nase klebt eine No-name-Nickelbrille, und wenn sie spricht, 
		dann nicht in diesem typisch israelischen Singsang, der jede Banalität 
		in ein aufgeregtes Statement konvertiert. Manchmal entkommen die Worte 
		ihrem Mund so leise, dass man um eine Wiederholung bitten muss. Alles 
		Äußerliche an der 43-jährigen Amira Hass ist Durchschnitt und so gar 
		nicht Zoo. 
      Tatsächlich aber verpasst man ihr in Israel Attribute, 
		mit denen man sonst nur Kletterer etikettiert, die ohne Seil über 
		Todesschluchten hinweg kraxeln. Frau Hass gilt als „verrückt“ und 
		„wagemutig“, als „wahnsinnig“ und „eigenartig“. Sie liebe offenbar „die 
		Gefahr“, sie wisse nicht, „was sie da tut“. Die meistgestellte Frage 
		lautet immer gleich: „Sagen Sie mal, haben Sie denn gar keine Angst?“ 
		Amira Hass quittiert nie mit einer Antwort, sondern nur noch mit einem 
		kurzen Lachen, wobei sie überhaupt auffällig wenig lacht. Das mag damit 
		zu tun haben, dass ihr Leben nicht mit Frohsinn kandiert ist, von wegen. 
      Gefängnis mit Meerblick
      Von morgens früh bis spät nachts ist Frau Hass von 
		unglücklichen Menschen umgeben. Von Menschen, die sich nach dem sehnen, 
		was für Israelis selbstverständlich ist: zu reisen und genug zu essen zu 
		haben. Amira Hass schreibt seit neun Jahren als Korrespondentin der 
		seriösen israelischen Tageszeitung Haaretz für die 
		palästinensischen Gebiete – seit sieben Jahren lebt sie als einzige 
		israelische Journalistin dort. Nach dem Ende des gewaltsamen Aufstands 
		der Palästinenser gegen die israelische Besatzung, der Intifada, zog 
		Frau Hass 1993 nach Gaza City – in das Gefängnis mit Meerblick also, in 
		dem PLO-König Arafat seit 1994 in einem pompösen Palast mit Swimmingpool 
		residiert, vis-à-vis von einem Flüchtlingscamp, wo das Wasser aus den 
		Duschköpfen faulig kriecht und meist salzig ist. Vor vier Jahren ist 
		Amira Hass nach Ramallah gezogen, in die Stadt, die den Palästinensern 
		nun ganz alleine gehört. Wo man in Cafés auch Bier und Wein bekommt im 
		Gegensatz zum freudlosen Gaza, wo die radikal-islamischen Jünger der 
		Hamas selbst das einzige Kino in die Luft gesprengt haben. Wie viele 
		Menschen genau in Ramallah heute leben, weiß niemand genau zu beziffern: 
		40 000? 80 000? Auf jeden Fall genug, um den Israelis Angst zu machen. 
      Denn so denkt man in Israel über die Westbank und die in 
		ihr eingekapselte Stadt Ramallah: Fünf Autominuten nördlich von 
		Jerusalem beginnt das kriegerische Gebiet, eine Zone, in der du dich 
		nicht mit israelischem Kennzeichen blicken lässt, wo du besser kein 
		Hebräisch sprichst und dich als Jude zu erkennen gibst, weil doch die 
		Palästinenser jeden Israeli sofort attackieren. Überhaupt passieren nur 
		Wahnsinnige den Checkpoint vor den Toren von Israels Hauptstadt nach 
		Westjordanland. Dahinter lauert nur noch Gefahr, das heißt, der 
		Palästinenser, der dir an den Kragen will. Sieben Jahre nach der 
		sagenhaften Konferenz in Madrid, als Palästinenser und Israelis 
		anfingen, am Frieden zu stricken, gibt es noch immer diesen einen 
		hässlichen Webfehler: Keinem Israeli würde es auch nur im Traum 
		einfallen, freiwillig ins Westjordanland zu fahren – es sei denn, der 
		Papst kommt und 20 000 israelische Polizisten begleiten ihn nach 
		Bethlehem, oder man ist jüdischer Siedler. Der betrachtet die Westbank 
		als heilige jüdische Erde. Aber auch weil er dem eigenen 
		Sehnsuchtsstreben nach biblisch legitimierter Existenzsicherung nicht 
		ganz traut, hat man ihm Straßen gebaut, auf denen er Städte wie Ramallah 
		erst gar nicht durchqueren muss, sondern relativ fix in seine Siedlungen 
		brausen kann, die Hochsicherheitstrakte sind. Das Westjordanland ist den 
		Siedlern Heimat und dem Rest der Israelis wie selbstverständlich 
		Bestandteil ihres Landes – auch wenn sie sich fürchten vor dem großen 
		Stück Land, das sich Israel im Sechs-Tage-Krieg einverleibt hat. Und 
		ausgerechnet hier lebt eine israelische Frau, freiwillig, unter 
		Palästinensern! 
      Kaum fröhliche Artikel
      Hass sieht das Dasein der Palästinenser durch deren 
		Augen, nicht durch die Windschutzscheibe eines israelischen Armeejeeps. 
		Sie arbeitet in einer unfriedlichen Zone, bewaffnet nur mit Leidenschaft 
		und einem Kugelschreiber. Jemand wie Amira Hass gilt in Israel als 
		meschugge, als gaga. „Dabei“, sagt sie, „wären wir schon viel weiter, 
		wenn normale Israelis mit Palästinensern ein Bier trinken gehen würden.“ 
      Dass Hass ihre Arbeit den Palästinensern widmet, hat 
		einen simplen Grund: Als Kind von Holocaust-Überlebenden, die unter der 
		Gettoisierung von osteuropäischen Stettln litten, fühle sie sich 
		„geradezu verpflichtet“, über die „ähnliche Situation“ der Palästinenser 
		zu berichten. Links zu sein ist ihr „so selbstverständlich wie leben“, 
		studiert hat sie die Geschichte des Nationalsozialismus. Man könne 
		Israel nicht ohne den Holocaust begreifen, sagt Amira Hass. Wobei sie 
		aber auch nicht das Leid der sechs Millionen ermordeter Juden mit einer 
		Million deportierter Palästinenser vergleichen möchte. Sie sieht sich 
		als Flüchtling, denn man hat ihren Eltern die Heimat genommen, und 
		„insofern ähnelt meine Situation der der Palästinenser“. Jeder Artikel 
		von Amira Hass enthält Leid und Tragik, Unglück und Machtmissbrauch – 
		sie kann sich nicht erinnern, ob sie je einen fröhlichen Artikel 
		verfasst hat. „Ich bin nicht verrückt, dass ich unter Palästinensern 
		lebe“, murmelt sie, „höchstens im Laufe der Jahre ein bisschen zynischer 
		geworden.“ Und auch ein bisschen einsam vielleicht, alleine gelassen in 
		einem „permanenten persönlichen Widerspruch“, den sie als Jüdin und 
		Israelin in Ramallah alleine auszutragen hat. Wenn sie Geburtstag oder 
		Lust auf ihre israelischen Freunde hat, kann sie nicht mal eben ein Fest 
		feiern – kaum jemand wagt es, sie zu besuchen. Um nicht ganz alleine zu 
		sein, hat sie in Gaza und bis vor kurzem in Ramallah in WGs gewohnt. Und 
		dass man sie da ja nicht missversteht: „Ich liebe Israel, und Israel hat 
		ein Recht zu existieren. Es kommt nur auf das Wie an.“ Ihr Traum wäre: 
		Palästinenser und Israelis lebten zusammen in einem Land, 
		gleichberechtigt und respektvoll im Umgang miteinander. Aber erst 
		kommende Generationen, glaubt sie, könnten das meistern. 
      Bis dahin sollte Israel Frau Hass einfach nur dankbar 
		sein dafür, dass sie ihr Volk mit Berichten aus der fremden Welt füttert 
		– Hass ist die intimste Kennerin des palästinensischen Geistes und 
		schreibt fast täglich Nachrichten, Reportagen und Leitartikel. Amira 
		Hass ist der lebende Seismograf für die Seelenlage eines Volkes, das 
		längst den Glauben an ein Leben in schrankenloser Freiheit aufgegeben 
		hat. Sie ist ruppig und nicht zuckersüß und nervt Israel aus Berufung – 
		berichtet von Hauszerstörungen und Grenzschikanen, vom Magenknurren 
		eines hungrigen Volkes, dem bei einer Abriegelung der besetzten Gebiete 
		die Milch ausgeht und Mehl. Die Wirklichkeit, die Amira Hass mit eigenen 
		Augen sieht und hört und riecht, ist für Israel unangenehm – und ihre 
		Veröffentlichung nur hier möglich: Ihr Publikum ist Israel. Und: Was 
		Amira Hass nach Ungerechtigkeit am meisten hasst, sind „Antisemiten und 
		diese palästinenserfreundlichen Europäer, die auf deren Elend zeigen und 
		dann ganz erfreut sagen, siehst du, die Israelis sind auch nicht besser, 
		als es die Nazis waren“. 
      Eine Show für die Medien
      Die derzeit laufenden Verhandlungen, bei denen bis 
		September ein Endstatus für beide Seiten gefunden werden soll, 
		kommentiert Hass voller Pessimismus: „Dieser Gesprächstourismus ist nur 
		Show für die Medien“, sagt Hass. Sie orakelt, dass bis September gar 
		nichts gelöst sein wird – nicht die künftigen Grenzziehungen und die 
		Rückkehr von Flüchtlingen, schon gar nicht der Status von Jerusalem und 
		der Wasserquellen unter Westbankerde. „Die Stimmung“, sagt Hass, „ist 
		unerträglich mies unter den Palästinensern.“ Hoffnungsleer, frustriert, 
		illusionslos, nervös vom Eingeschlossensein in die angebliche Autonomie, 
		die in Wahrheit die Abhängigkeit von Israel nur vorangepeitscht hat. 
		Dass die ruhige Atmosphäre jederzeit umschlagen kann „in Gewalt und 
		Blutvergießen“, habe man am Besuch von Frankreichs Regierungschef Lionel 
		Jospin erkennen können: „Aus dem Nichts kam es plötzlich zu diesem 
		Steinhagel. Das kann jederzeit wieder hoch kochen.“ Der palästinensische 
		Flickenteppich Gaza und Westbank ist ein Pulverfass, an dessen Lunte die 
		Einwohner zündeln – weil sie nichts Besseres gelernt haben. Wenn Israel 
		bis Juli seine Truppen aus Südlibanon abzieht, kann das nach Ansicht von 
		Hass auch den Effekt haben: „Die Palästinenser werden denken, Israel 
		gibt nur dann klein bei, wenn man einen Guerilla-Krieg anzettelt.“ 
      Manchmal verlässt sie ihren Logenplatz mit Blick auf das 
		palästinensische Leben und fährt zum Yoga-Unterricht nach Jerusalem – 
		oder nach Tel Aviv, zu ihrer Mutter ins Altersheim und in ihre Wohnung, 
		die aber lediglich als Abstellkammer für Möbel fungiert. Erst gestern 
		war sie dort – und gleich erschlagen von der Harmlosigkeit des Ortes, 
		der nur 70 Kilometer von Ramallah entfernt liegt. Denn in Tel Aviv 
		kriegt man vom Hunger der Palästinenser auf Freiheit nichts mit, es ist 
		eine Trugschlussstadt ohne Erinnerung, in der kein einziger 
		Palästinenser lebt, sondern „diese aufgeklärten jungen Linken, die gerne 
		die Westbank zurückgeben, um endlich Ruhe zu haben. Dass Israel dafür 
		mehr tun muss, kriegen sie in ihrer Seifenblase aus Clubs und Strand und 
		Bars nicht mit.“ In Tel Aviv könnte Amira Hass nicht mehr leben. 
      Sie kann keinen Spaß haben in einer Stadt, die eine 
		halbe Stunde vom Gaza-Knast entfernt liegt und wo sie Menschen kennt, 
		die keinen Spaß besitzen am Leben und noch nicht mal ein Telefon. Sie 
		vermisst den Streifen sogar, denn da war der Zusammenhalt „enorm“. In 
		Ramallah dagegen ist größere Bewegungsfreiheit und also Anonymität, hier 
		können die Menschen in andere Autonomiestädte reisen – und sogar 
		ausbüxen. Sich nach Israel schmuggeln, wie der junge Kellner Mustafa, 
		der Amira Hass an diesem Abend den Salat und das Bier bringt und sie als 
		„die schöne Frau von Gaza“ bezeichnet. Er sei in „Tel a-Rabia“ gewesen, 
		erzählt er mit einem klandestinen Blick, wobei das arabische „a-Rabia“ 
		das hebräische „Aviv“ meint, „Frühling“ auf Deutsch. Den ganzen Abend 
		war der Bub am Strand von Tel Aviv, der Stadt, deren Namen er vor 
		Verachtung noch nicht mal ausspricht. Und auch dort nur in arabischen 
		Clubs im Stadtteil Jaffa, denn „ich hasse hebräische Musik“. Über 
		Kellner wie Mustafa berichtet Amira Hass selten, „weil ich nicht zur 
		Unterhaltung schreibe“. Sie konzentriert sich auf den Mangel im Leben 
		der Palästinenser – seit dem Vertrag von Oslo 1995 ist deren 
		Lebensstandard um 25 Prozent gesunken. Und darauf, dass sie sich nach 
		Demokratie sehnen. Mit Arafat gehe das nicht, findet Hass, er sollte 
		würdevoll abtreten wie Mandela: „Der Mann ist einfach ein zu schwacher 
		Gegenpart für Israel.“ Mit Arafat würden die Palästinenser nie eine 
		„Lösung in Würde“ bekommen. 
      Zur Zeit recherchiert Hass eine Artikelserie über die 
		komplizierten Bedingungen, unter denen Palästinenser in den Ostteil 
		Jerusalems dürfen, und wie es Israel geschafft hat, die Westbank in ein 
		unübersichtliches Puzzle aus Zonen A, B und C zu dividieren – was in den 
		Augen von Amira Hass nur das eine Ziel verfolge: „Israel wird nie den 
		Palästinensern volle Autonomie überlassen, immer wird es kontrollieren.“ 
		Unerbittlich hält sie ihre Finger auf offene Wunden, benennt 
		Ungerechtigkeiten auf beiden Seiten und schont niemanden. Sie lässt sich 
		nicht von Würdenträgern und Verlautbarern umgarnen, geht nie auf 
		Pressekonferenzen oder zu Politiker-Gesprächen, die als Hintergrund 
		getarnt sind und doch nur gefällige Berichterstattung als Ziel haben. 
		Amira Hass sagt, sie sei nicht die Korrespondentin der „Royal Family“, 
		womit sie Arafat und seine jasagenden Pikkolo-Arafats meint, sondern sie 
		schaut dem Volk aufs Maul. Weswegen der Pressesprecher der israelischen 
		Armee Hass so sehr hasst, dass er ihr gar nichts mehr sagt: In einem 
		Brief schrieb er, er werde ihr keine Auskünfte mehr geben, da sie nicht 
		„objektiv“ berichte. Hass hatte Palästinenser zu Wort kommen lassen, die 
		vom israelischen Geheimdienst Schabak gefoltert worden waren, sie hatte 
		von den Schikanen berichtet am Checkpoint Erez, wo israelische Soldaten 
		Palästinensern die Reise zu den Baustellen nach Israel verweigert 
		hatten. 
      Drohung per Telefon
      Aber auch die palästinensische Autonomiebehörde und ihr 
		seniler Chef Arafat sind nicht erfreut über die israelische 
		Schnüfflerin. Die in Leitartikeln darauf hinweist, dass die 
		Palästinenser über kein Land verfügen, aber über einen mit EU-Geld 
		gebauten Flughafen, der in Wahrheit niemandem nutzt außer dem 
		Vielflieger Arafat, und einen bürokratischen Schwellkopf von 100 000 
		Angestellten – die „nichts zu tun haben, außer zu schikanieren“. Erst im 
		September rief ein Polizei-Offizier bei Hass in Ramallah an und 
		flüsterte: „Dein Leben ist in Gefahr, pass auf!“ Später sprach Hass mit 
		dem Polizisten auf der Wache, und er räumte ein, die Warnung auf 
		Anweisung des Büros von Arafat überbracht zu haben. Hass hatte darüber 
		berichtet, dass dessen Autonomiebehörde Zehntausende von überflüssigen 
		Polizisten rekrutiert, die 264 Dollar verdienen (was bei einem 
		Durchschnittsverdienst von 50 Dollar ein Vermögen ist) und der Herrscher 
		sich so seine Claqueure sichert. Dankbar für ihre Berichte sind 
		andererseits Palästinenser wie jene Familie, deren krebskrankem Kind die 
		Behandlung in einem israelischen Krankenhaus verweigert worden war. Kurz 
		nachdem Hass über den Fall berichtete hatte, bekam die Familie die 
		Erlaubnis zur Einreise nach Israel. „Wenigstens manchmal“, sagt Hass, 
		„kann ich helfen.“ In derselben Demut spricht sie über den kommenden 
		Mai: Für ihre Arbeit wird sie dann vom International Press Institute 
		in Boston den World Press Hero-Preis verliehen bekommen. Einem 
		befreundeten Palästinenser hat sie gestern zugeflachst: „Mit euch zu 
		leben ist so gefährlich, dass man mir den Heldenpreis gibt.“ 
      Flaneure als Monteure
      Von wegen gefährlich. Vor kurzem blieb mitten in der 
		Nacht das Auto von Amira Hass stehen, ganz nah an einem riesigen 
		Flüchtlingscamp im Süden von Gaza – und ausgerechnet an dem Tag, an dem 
		israelische Soldaten einen Hamas-Aktivisten erschossen hatten. Hass 
		winkte Flaneure herbei, und im Handumdrehen war sie von zig Dutzend 
		junger Männer umringt. Gemeinsam schoben sie ihre alte Karre in eine 
		nahe gelegene Tankstelle, wo man ihrem Arabisch den hebräischen Akzent 
		anmerkte. Sofort sprachen alle in ihrer Sprache – die sie meistens in 
		israelischen Gefängnissen gelernt hatten –, boten ihr Kaffee an und 
		wollten wissen, wann endlich die Gazagrenze geöffnet werde. „Nach einer 
		halben Stunde beugte sich so ungefähr das halbe Flüchtlingscamp über 
		meinen Motor.“ Kurz darauf war der Wagen wieder fit, Geld wollten die 
		Männer, die noch nie mit einer israelischen Zivilistin geredet hatten, 
		nicht annehmen. Sie winkten ihr und riefen auf Wiedersehen. 
      Auf ihrer Rückfahrt nach Ramallah hörte Amira Hass 
		Radio. Der Nachrichtensprecher verlas eine Warnmeldung der israelischen 
		Polizei: Jeder Israeli, der in dieser Nacht durch palästinensisches 
		Territorium fahre, riskiere sein Leben. 
      Die Journalistin Amira Hass,  
 		die dort lebt, wo Israelis freiwillig nicht hinfahren:  
      "Ich schreibe nicht zur Unterhaltung" 
      "Die Stimmung unter den 
		Palästinensern  
      ist unerträglich mies" 
      Eine etwas andere israelische Biographie: 
     
    
   Leben mit den Palästinensern 
  
probeabo.htm 
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