27.11.97 Presseschau 'Neues
Deutschland'
In Prag besteht kaum noch Hoffnung
auf deutsche Entschädigung
Es schreibt Jaroslav Polivka aus Prag unter der
Zwischenüberschrift, daß Prag kaum noch Hoffnung auf deutsche
Entschädigung (ein mindestens so bescheuertes Wort wie Wiedergutmachung)
für Nazi- Opfer hat.
"Oldrich Stransky ergänzt regelmäßig seine
traurige Statistik. Der Vorsitzende des tschechischen Verbandes der
politischen Häftlinge registriert die Verstorbenen. Als Prag und
Bonn 1995 mit den Verhandlungen über die Anfang des Jahres
unterzeichnete gemeinsame Erklärung begannen, zählte man in
Tschechien etwa 13.000 überlebende Nazi- Opfer. Jetzt sind es nur
noch rund 8.300, davon 1.500 Juden. Schnell sinkt die Zahl jener,
die Anspruch auf eine individuelle Entschädigung hätten, die ihnen
von deutscher Seite weiter verweigert wird.
....
Oldrich Stransky ... ist skeptisch. Vor allem seit er weiß, daß Bonn
in den achtköpfigen Aufsichtsrat des deutsch-tschechischen
Zukunftsfonds, der über die Verwendung der 165 Millionen Mark
entscheidet, den Chef des Bundes der Vertriebenen, Fritz Wittmann,
und Volker Gabert von der Sudetendeutschen Landsmannschaft entsenden
wird. Man habe keine Einwände gegen die sudetendeutsche Präsenz an
sich, sagt dazu Jakub Cernin, der Vorsitzende des Verbandes der
tschechischen Kämpfer für Freiheit. Aber Wittmann und Gabert hätten
die gemeinsame Erklärung abgelehnt, wie könnten sie nun konstruktiv
an der praktischen Umsetzung teilnehmen. Schließlich weiß man in
Prag um das von den Landsmannschaften durchgesetzte Junktim, wonach
tschechische Nazi- Opfer erst entschädigt werden dürfen, wenn den
Vertriebenen Entschädigung von tschechischer Seite zuteil würde.
....
Die größte tschechische Tageszeitung
Mlada Fronta Dnes gab am Montag in
einem Kommentar die Losung aus, auch die Regierung solle endlich
aufhören, die Landsmannschaften als nicht gleichwertigen Teil
Dialogpartner abzulehnen, Denn die Sudetendeutschen seien >nicht
einfach nur irgendein Bund. Sie sind ehemalige Bürger dieses Landes.
Ihre Vorfahren lebten hier hunderte Jahre<. Die Deutschen hätten
viel zur Entwicklung in Böhmen und Mähren beigetragen, bevor sie >im
Widerspruch zu jeglichem Rechtsverständnis, zu Anstand und
Barmherzigkeit wie Wild vertrieben wurden.< ... >Es gibt keine
Logik, keine natürliche Auslegung des Rechts, die rückwirkend in die
Vergangenheit die Vertreibung der Sudetendeutschen rechtfertigen
könnte.<
OT-Berlin
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