Zeugnisse jüdischen Lebens außerhalb des Prager Zentrums:
Nicht nur in der Josefstadt
Zeugnisse jüdischen Lebens findet man überall in Prag, auch außerhalb des
historischen Zentrums. Nach der wirtschaftlichen Befreiung der Juden im Jahr
1848 übersiedelten Juden aus dem Ghetto (Josevov) in nähere und entferntere
Prager Vororte. Und überall dort haben sie auch ihre Spuren hinterlassen -
Synagogen und Friedhöfe.
In der Prager Neustadt wohnten Juden bereits seit ihrer Gründung im Jahr
1348. Karl IV. erlaubte es ihnen, sich dort niederzulassen, unter der
Bedingung, dass sie "dort aus Stein und gründlich bauen" würden. Damals war
ein Zuzug von Juden aus ganz Böhmen mit Ausnahme der Prager Altstadt zu
verzeichnen, von wo sie nicht in die Neustadt ziehen durften. Sie ließen
sich rings um den alten jüdischen Friedhof in der Umgebung der heutigen
Vladislavova ulice und der Straße V jáme nieder. Hier hatten sie auch ihre
privaten Betstuben und ihre Synagoge ist bis zum heutigen Tag erhalten
geblieben.
Jubiläumssynagoge
in der Prager Neustadt, Jeruzalémská ulice
Eine der Folgen der Sanierungsmassnahmen, war der Abriss mehr oder
weniger großer Betstuben, die von Vereinen oder Privatleuten unterhalten
worden waren. Als Ersatz wurde von 1905-1906 durch den Verein zur Errichtung
einer neuen Synagoge die sogenannte Jubiläumssynagoge in der Jeruzalémská
ulice erbaut, die dann - mit Ausnahmen während der deutschen Besatzungszeit
- bis heute der Prager jüdischen Religionsgemeinde diente.
Das interessante Gebäude mit einer Reihe von Jugendstilelementen ist stark
vom maurischen Baustil beeinflusst. Den Bau realisierte nach einem Projekt
des Architekten Wilhelm Stiastny der Baumeister Alois Richter. Der
Entstehungszeit entspricht auch das Interieur mit Jugenstilmalereien nach
Entwürfen F. Fröhlichs.
Die Jubiläums- und die
Altneusynagoge sind die einzigen der
vielen einst existierenden Gotteshäuser, die auch heute noch der kleinen
Prager jüdischen Religionsgemeinde zur Abhaltung von Gottesdiensten dienen.
Alle weiteren in mehreren Prager Stadtvierteln nach dem Jahr 1900
entstandenen Synagogen wurden entweder eingerissen oder dienen heute anderen
Zwecken.
Die prunkvollste und größte dieser Synagogen, die
Synagoge des Viertels der Königlichen Weinberge (erbaut in den Jahren
1896-1897 in der Sázavská ulice) fiel einem der wenigen Luftangriffe auf
Prag in den letzten Monates des zweiten Weltkriegs zum Opfer.
Fotografien haben uns das Aussehen dieses repräsentativen
Neurenaissancebauwerks mit seinen zwei hohen Türmen in der Ostfront
erhalten. Prunkvoll war auch das Interieur, die Frauengalerie mit offenen
Arkaden zum Hauptschiff, der Torahschrein. Alles entsprach dem Wohlstand der
das Viertel bewohnenden Juden, eines der am besten prosperierenden Viertel
Prags.
Die ehemalige Synagoge in Líben
Es ist wohl vergebens in baufälligen Gebäuden, ehemalige Synagogen, in den
Vororten Prags darauf zu hoffen, dass sie wieder einmal am Freitagabend
durch die Gebete der Gläubigen zu neuem Leben erwachen würden. Im Viertel
Liben, im Areal einer alten jüdischen Siedlung in der heutigen
Kozeluzská ulice, dient das Gebäude der ehemaligen Synagoge den Zwecken des
Theaters Divadlo pod Palmovkou.
Die
ehemalige Synagoge in Michle
Im Viertel Michle (ulice U michelskeho mlyna 27) dient die
ehemalige Synagoge, ein bescheidenes Gebäude mit einer einfachen Fassade mit
historisierenden Elementen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, heute
als Betstube der tschechoslowakischen hussitischen Kirche.
An der Fassade eines Gebäudes in der Stroupeznickeho ulice Nr. 32 im
Stadtviertel Smichov erinnert nur eine hebräische Inschrift daran,
dass hier bereits seit dem Jahr 1863 eine Synagoge für die Religionsgemeinde
des Viertels gestanden hatte.
Das Gebäude wurde 1941 geschlossen, die Einrichtung wurde wahrscheinlich
schon damals teilweise vernichtet. 1986 sollte das Gebäude abgerissen
werden, Denkmalschutzexperten stimmten dem Vorschlag zu. Die Mitarbeiter des
Jüdischen Museums versuchten, etwas zu unternehmen, um die Synagoge zum
Kulturdenkmal zu erklären und kurz vor der Wende von 1989 ist dies auch
gelungen.
Abb.: Wie so viele andere, dient auch die Synagoge des Viertels Smichov
heute nicht mehr ihrem ursprünglichen Zweck.
Im
Viertel Karlin (Vitkova ulice 13) hat in der ehemaligen Synagoge der
ökumenische Rat der Kirchen der Tschechischen Republik seinen Sitz.
Die Synagoge (s. Abb.) wurde im Jahre 1861 im maurisch-neuromanischen Stil
erbaut.
Auch andere kleinere jüdische Betstuben, so im Viertel Kosife (Na
Popeice Nr. 160) und im Viertel Žižkov
(Seifertova 48), dienen heute anderen Religionsgemeinschaften.
|
hundert ein gotisches Kreuz gestanden hatte. Die vergoldete hebräische
Inschrift auf dem Kreuz „Kadosch, Kadosch, Kadosch" ( die ersten drei Worte
des Segens „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen") wurde im
Jahr 16% für eine Geldstrafe angeschafft, die ein unbekannter Jude bezahlt
haben soll, weil er das Kreuz verhöhnte. Die Statuen der Jungfrau Maria und
des hl. Johannes aus dem Jahr 1861 stammen vom Bildhauer E. Max.
Ob es sich nun um eine Legende oder um eine wahre Begebenheit handelt,
ist die Kombinierung eines Kruzifixes mit einer hebräischen Inschrift auf
jeden Fall eine einzigartige Denkwürdigkeit des jüdischen Prag.
Ein ähnliches Schicksal wie die Synagogen hatten auch die alten
historischen jüdischen Friedhöfe, die den einzelnen Prager
Religionsgemeinden gehörten. Über die ältesten von ihnen, den Friedhof auf
der Kleinseite im Bereich der Lokalität Ujezd, und im sog. Jüdischen Garten
in der Prager Neustadt findet man nur kurze Aufzeichnungen in Chroniken.
Auch der alte j üdische
Friedhof im «Viertel Liben mit erhaltenen
Grabmalen vom Beginn des 17. Jahrhunderts ist verschwunden. Auf dem heute
nicht mehr benützten Friedhof im Viertel Öäblice (David-kova ulice),
der Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden war, ist
Ein Teil des Alten jüdischen Friedhofs im Viertel iiikov (Fibichova ulke)
wurde pietätvoll gestaltet
unter anderen auch der tschechischjüdische Schriftsteller Vojtech Ra-kous
(1862-1935). was der Künstlername für Albert Österreicher ist, beerdigt, der
in humorvoller Form das Alltagsleben der jüdischen Bevölkerung auf dem
tschechischen Lande darzustellen wußte. Auf dem Gebiet des Viertels
Radiice (ulice U stareho zidovskeho hfbito-va) ist ein unter
Denkmalschutz stehender alter jüdischer Friedhof, der sich umgeben von einer
Steinmauer an einem sanften Hang am Rand eines Waldes hinzieht. Die
gleichzeitig auch als Eingangstor dienende Leichenkammer ist klassizistisch,
die Grabmale stammen aus dem 18., 19. und vom Beginn des 20. Jahrhunderts.
Der jüdische Friedhof Malvazinky (zwischen den Straßen ulice
Lieb-knechtova und U smichovskeho hfbi-tova) grenzt an die Westseite eines
katholischen Friedhofs. Man findet hier wertvolle Grabmale vom Ende des 19.
Jahrhunderts, unter anderen die Gruft der reichen Prager Familie der Herren
Porges von Portheim. Zwischen den Straßen Ondfickova, Fibichova, Kubelfkova
und Cajkov-skeho ulice des Viertels Zizkov liegt der unter Denkmalschutz
stehende alte jüdische Friedhof von Ollany.
Ein Teil des Friedhofs wurde im Jahr 1958 bei Bauarbeiten aufgehoben und
später in einen Park umgewandelt. Den Friedhof benützte man vom Jahr 1680,
in dem Prag von einer großen Pestepidemie heimgesucht wurde. Die meisten der
angesteckten Menschen lebten in der Stadt Zizkov, und da immer mehr Ableben
zu verzeichnen waren, kaufte die Gemeinde der Prager Neustadt einenGarten in
der Nähe der Ortschaft Olsany, an der Stelle eines ehemaligen Weinbergs, um
hier die Pestopfer begraben zu können. Beim Friedhof wurde gleichzeitig auch
ein provisorisches Lazarett errichtet. Im Verlauf der zehn Monate dauernden
Epidemie wurden hier an dreitausend Menschen beerdigt. Bis zum Jahr 1713, in
dem in Prag erneut die Pest ausbrach, wurde in diesem ehemaligen Garten
nicht bestattet. Während der neuen, acht Monate dauernden Pestepidemie kamen
hier weitere dreitausend Pesttote hinzu.
Regelmäßig wurde hier seit dem Jahr 1787 beerdigt. Unter der Regierung
Josefs II. kam nämlich eine Verordnung heraus, Friedhöfe müßten außerhalb
des Weichbild der großen Prager Städte angelegt werden. Und deshalb wurde
von diesem Jahr an, von dem an man den Alten jüdischen Friedhof nicht mehr
benutzen durfte, der jüdische Friedhof in 2izkov bis zum Jahr 1890 der
Hauptbestattungsort der Juden Prags. Hier wurden im Verlauf von hundert
Jahren mehr als siebenunddreißigtausend Tote beerdigt.
(Bei diesem jüdischen Friedhof wurde im Jahr 1713 auch noch ein
christlicher Pestfriedhof angelegt, auf dem im Jahr 1741 an sechstausend
Franzosen und im Jahr 1771 etwa zweitausend Prager, Opfer einer
Grippeepidemie, beigesetzt wurden.)
Unter den bedeutendsten Persönlichkeiten, die auf diesem jüdischen
Friedhof bestattet sind, seien hier nur die folgenden erwähnt: die Rabbiner
Ezechiel Landau (1713-1793), sein Sohn Samuel Landau (1750-1834), Eleazar
Flekeles (1754-1826),
Schelomo Jehuda Rapoport (1790-1867).
Im Jahr 1986 wurden in einem neuen hier angelegten Park einige
architektonische und historisch bemerkenswerte Grabmäler konzentriert, und
das ist alles, was von dem aiten jüdischen Friedhof Olsany erhalten
geblieben ist.
* * *
Unsere kurze Wanderung durch die Geschichte des Ghettos und die
Neuer Jüdischer Friedhof / Nový
zidovský hrbitov
Einganglor zum Neuen jüdischen Friedhof in Olsany
Denkwürdigkeiten des jüdischen Prags wollentwir auf dem unter
Denkmalschutz stehenden neuen j üdischen
Friedhof im Stadtviertel frzkov
(tfida J. 2elivskeho) beenden. Man erreicht ihn schnell mit
der Prager U-Bahn Metro (Trasse A - Haltestelle Zelivskeho).Wir suchen
zuerst das besuchteste Grab dieses Friedhofs auf, das des
Schriftstellers Franz Kafka (1883-
1924). Das Grabmal mit der Num-
mer 21-14-21 hat die Form eines sechsseitigen abgestumpften Kristalls und
außer dem Schriftsteller sind hier auch seine Eltern begraben.
Gegenüber diesem Grab ist in die Friedhofsmauer eine Bronze-Geden-tafel
zum Andenken an Dr. Max Brod (1884-1968), den Freund und Propagator Franz
Kafkas, eingesetzt.
Der Friedhof, auf dem auch heute noch bestattet wird, wurde im Jahr 1890
gegründet. Aus dieser Zeit stammt auch die Neurenaissance-Zeremonienhalle
mit einer Betstube, das Verwaltungsgebäude und die Einfriedungsmauer des
Friedhofs, der für etwa hunderttausend Gräber bestimmt ist.
Auf dem Friedhof findet man eine Reihe von künstlerisch bemerkenswerten
Grabmälera im neugotischen, Neurenaissance-, Jugend-und modernem Stil -
Arbeiten führender tschechischer Bildhauer und Architekten, so Jan Kot6ras
(1871— 1923), Josef Zaschs (1871-1957), Josef Fantas (1856-1954), Cenfik
Vos-mfks (1860-1944) und weiterer.
Unter den bedeutenderen hier beerdigten Persönlichkeiten seien ihre
Grabmäler erwähnt: das des Rabbiners S. I. Kaempf (1818-1892), ein Werk des
Architekten Paul Albert Kopetzky, und des Rabbiners Dr. Gustav Sicher
(1880-1960). Hier ruhen auch der Maler Max Horb (1882-1907) und der
Schriftseiler Ota Pavel (1930-1973).
Zum Friedjipf gehört auch ein Urnenhain, wo sich unter anderen die Urne
mit der Asche des Dichters Jif l Orten (1919-1941) befindet.
Gesamtansicht des Friedhofsareals
Jüdischer Wegweiser
zur Tschechischen Republik
Pruvodce po Ceske republice
Synagoge in Liben
[16-11-2002] Autor: Martina
Schneibergova
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Der Prager Stadtteil Liben ist ein Ort mit beachtenswerter Geschichte und
mit Kulturtraditionen, von der vor allem das Schaffen von Bohumil Hrabal am
bekanntesten ist. Zwei Institutionen sind heute mit dem Kulturleben in Liben
untrennbar verbunden - das Theater Pod Palmovkou, das während der
Flutkatastrophe im August dieses Jahres jedoch stark beschädigt wurde, und
die unweit des Theaters gelegene Synagoge mit ihren regelmäßigen
Ausstellungsprogrammen. Mehr erfahren Sie im folgenden Spaziergang durch
Prag.
Der Name des Stadtteils Liben, der heute im achten Prager Stadtbezirk
liegt, stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Männernamen Ljuben, mit
dem eine Festung auf diesem Gebiet bezeichnet wurde. Der Name liben
bedeutete etwa Rast - einen angenehmen Platz, wo es den Menschen gefiel.
Gefallen heißt tschechisch Líbit se. Es gibt keine vertrauenswürdigen
Dokumente über die Entstehung der Gemeinde Liben, sie ist jedoch mit vielen
alten Sagen verbunden - auch mit der über die Fürstin Libussa. Die ersten
schriftlichen Notizen über Liben stammen aus den Jahren 1039 und 1090. Wie
damals Liben aussah, das wird in diesen historischen Quellen jedoch nicht
verraten - ob es sich nur um einen Hof, eine Festung oder um ein ganzes Dorf
handelte. Als Gemeinde wird Liben erst um das Jahr 1363 erwähnt.
Liben gehörte verschiedenen Besitzern, erst der letzte von ihnen, der
Kanzler des Kaisers Ferdinand III., Jan Hartwig, Graf von Nostitz, verkaufte
1662 Liben für 82.000 Gulden der Prager Altstadt. Die Gemeinde Liben bestand
bereits am Anfang jener sozusagen Prager Zeitetappe aus zwei Teilen: aus der
jüdischen Gemeinde und aus dem Dorf Liben. Dieses war für die damaligen
Verhältnisse recht groß, es gehörten ein Schloss, eine Mühle sowie mehrere
Wirtschaftsgebäude dazu. Neuansiedler kauften Grundstücke im oberen Teil von
Liben zwischen den Weinbergen, die von Karl IV. gegründet wurden, und
errichteten somit die Gemeinde Nova Liben.
In Liben entstand eine starke jüdische Gemeinde, die von der Prager
jüdischen Gemeinde unabhängig war. Es wurden dort eine Schule und eine
Synagoge errichtet, die sich in der heutigen Kozeluzska-Straße befand. Um
das Jahr 1713 soll Liben mehr jüdische als christliche Bewohner gehabt
haben.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Liben die ersten
Manufakturen und Fabriken errichtet. Den größten Industrieaufschwung erlebte
Liben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1871 wurde die
Nordost-Bahn in Betrieb genommen, und am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der
Hafen Liben eröffnet. Von Karlin über Liben nach Vysocany führte seit 1896
eine Straßenbahnstrecke, die von Frantisek Krizik errichtet wurde.
Im Jahre 1858 wurde in Liben eine neue Synagoge eröffnet, die man nach
dem Hochwasser von 1845 zu bauen begann. Das jahrelang leer stehende und
beschädigte Gebäude, das heute unweit der Metrostation Palmovka steht und an
die einst starke jüdische Gemeinde in diesem Stadtteil erinnert, wird erst
seit einigen Jahren als einzigartiger Raum für Theaterprojekte und für
Ausstellungen genutzt. In diesen Tagen kann man dort eine Fotoausstellung
besichtigen, die Israel, gesehen mit den Augen von drei jungen tschechischen
Künstlern vorstellt. Neben klassischen Großformatfotos werden einige
Aufnahmen abwechselnd auf eine Leinwand projiziert, sodass die Ausstellung
lebendiger aussieht. Während der Vernissage wirkte das nicht renovierte
Interieur der Synagoge sehr geheimnisvoll, der recht kalte Raum wurde nur
von Kerzen beleuchtet. Für musikalische Begleitung sorgte während der
Vernissage die Gruppe Klec.
Nach den Beweggründen für die Fotoausstellung fragte ich Robert Rehak,
den Vorsitzenden der Gesellschaft der Christen und Juden, die zu den
Initiatoren der Ausstellung gehört:
Die Idee entstand, nachdem sich drei meiner jungen Freunde - zwei
Fotografen und ein Bildhauer - entschieden hatten, die tschechischen
Besucher der Ausstellung mit der Welt des Nahen Ostens bekannt zu machen.
Sie nahmen alle drei an einem Studienaufenthalt an der Bezalel Academy of
Art in Jerusalem teil und wollten wenigstens einen Teil deren Werke, die in
Israel entstanden sind, hier der Öffentlichkeit vorstellen. Auf den Fotos
sieht man Begegnungen von verschiedenen Menschen - von Juden, Christen und
Moslems, die dort nebeneinander leben. Wir sind als Gesellschaft der
Christen und Juden einer der Veranstalter der Ausstellung, denn es ist
unsere Aufgabe, nach einem Dialog zwischen diesen Glaubensgemeinschaften zu
suchen.
Die scheinbar entfernte, farbenreiche Welt, voll von orientalischen
Düften, voll von Gefühlen und von tiefem Hass, voll von Leben und Tod - sie
wird auf den Fotos von Hanus Lamr, Vojtech Vlk und Filip Sodomka
dargestellt. Den zuletzt genannten Fotograf fragte ich nach seinen
Eindrücken von dem Studienaufenthalt in Israel:
Ich kannte Europa schon ganz gut und wusste, dass es ähnlich wie bei uns
ist. Ich wollte jedoch die Gegend sehen, wo alles begonnen hat. Ich stamme
aus einer christlichen Familie, sodass das Land für mich fast mystische
Bedeutung hat. Es gelang mir, während des einen Semesters in Israel, das
Land wirklich zu durchreisen und kennen zu lernen. Ich brachte einige
Tausend Fotos von dort mit, für die Ausstellung suchte ich diejenigen aus,
die ich für die stärksten und anregendsten halte. Das, was man dort erlebt,
ist für alle Sinne anspruchsvoll - die verschiedenen Sprachen beispielsweise
... Wenn ich darüber rede, dann denke ich an sehr viele verschiedene
Momente. Als ein Ausländer fühlte ich mich dort freier als die Israelis
selbst. Ich besuchte Regionen, die sie sich nicht zu betreten trauen - den
Gaza-Streifen, Hebron, Betlehem usw.
Filip Sodomka sieht Israel als eine Welt von Widersprüchlichkeiten, in
dem der Osten mit dem Westen konfrontiert wird. Arme, schmutzige arabische
Jungen findet man auf den Fotos neben den modernsten Hotels, Computern und
Panzern. Auf einem Foto sieht man einen Pilger, der am Morgen durch das
ruhige Heilige Land spaziert, auf dem folgenden Foto steht ein verlassener
Einkaufswagen vor einem Supermarkt in Tel Aviv ... Immer wieder zwei
unterschiedliche Welten nebeneinander. Vojtech Vlk sieht Israel vor allem in
den Gesichtern der Menschen. In seinem Fotozyklus wechseln sich ein Jude,
ein Moslem, ein Christ, ein Soldat, ein Verkäufer und viele andere ab. Auf
den Fotos von Hanus Lamr findet man die Farbenpracht eines Regebogens, aber
auch die Feinheiten der hebräischen und arabischen Kaligraphie.
Die Ausstellung mit dem Titel Israel 1998 - 1999 - 2000 in der Synagoge
in Liben ist bis zum 25. November täglich von 13 bis 18 Uhr geöffnet. |
Synagoge in Smíchov
[24-07-2004] Autor: Martina
Schneibergova
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Es war ein vernachlässigtes graues Gebäude, das keine
besondere Aufmerksamkeit erweckte. Heute ist es eine Sehenswürdigkeit des Prager
Stadtteils Smíchov, der auch die in unmittelbarer Nachbarschaft entstandenen
modernen Einkaufszentren nicht geschadet haben. Mehr über die renovierte
Synagoge in Smíchov hören Sie im folgenden Spaziergang durch Prag von Martina
Schneibergova und Gerald Schubert.
Synagoge
in Smíchov (Foto: Jana Sustova)
In der Nähe des Einkaufszentrums an der Ecke Plzenska /
Stroupeznickeho steht die renovierte Synagoge, die 1863 im maurischen Stil
erbaut wurde. Die jüdische Gemeinde in der einstigen Prager Vorstadt Smíchov
hatte am Ende des 19. Jahrhunderts an die 2000 Mitglieder. Die Synagoge wurde
dank dem Unternehmer Frantisek Ringhoffer erbaut. Ringhoffer stammte aus der
Altstadt, dort hatte seine Familie eine Schlosserwerkstatt. Nach Meinung von Dr.
Arno Parík vom Jüdischen Museum in Prag hatte Ringhoffer vielleicht aus diesem
Grund eine Beziehung zur jüdischen Gemeinde. Die ursprüngliche, provisorische
Synagoge wurde um das Jahr 1850 gegenüber der Stelle, wo die heutige Synagoge
steht, errichtet. Über die jüdische Gemeinde in Smíchov sagte mir Arno Parík:
In Smíchov gab es viele Fabriken. Die ersten gehörten den
Unternehmerfamilien Porges und Príbram: Textilfabriken, die Anfang des 19.
Jahrhunderts erbaut wurden. Die jüdische Gemeinde entstand in Smíchov Mitte des
18. Jahrhunderts. Nach der Gemeinde im Stadtteil Liben ist es die zweitälteste
jüdische Gemeinde in Prag. Ein Gebetsraum gab es damals auf dem Gut Na Popelce
im Ort und heutigen Prager Stadtteil Kosíre. Damals wurde der jüdische Friedhof
in Radlice gegründet, der sehr schön ist. Die ältesten Grabmäler stammen vom
Ende des 18. Jahrhunderts. Die Gemeinde war verhältnismäßig alt, es wurde hier
z. B. Siegfried Kapr, der Begründer der tschechischen jüdischen Bewegung
geboren. In der Klicperova-Straße lebte der bekannte Schriftsteller Hermann
Ungar.
Von dem ursprünglichen maurischen Stil der Synagoge in Smíchov
kann man heute nicht mehr viel erkennen. Dr. Parík dazu:
"Die ganze Synagoge wurde in den Jahren 1930-31 von Leopold
Ehrmann umgebaut. Dies ist sein interessantester Bau. Er hat die Synagoge fast
um die Hälfte - um den westlichen Teil erweitert. Es ist schwierig, den Baustil
zu definieren. Es sind große Flächen, viel Masse, die auf den Menschen
bedrückend wirkt. Die Monumentalität wird betont. Ich mag diese Architektur
nicht so sehr, aber da es in Prag nicht viele solche Bauten gibt, ist sie schon
interessant. Den Verputz ließ der Architekt damals aus gebrochenem Stein und
Zement machen. Er war sehr hell, mit der Zeit ist er schwarz geworden. Da er so
hart ist, kann man ihn kaum reparieren, er wird heute nur noch geputzt."
Beim Umbau von Smíchov war die Synagoge der einzige Bau, der
von dem alten Häuserblock erhalten blieb. Die übrigen Gebäude wurden teilweise
schon in den dreißiger Jahren, teilweise erst später abgerissen. Auf einmal ist
die Synagoge von allen Seiten gut zu sehen, wie auch Arno Parík betonte.
"Ursprünglich rechnete man damit, dass das Gebäude für die
Öffentlichkeit geöffnet sein könnte, aber da wir dringend Räumlichkeiten für
unser Archiv brauchen, werden wir dieses Gebäude u. a. als Archiv des Jüdischen
Museums nutzen. Außerdem wird hier ein Studienraum eingerichtet."
Arno Parík zufolge wurde das Gebäude 1941 geschlossen, die
Einrichtung wurde wahrscheinlich schon damals teilweise vernichtet. Seit den
fünfziger Jahren wurden hier Lager für Ersatzteile vom Maschinenbau-Betrieb
Tatra geschaffen. Das Haus war voll gestopft mit verschiedenen Stellagen, und
von einer Wand in zwei Teile geteilt. Der Bau als solcher war fast vernichtet.
1986 sollte das Gebäude abgerissen werden, die Denkmalschutzexperten stimmten
damals dem Vorschlag zu. Die Mitarbeiter des Jüdischen Museums versuchten, etwas
zu unternehmen, um die Synagoge zum Kulturdenkmal zu erklären. Dies ist kurz vor
der Wende von 1989 auch gelungen. Von dem ursprünglichen Inventar ist nichts
mehr erhalten geblieben - bis auf eine wertvolle Ausnahme, wie Dr. Parík
erzählt:
"Das geschah wahrscheinlich während des Krieges oder kurz
nach dem Krieg: Es ist sehr ungewöhnlich - der Thoraschrein in der östlichen
Wand - Aron ha kodesh - wurde von Jemandem sehr gründlich eingeschlossen und er
ist dort vierzig Jahre lang geblieben. Wenigstens dieser einzige Teil ist
erhalten geblieben, während die ursprüngliche Beleuchtung, die Bänke oder die
Orgel verschwunden sind."
Während der Renovierungsarbeiten haben die Bauleute voriges
Jahr jedoch noch einen interessanten Fund gemacht - unter der Erde der Synagoge
entdeckten sie eine Urkunde:
"Die Urkunde - eine Gründungsurkunde - wurde hier während
der Rekonstruktion am Fuße einer Säule unter der Erde gefunden. Sie wurde sehr
schön kaligraphisch von dem Prager Portraitisten Josef Bindeles verfertigt. Sie
beschreibt die Geschichte der Gemeinde und ihre Bemühungen, eine eigene Synagoge
zu erbauen."
Arno Parík zufolge kann man nicht ausschließen, dass man noch
irgendwo bestimmte Dokumente oder sogar Teile des Inventars der Synagoge finden
kann:
"Wir wären sehr froh, wenn wir z. B. auch im Ausland noch
Menschen finden würden, die vor dem Krieg hier in Smíchov lebten und die hiesige
Gemeinde und ihre Synagoge kannten. Und wenn sie uns z. B. Fotos des Interieurs
zur Verfügung stellen könnten. So etwas wäre für unser Museum sehr bedeutend."
Zum Abschluss unseres Spaziergangs bringen wir wie immer in
der letzten Ausgabe dieser Sendereihe im Monat eine Quizfrage, für deren
richtige Beantwortung Sie ein Souvenir aus Prag gewinnen können. Die heutige
Frage lautet: Wie heißt die Metro-Haltestelle der Linie B unweit der Synagoge in
Smíchov. Ihre Zuschriften richten Sie, bitte, an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ
120 99 Prag 2.
Vor vier Wochen fragten wir Sie im Spaziergang durch Prag nach
den Namen der Synagogen, die vom Prager Jüdischen Museum betreut werden. Es hat
gereicht, eine der Synagogen zu nennen - wie z. B. die Altneu-, die Klausen-,
die Pinkas-, die Maiselsynagoge oder auch die spanische Synagoge. Ein Souvenir
aus Prag geht diesmal an Werner Spinnehörn aus Frankfurt am Main.
Geschichte des
tschechisch-deutschen Verhältnisses - Teil 1
http://www.radio.cz/de/artikel/54079
Die deutschsprachigen Sendungen in der Tschechoslowakei IV.
[14-08-2004] Autor: Katrin Bock
Anhören 16kb/s ~ 32kb/s Thema des letzten Teiles unserer
Sendereihe über den deutschsprachigen Rundfunk in der Tschechoslowakei sind die
Jahre 1938 und 1939.
Am 1. Mai 1938 begann der deutschsprachige Sender Melnik
regelmäßig sein Programm auszustrahlen. Damit hatte sich der Wunsch der
Sudetendeutschen nach einem eigenen Rundfunksender erfüllt. Bereits kurz nach
der Gründung des tschechoslowakischen Rundfunks im Mai 1923 war zum ersten Mal
die Forderung nach einem eigenen deutschsprachigen Programm zu hören gewesen.
1925 begann man zwar, ein deutsches Programm zu senden, doch sprach dieses nicht
die Mehrheit der deutschen Minderheit an. Außerdem war es zu kurz. Die rund
20prozentige deutsche Minderheit erhielt nur 7,5 Prozent der Sendezeit. Nach der
Machtergreifung Hitlers im Deutschen Reich nahm die Propaganda der dortigen
Sender für die Sudetendeutschen zu. Nicht zuletzt dank dieser gewann die
Sudetendeutsche Partei die Parlamentswahlen 1935 haushoch. Die Prager Regierung
hoffte, durch den neuen Sender die deutsche Minderheit besser erreichen und sie
in ihrem Sinne beeinflussen zu können. Aber auch die Sudetendeutsche Partei
bemühte sich, Einfluss auf den neuen Sender auszuüben. Forderungen ihrerseits
wurden stets mit dem Argument zurückgewiesen, dass in der Tschechoslowakei keine
Parteien Rundfunk betreiben dürfen. Die Erkennungsmelodie des deutschen Senders
Melnik war im Sommer 1938 nur für einige Monate zu hören.
Eine über 60köpfige deutsche Redaktion hatte ab Mai 1938 ihren Sitz im
ehemaligen Nationalhaus im Prager Stadtteil Karlin. Hier befanden sich neben
einigen Studios auch zwei große Konzertsäle. Verbreitet wurde das Programm durch
den neu gebauten Sender Melnik, der dieses auf Mittel- und Kurzwelle
ausstrahlte. Gegen die deutschen Sendungen hetzte die Henlein-Partei. In ihrer
Parteizeitung war im Mai 1938 zu lesen:
"Der gestrige Schulfunk des Prager Senders wurde von den Nichtariern
A.Schmerzensreich, Adolf Schaumann und Maximilian Wolf moderiert. Auch das
geschäftstüchtige Kaffeehausunternehmen Winler-Reichenberg und das jüdische
Hotelunternehmen Richmond-Karlsbad tragen mit ihrer Tanzmusik zum Programm bei."
Die Mitglieder der Henlein-Partei übten zudem Druck auf deutsche Künstler aus,
nicht im Prager Sender aufzutreten.
Unterdessen ging die Propaganda der Reichssender weiter. Im September 1938
konnten die Bewohner der Sudetengebiete u.a. diese Nachrichten hören:
"Die Deutschenjagd geht trotz aller internationaler Proteste weiter. Am
Sonnabend wurden sämtliche Geschäftsstellen der Sudetendeutschen Partei besetzt
und von tschechischer Soldateska regelrecht ausgeplündert. Die Papiere wurden
zusammengepackt und den Polizeibehörden überliefert, das gesamte persönliche
Eigentum ließen die Nachkommen der Hussiten mitgehen."
Zur gleichen Zeit, als die Reichssender mit Meldungen dieser Art die
Sudetendeutschen ansprachen, sendete der Prager deutsche Rundfunk eine Reportage
über den in Prag stattfindenden internationalen PEN-Kongress im Sommer 1938:
"Meine verehrten Damen und Herren, wir haben gestern von dieser Stelle aus den
Prager Waldsteingarten beschrieben, als wir die Aufführung des neuen deutschen
Theaters von Mozarts Oper "Gärtnerin aus Liebe" übertrugen. Heute sind wir
wieder im Waldsteingarten, der in den Junitage sozusagen im höchsten Kurs steht.
Wir sind nämlich bei einer Gartenparty die der Minister für Unterricht und
Volkskultur, Dr. Franke, im Waldsteingarten gibt und zwar zu Ehren des
Kongresses des Pen-Clubs. Wir sind also, meine Herrschaften, vom Waldsteinplatz
durch die herrliche Barockausstellung gegangen und jetzt sind wir im Garten, wo
schon eine ganze Anzahl Besucher versammelt hat. Hier steht Minister Franke, der
seine Gäste in liebenswürdiger Weise begrüßt. Ich sehe da eine ganze Anzahl von
Persönlichkeiten aus tschechischen auch aus der deutschen kulturellen Welt
Prags."
Hört man diese Reportage, kann man sich kaum vorstellen, dass sie einige Wochen
vor dem Münchner Abkommen entstand, zu einer Zeit, als in der Tschechoslowakei
Truppen mobilisiert waren und man mit dem baldigen Ausbruch eines Krieges
rechnete.
Der deutschsprachige Sender konnte die Entwicklungen nicht aufhalten. Ende
September 1938 wurde das Münchner Abkommen unterzeichnet, Anfang Oktober die
überwiegend von Deutschen besiedelten Grenzgebiete der Tschechoslowakei an das
Deutsche Reich abgetreten. Am 10. Oktober 1938 verkündete Konrad Henlein im
nordböhmischen Reichenberg-Liberec den Erfolg seiner Partei:
"So kam die Zeit, da der Führer uns heimrief und heimholte in das große deutsche
Vaterland. Am 10. dieses Monats ist das ganze sudetendeutsche Gebiet besetzt.
Heil!"
Das Ende des Senders Melnik war gekommen, dazu der Rundfunkhistoriker Dr.
Frantisek Hrdlicka, der seit Jahren die Geschichte der deutschsprachigen
Sendungen erforscht:
"Nach dem Münchner Abkommen, genau ab 18. Oktober 1938 sendete Melnik
tschechisch mit einer deutschen Programmstunde. Den Volksbildungsverein Urania
beherrschten nun die SdP-Leute. Bald kam der März 1939 mit der Verkündigung des
Protektorats Böhmen und Mähren. Deutsch hörte man überall."
Münchner AbkommenNach dem Münchner Abkommen war die Souveränität des
tschechoslowakischen Staates begrenzt. Berlin untersagte dem Prager Rundfunk die
Ausstrahlung eines ganztägigen Programms für die Sudetendeutschen. Dieses hätte
immerhin eine Konkurrenz zum offiziellen Reichssender darstellen können. Der
Sender Melnik strahlte nun über Kurzwelle die Auslandssendungen aus - auch in
Deutsch. Die Prager Rundfunkleitung kam den aus Berlin kommenden Forderungen im
Großen und Ganzen nach: erste Opfer waren Nichtarier, denen ein weiteres Wirken
im Rundfunk untersagt wurde. Ende 1938 verhandelte die Leitung des Prager
Rundfunks mit Vertretern des deutschen Reichsfunks. Über das geplante Abkommen
teilte der Leiter des Prager Rundfunks, Dr. Sourek, folgendes mit:
"Unabhängig von weiteren Verhandlungen bieten wir Berlin den Austausch von
Musikprogrammen an. In den deutschsprachigen Sendungen werden wir ganz und gar
loyal vorgehen und keine Nichtarier beschäftigen."
Zu den geplanten Verhandlungen zwischen dem Prager und Berliner Rundfunk über
eine zukünftige Zusammenarbeit kam es nicht mehr. Am 15. März 1939 überschritt
die Wehrmacht die tschechoslowakische Grenze, am folgenden Tag verkündete
Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop die Entstehung des Protektorats
Böhmen und Mähren im tschechischen Rundfunk.
Der Sender Melnik wurde im Juni 1939 in Reichssender Böhmen umbenannt und
strahlte nun ein rein deutschsprachiges Programm für das Protektorat aus. Der
Sender war Bestandteil des deutschen Reichsfunks und unterstand somit direkt
Berlin. Im November 1941 wurde auch der tschechische Rundfunk Bestandteil des
Reichsfunks und unterstand direkt dem Reichsprotektor.
"Sender Böhmen der Sendergruppe Böhmen und Mähren. Das Stadtgericht Prag hat mit
Urteil vom 2. Juni 1942 folgende Personen zum Tode verurteilt: ...."
In den Maitagen des Jahres 1945 spielte der tschechische Rundfunk dann eine
große Rolle - aus dem Prager Studiogebäude war der Aufruf zum Aufstand gegen die
deutschen Besatzer gesendet worden. Bis in der Tschechoslowakei wieder Deutsch
im Äther zu hören war, sollte allerdings noch einige Zeit vergehen. Dazu der
Rundfunkhistoriker Dr. Frantisek Hrdlicka:
"Nach dem Kriegsende herrschte eine sehr starke nicht nur antinazi, aber leider
auch antideutsche Stimmung. Also erst in den 50er Jahren wurden Sendungen für
tschechoslowakische Bürger deutscher Nationalität wieder gesendet"
Und diese sind bis heute zu hören, wenn auch derzeit nur 15 Minuten wöchentlich.
Und damit sind wir am Ende unserer Sendereihe über die Sendungen für die
deutsche Minderheit in der Tschechoslowakei bis 1939.
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