JUDEN in der ehemaligen Tschechoslowakei
Antisemitismus
Zurück auf dem Boden der Realität: die
Emanzipation und auch die, um einen hohen Preis erworbene Assimilation wurde
bald vom rasch aufkommenden Antisemitismus eingeholt.
Einer von den boshaftesten Agitatoren - neben
den deutschen Richard Wagner und Heinrich Treitschke -, arbeitete in Prag
und hieß August ROHLING
(1839-1932). Als wortgewaltiger Antisemit, vor allem mit seiner Hetzschrift
''Der Talmudjude'' (E: München, 1876), entsprach er seinem Namen ''Rohling''
voll und ganz.
Der Prager Kanonikus und Professor der
katholischen Theologie, hat mit seiner Schrift - eigentlich eher ein
Pamphlet, in dem er zusammenhanglos und willkürlich Talmud-Zitate verdreht
interpretierte -, versucht, theologisch gegen die 'jüdische Rasse'
vorzugehen. Diese miese Schrift hatte seinerzeit dermaßen ihr Wirkungsziel
erreicht, daß sogar noch Julius Streicher, in seinem ''Stürmer'', Rohlings
Argumente aufgriff.
Rohling bekam durch die beiden
österreichischen Reichtsagsabgeordneten Georg Ritter v.
SCHÖNERER (1841-1921) und Karl LUEGER (1844-1910), die
ebenfalls böszüngige Antisemiten waren, kräftigen Rückenwind.
Dem Aufstieg des böhmisch-mährischen
Judentums, wie auch jenes der anderen europäischen- und westeuropäischen
Länder, konnte der Antisemitismus zu dieser Zeit nur weniges antun: zu sehr
brillierte bereits die Leistung der Juden in allen Disziplinen der
Wissenschaft, der Literatur und Philosophie, in der Kultur, Kunst und Musik. |