Montag, 10. Februar
1997
Jubiläum in Umbruchphase:
Bei Siemens bleibt nichts so wie es
war
München (dpa/eu) - "Sehr geehrte Damen
und Herren Aktionäre; Siemens, Ihr Unternehmen, ist auf top-Kurs. Nichts
bleibt so, wie es war!" Mit diesen Sätzen leitet Heinrich von Pierer,
Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Elektrokonzerns, einen Brief
an die Aktionäre im neuen Geschäftsbericht ein.
Am kommenden Donnerstag treffen sich
die Anteilseigner zur Hauptversammlung in Berlin. Das
Aktionärstreffen der Siemens AG in der Geburtsstadt des Unternehmens
hat in mehrfacher Hinsicht Symbolcharakter. Siemens wird in diesem
Jahr 150 Jahre alt, der Umsatz steuert auf 100 Milliarden DM zu und
in Kürze hat der größte private Arbeitgeber in Deutschland mehr
Beschäftigte im Ausland als im Inland.
Zwar konnte Siemens im
Geschäftsjahr 1995/96 (30. September) den Auftragseingang um zehn
Prozent auf 100,8 Milliarden DM, den Umsatz um sechs Prozent auf
94,2 Milliarden DM und den Konzerngewinn ohne Sondereffekte um 20
Prozent und mit Sondererlösen um 43 Prozent auf 2,99 Milliarden DM
steigern. Dennoch ist von Pierer nicht zufrieden. Die
Ergebnisse seien nicht ausgewogen und der Gesamtgewinn zu stark vom
Bauelemente-Bereich abhängig, sagt der seit 1992 amtierende
Siemens-Chef. Im laufenden Geschäftsjahr 1996/97 stagniert der
Gewinn durch rückläufige Erträge aus den Bereichen Bauelemente,
Medizin- und Verkehrstechnik. Eine "Verschnaufpause" vor einem
weiteren Gewinnanstieg, der bis zum Jahr 2000 eine
Eigenkapitalrendite von 15 Prozent nach 10,5 Prozent (1995/96)
bescheren soll, prognostiziert von Pierer.
Offensichtlich um
Rückendeckung für die Umstrukturierungen und auch den weiteren
Stellenabbau zu haben, brachen der Siemens-Chef und
Finanzvorstand Karl-Hermann Baumann mit einem alten Siemens-Tabu.
Sie nennen jetzt nicht nur die Gewinne der acht großen
Arbeitsgebiete (Industrie, Kommunikation, Energie usw.), sondern
auch zusätzlich der 14 Bereiche.
Außerdem kündigt von Pierer ein
höheres Tempo bei den Produktivitäts-Maßnahmen an. In den
vergangenen drei Jahren hat Siemens im Inland allein 30 000 Stellen
abgebaut. Immer mehr fertigt Siemens auch im Ausland, wobei der
Auslandsanteil binnen fünf Jahren von derzeit 60 auf 70 Prozent
steigen soll...
Finanzvorstand Baumann hat die
Perspektiven bereits vorgezeichnet. Binnen fünf Jahren
könnte der Umsatz um gut 50 Prozent auf 150 Milliarden DM steigen.
Ende 1996 hatte Siemens weltweit 377 000 Beschäftigte, davon 200 000
im Inland. Im Jahr 1980 zählte der Konzern 344 000 Beschäftigte,
aber nur 32 Milliarden DM Umsatz.
Quelle:
Germany-Live (EMP -
Elektronische Medien Produktions- und Beratungsgesellschaft mbH)
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