„Es war einmal eine Familie“

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Eshkol Nevo erzählt in „Trügerische Anziehung“ drei Geschichten, drei Beziehungen, drei Grauzonen des menschlichen Miteinanders.

Da ist das Zusammentreffen von Omri, frisch geschiedenen, auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht, mit Mor, die ihn in seinen Bann zieht. Sie reist mit ihrem Mann, der in Bolivien tödlich verunglückt. Da ist Doktor Caro, ein frischer Witwer, der eine tiefe Sympathie für eine junge Kollegin hegt. Und da ist Ofer, der auf einmal verschwindet, an einem Tag im Februar, aus seiner Ehe mit Chelli, seiner Familie, ohne jegliche Spur. Es sind schicksalshafte Begegnungen und Entscheidungen von Menschen, die nach Erklärungen suchen und sich dabei auf Abwege begeben.  

Eshkol Nevo erzählt, wie immer, universal gültig und doch sehr israelisch, verknüpft die Geschichten lose miteinander, baut den Spannungsbogen klug und schickt uns auf eine tiefenpsychologische Reise „Gymboree im Einkaufszentrum von Haifa, zum Weingut Kfar Vitkin, zum Ga’asch-Strand, in den Wald von Ben Schemen, nach Masada, ins Delfinarium von Eilat“.

Das Buch schrieb Nevo während der Corona-Zeit. Die Isolierung, das Alleine-Sein, das Sich-Fremd-Sein zieht sich wie ein roter Faden durch den Text. Trotzdem, so viel sei vorweg genommen, lösen sich die Geschichten positiv auf, finden den Einklang, verlassen die Isolation. Ein kurzweilige Lektüre, der ideale Sommer-Lesestoff! 

Eshkol Nevo, Trügerische Anziehung. Dtv 2024, 304 S., Euro 24,00, Bestellen?

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