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Die Hamas ist ein Wolf im Schafspelz

Während einer Pressekonferenz, die am Freitag in Damaskus stattfand, sah Khaled Meshal, der politische Chef der Hamas, aus wie ein Ehemann, der seine Frau misshandelt hat und nun versucht sie zu überzeugen, zu ihm zurückzukehren...

Analyse von Avi Issacharoff und Amos Harel, Ha’aretz, 17.06.2007
Übersetzung von Daniela Marcus


„Wir haben keine Pläne, Gaza zu kontrollieren“, behauptete Meshal. „Wir wurden auf Grund von Notstandsmaßnahmen zur Übernahme gezwungen.“ Er erklärte, dass „die Hamas plant, zum Wohle des palästinensischen Volkes mit Mahmoud Abbas zu kooperieren.“ Hamas-Premierminister Ismail Haniyeh erklärte für seinen Teil, seine Organisation sei immer noch der palästinensischen Einheit verpflichtet.

Diese Aussagen klingen kaum glaubhaft, nachdem Hamas-Militante bis vor weniger als 24 Stunden eine mörderische politische Säuberungsaktion im Gazastreifen durchgeführt haben. Die letzten drei Tage beinhalteten die Verhaftungen Dutzender von ranghohen Fatah-Offiziellen, die Plünderung des Präsidentenpalastes und das Ausrauben von Häusern einer jeden Person, die jemals mit der Fatah in Verbindung gebracht worden ist. Hierzu gehörten nicht nur Yassir Arafats Residenz sondern auch das Haus von Geschäftsmann Ihab Al-Askhar, der seit 13 Jahren nicht mehr aktiv für die Fatah tätig war, und das Haus von Mohammad Dahlans Mutter.

Die Hamas versucht, Routine auf die Straßen des Gazastreifens zurückkehren zu lassen. Und wieder einmal versteckt sich die Hamas dabei im Schafspelz und erklärt, sie habe nicht gegen die Fatah sondern nur gegen Dahlans Zweig agiert. Als Teil der Maßnahmen, die für Recht und Ordnung sorgen sollen, versprach die Hamas sogar die sofortige Freilassung des entführten BBC-Journalisten Alan Johnston.

Doch trotz der Bemühungen, das Bild des gewohnten Ganges zu präsentieren, stehen die Hamasführer einer komplexen Aufgabe gegenüber. Meshal, Haniyeh und insbesondere die Führer des militärischen Flügels der Hamas gaben nicht nur grünes Licht für den Bürgerkrieg sondern auch für Gräueltaten wie die Exekution des Militanten Samiah Al-Madhoun von den Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden.

Hamas-Militante, die Leichen schändeten, palästinensische Mitbürger von Hochhäusern stießen, verbrannten und plünderten, werden Probleme damit haben, am Tag danach aufzustehen und wie Bürger auszusehen, die das Gesetz befolgen. Und es ist nicht nur die Straße, die für die Hamas schwer zu kontrollieren sein wird. Der mutmaßliche Mainstream der Organisation beinhaltet auch eine prominente Extremistengruppe, die die Fatah als eine Bande von Ketzern betrachtet.

Auch Fatah-Offizielle versuchen, den Eindruck des gewohnten Ganges zu schaffen. Salam Fayad wurde zum Chef der palästinensischen Notstandsregierung ernannt, von der vermutlich niemand weiß, wie sie funktionieren soll und die den Graben zwischen dem Westjordanland und dem Gazastreifen nur noch vertieft. Viele innerhalb der Fatah glauben, nachdem Dahlan ernsthaft geschlagen wurde, säße ihre letzte Hoffnung in einem israelischen Gefängnis. Doch es scheint, dass die Aufgabe, der Fatah im Gazastreifen zu ihrem früheren Ruhm zurück zu verhelfen, selbst für einen freien Marwan Barghouti zu groß ist.

Die israelische Verteidigung hatte am Wochenende zwei Zugänge zu dieser Situation: einer betrachtete die Ereignisse als bedenklich und war der Meinung, die Niederlage der Fatah könne zu einer ernsthaften Verschlechterung der Beziehungen zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde führen. Der andere Zugang suchte nach einem Lichtstrahl. Man sagte, dieser käme von der Tatsache, dass im Gazastreifen nun alles klarer sei. Es gäbe keine „schlechten“ und „guten“ Palästinenser mehr. Und es sei eine Adresse im Gazastreifen vorhanden, nämlich die Hamas, mit der man nur in der Sprache der Gewalt reden könne.

So oder so, die israelische Verteidigung nimmt an, die Hamas werde auf kurze Sicht an einer Beruhigung der Lage interessiert sein, um ihre Kontrolle im Gazastreifen zu stabilisieren. Das zentrale Dilemma für Israel liegt im Öffnen der Grenzübergänge. In wenigen Tagen werden Berichte in den Medien über das Leiden der Bewohner des Gazastreifens erscheinen. Es wird wohl nicht möglich sein, dieses Problem vor die Tür Ägyptens zu legen, denn Ägypten ist nicht davon begeistert, eine große Anzahl von Waren aus seinem Territorium über den Rafah-Übergang in den Gazastreifen zu lassen.

Posted 06/18/07 by: admin

Comments

wrote:
Israel sollte Gaza komplett abdichten.

Wenn die Leute aus Gaza Waren haben wollen, dann sollen die ihre Schmuggel-Tunnel nach Ägypten verwenden, oder offiziell ueber die Äqyptische Grenze mit Waren austauschen.
Eventuell koennte man ein paar Hilfsgueter per Bomber und Fallschirm abwerfen, doch sollte das nur good-will sein.
Interessant ist, wie stabil die sog. "arabische Solidaritaet" zwischen den arabischen Laendern ist.
Wie schon woanders geschrieben, sollte Israel in Gaza nicht einmaschieren und juedisches Blut riskieren.
Besser ist es Gaza nicht, oder nur sehr wenig mit Ressourcen wie Wasser, Strom und Diesel zu unterstuetzen. Optimalerweise sorgt man nur fuer eine ausreichende Versorgung der Krankenhaeuser, doch wird es schwer, Wasser und Strom seleltiv dort hin zu liefern. Man kann aber wenig liefern, das mit etwas Reserve fuer den Betrieb der Krankenhaeuser genuegt. Wenn die Araber etwas denken, werden sie diese verknappten Ressourcen fuer Krankenhaeuser verwenden, und nicht sonst fuer Radiosender, Terroristische Aktionen etc. verschwenden.
06/19/07 14:53:36

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