Die Eroberung des Gazastreifens durch die islamistische Hamas kann für die Palästinenser auch das Ende ihrer fünfzigjährigen Geschichte seit der Gründung der PLO bedeuten...
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 15. Juni 2007
Die Palästinensische Befreiungsorganisation strebte einen demokratischen Staat an, der sich in die Völkergemeinschaft integrieren sollte. Deshalb kämpfte Jassir Arafat für internationale Anerkennung auf diplomatischem Parkett in der UNO, bei der EU und bei den Amerikanern. Für diesen Zweck verwendete Methoden, Terroranschläge und Flugzeugentführungen, waren nicht nach jedermanns Geschmack. Am Ende ließ die PLO sich auf Verhandlungen mit Israel ein und akzeptierte die Gründung einer autonomen Selbstverwaltung. Das Ziel war ein Staat in Gaza und im Westjordanland.
Der Militärputsch der islamistischen Hamas, die Übernahme aller Regierungssymbole und die Zerschlagung der Autonomiepolizei sind eine klassische Form des Umsturzes. Im halben palästinensischen Territorium wurde nicht nur die angefeindete Fatah-Partei besiegt. Der Schlag richtet sich auch gegen die PLO als Dachorganisation aller politischen Gruppierungen. Die Hamas hat sich diesem Rahmen niemals unterworfen. Sie herrscht jetzt über ein Drittel aller Palästinenser. So kann die PLO nicht mehr behaupten, Vertreterin des ganzen Volkes zu sein. Die Hamas verweigert sich zudem den üblichen Regeln der Völkergemeinschaft. Nicht nur wegen ihres gewaltsamen Putsches, sondern weil sie alle „im Namen des Volkes“ abgeschlossenen Verträge verwirft.
Unter diesen Umständen erübrigt sich ein Friedensprozess und sogar die Vision eines palästinensischen Staates. Denn Hamas bewies mit ihrem Putsch, dass sie Demokratie nicht will und sogar die Regeln eines gesitteten Zusammenlebens in einem Gemeinwesen mit brutaler Gewalt verstößt. Die Unterwerfung des Gazastreifens und die Verwandlung des ehemaligen Präsidentenpalais in eine Moschee bedeuten ein Ende dessen, was die palästinensische Nationalbewegung 50 Jahre lang erkämpft, aufgebaut und erträumt hat. Niemand kann heute mehr vorhersagen, wie sich die Zukunft der Palästinenser gestalten wird. Unter den jetzigen Umständen bringt es nichts, einen „politischen Horizont“ in den Raum zu stellen. Alle Visionen sind zertrümmert worden, eigenhändig, von Exponenten des modernen „politischen Islam“, von der „demokratisch gewählten“ Mehrheit des palästinensischen Volkes.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
Posted 06/16/07 by:
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Comments
Oh Herr Sahm, dümmer geht's wohl nimmer. Nicht die Hamas hat geputscht, sondern die Fatah. Nicht die Hamas hat sich gegen Demokratie in den Palästinensergebieten ausgesprochen, sondern die PLO, das zionistische Gebilde und der Westen, bestehend aus Europa und den USA. Die Hamas wurde vom palästinensischen Volk in demokratischen Wahlen gewählt, in der Hoffnung, sie würde die brennenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Palästinensergebiete anpacken und die von der PLO seit 1993 praktizierte Korruption beseitigen. Wo sind eigentlich die Milliarden Arafats abgeblieben, wurden die inzwischen an das palästinensische Volk zurückerstattet?
Die Hamas wollte eine Chance, sich ihrem Volk zu beweisen, und auf Regierungsebene das zu leisten, was sie und ihre Mutterbewegung, die Muslimbruderschaft, die letzten 30 Jahre erfolgreich in den Palästinensischen Gebieten praktiziert haben: echte Hilfe für die notleidende, unter der Korruption der PLO und der rassistischen zionistischen Besatzung leidende Bevölkerung.
Der Westen, dem künstlichen zionistischen Gebilde hörig verfallen, wollte das nicht zulassen. Man unterstützte auch weiterhin die autoritär und undemokratische PLO und versuchte die demokratisch gewählte Hamas auf diese Weise abzudrängen, was allerdings gründlich fehlschlug. Jetzt haben wir den Salat, Bürgerkrieg im Gazastreifen und eine unvorhersehbare politische Zukunft. Wieder einmal hat der Westen das palästinensische Volk im Stich gelassen, hat die legitimen, völkerrechtlich verbrieften Rechte der Palästinenser in den Staub getreten, während er dem zionistischen Gebilde Zucker in den Hintern bläst. Und das, wo doch eindeutig und glasklar feststeht, wer im Nahostkonflikt der Täter ist, und wer das Opfer: Derjenige, der Siedlungen auf dem Land des anderen errichtet, seine eigene Bevölkerung auf das Land des anderen transferiert, das Land des anderen annektiert und dessen Wasser raubt, der ist der Täter.
Die Hamas tut gut daran, das Existenzrecht dieses künstlichen, verbrecherischen Gebildes solange nicht anzuerkennen, wie dieses mit seiner Verbrecherpolitik nicht aufhört. Und wie sollte die Hamas auch das Existenzrecht eines "Staates" anerkennen, der sich selbst bis heute keine endgültigen Grenzen gegeben hat, der seit 40 Jahren seine Grenzen willkürlich und auf Kosten des hilflosen palästinensischen Volkes erweitert?
Das palästinensische Volk braucht dringend unsere Hilfe. Geben wir den Palästinensern eine Perspektive für die Zukunft, geben wir ihnen einen eigenen Staat in 100 % der besetzten Gebiete, der eine Zukunft hat, dann werden Extremismus und Radikalismus in der palästinensischen Bevölkerung keine Chance mehr haben. Die Hamas wird - sofern sie sich gegen eine solche Lösung ausspricht - ihren Rückhalt verlieren, doch ebenso muss das zionistische Gebilde dazu gezwungen werden, einer solchen Lösung nicht länger im Weg zu stehen und seine völkerrechtlichen Verpflichtungen endlich allumfassend wahrzunehmen. Auch pro-zionistische Märchenonkels wie Herr Sahm sollten sich klar machen, dass dies der einzige Weg zum Frieden ist.
@ babu:
'Palästina war zu keiner Zeit ein ausschliesslich arabisches Land, auch wenn das Arabische seit dem 7. Jahrhundert, unter der arabischen Herrschaft, Umgangssprache war. Es gab niemals einen unabhängigen arabischen oder palästinensischen Staat in Palästina. Als sich Professor Philip Hitti, der bekannte arabisch-amerikanische Historiker von der Universität Princeton, im Jahr 1946 vor dem angloamerikanischen Komitee gegen die Teilung Palästinas aussprach, sagte er: „So etwas wie >Palästina< hat es in der Geschichte nie gegeben.“ Im Koran wird Palästina weder erwähnt noch an irgendeiner Stelle als das „Heilige Land“ (al-Arad al-Muqaddash) bezeichnet.
Vor der Teilung waren die in Palästina ansässigen Araber offenbar nicht der Ansicht, dass sie eine eigene Identität hätten. Als im Februar 1919 in Jerusalem der erste Kongress der muslimisch-christlichen Vereinigungen tagte, um Delegierte aus Palästina für die Pariser Friedenskonferenz zu wählen, wurde folgende Resolution angenommen:
„Wir betrachten Palästina als Teil des arabischen Syrien, von dem es zu keiner Zeit getrennt war. Wir sind durch nationale, religiöse, sprachliche, natürliche, ökonomische und geographische Bande mit Syrien verbunden.“
1937 äußerte Auni Bey Abdul-Hadi, ein führender Vertreter der arabischen Seite, gegenüber der Peel-Kommission, die die Teilung Palästinas vorgeschlagen hatte: „Es gibt kein solches Land wie >Palästina<! >Palästina< ist ein Begriff, den die Zionisten erfunden haben! Es gibt kein Palästina in der Bibel. Unser Land war jahrhundertelang ein Teil von Syrien.“
Der Abgeordnete des Obersten Arabischen Komitees der Vereinten Nationen sagte im Mai 1947 vor der Vollversammlung, dass „Palästina Teil der Provinz Syrien“ sei und dass „die in Palästina ansässigen Araber in politischer Hinsicht nicht in dem Sinn unabhängig waren, dass sie ein eigenständiges politisches Gebilde darstellten.“ Wenige Jahre später äußerte Ahmed Shuqeiri, der spätere Vorsitzende der PLO, vor dem Sicherheitsrat: „Jeder weiß, dass Palästina nichts anderes ist als das südliche Syrien.“ '
Also: Es gibt gar keine sog. 'Palästinenser'!
Dado:
Nichts Neues, was Sie da erzählen. Palästina war tatsächlich seit ca. 635 n.Chr. Teil des arabisch-islamischen Reiches, und nie unabhängig. Ebensowenig waren Syrien oder Marokko in ihrer heutigen Form unabhängig, heute sind sie es dagegen schon. Genauso, wie sich im 20. Jahrhundert ein marokkanisches, ein tunesisches oder ein omanisches Volk herausgebildet haben, hat sich 1965 mit der Gründung der PLO ein palästinensisches Volk gebildet. Diese Tatsache zu bestreiten, wäre dumm und realitätsfern. Die heutigen politischen Grenzen im Orient wurden von den Kolonialmächten gezogen, und entlang dieser Grenzen haben sich dann meist entsprechende Nationalismen entwickelt. Der palästinensische Nationalismus hat sich eben in den 60er Jahren entlang der vom zionistischen Gebilde und den arabischen Staaten gezogenen Grenzen entwickelt.
Nebenbei: Würde es den Zionisten etwa besser gefallen, die besetzten Gebiete an Syrien abzutreten? Für die Zionisten ist es völlig wurscht, ob es ein palästinensisches Volk gibt, oder ob Palästina historischer Teil Syriens oder der Inneren Mongolei ist. Die Zionisten beanspruchen Palästina in Gänze für sich und erkennen keine anderen Besitzansprüche an. Und das, obwohl in Palästina seit fast 2000 Jahren keine jüdische Mehrheit mehr existierte und das Land in dieser Zeit in den Besitz mehrerer anderer Völker überging. Wieso die Juden also einen übergeordneten Anspruch auf das Land besitzen sollten, ist absolut nicht zu begreifen.
Babu, Synonym für was? Egal.
Jedenfalls liegt seine verquere Sicht nicht mehr im Bereich des normalen Menschenverstandes. Niemand, der zu wissen glaubt, was Demokratie ausmacht - nämlich das gleichberechtigte Werben politischer Interessengruppen in einer Gemeinschaft um Anerkennung und Vertretungskonzession - kann eine von einer ideologisch gleichgeschalteten, religiös fanatisierten Bande gewaltsam durchgezogene Machtübernahme, wie jetzt in Gaza, damit gleichsetzen.
De facto haben wir da nun eine Militärdiktatur: das haben die, die die Gotteskrieger ins Parlament wählten, sich bestimmt nicht erhofft. Natürlich wird jetzt Ruhe und Ordnung einkehren: die Ruhe der Angst.
Und in Ermangelung einer kaum mehr als nur in Ansätzen funktionierenden Wirtschaft wird den Menschen dort nichts anderes übrigbleiben, als weiterhin sich mit den garnicht so geringen Almosen, die mitleidige Nationen, darunter auch Israel, ihnen zukommen lassen, am Leben erhalten zu lassen. Ihre Bevölkerungspolitik zu überdenken, wäre kein Fehler... eine Gesellschaft von Kindern und Heranwachsenden, die notwendigerweise von außen alimentiert wird, wird bald in Armut und Elend versinken, selbst wenn die Zuwendungen noch zunehmen, wenn das ungezügelte Bevölkerungswachstum nicht sofort gebremst wird. Liebe - Brot der Armen? Ja, aber satt wird keiner davon.
Wobei die jetzt in Gaza Herrschenden und allerdings nicht Darbenden zuschauen werden, sich so gut als möglich weiterhin mit Waffen und Munition zu versorgen. Wenn schon kaum Arbeit da ist und man auch sonst nichts auf die Beine stellen kann, ist die gekonnte Bedienung von Waffen immerhin noch ein "Können".
Jedoch: noch nie in der Geschichte hat eine Militärdiktatur überlebt...
Israel hat mit alledem nur marginal zu tun. Zu fürchten braucht es sich nicht, selbst wenn die (seien wir ehrlich: lächerlichen) Nadelstiche gegen sein Territorium weiterhin zunehmen werden. Palästina als Staat aber ist in weite Ferne gerückt.
Übrigens ist es amüsant, zu lesen, wie jemand mit extremistischen Ansichten sich Gedanken über "keine Chance mehr für Extremismus und Radikalismus" macht.
ich
Wenn Herr Sahm sagt die Hamas habe geputscht, dann gibt er die Aussage des Präsidenten der PA, Abu Masen, wieder. Der findet es nicht hinnehmbar, wenn die Autorität des Präsidenten derart beschädigt wird.
Babu, bist du Hamas-Anhänger?
Ismail Hanija fristlos entlassen: Tayeb Abdel Rahim, Sprecher der Autonomiebehörde, hat in Ramallah einen offiziellen von Präsident Mahmoud Abbas unterzeichneten Erlass mit zwei Punkten verlesen:
1) Ismail Hanija, Premierminister der Autonomiebehörde, sei fristlos entlassen. Das sollen alle Institutionen respektieren.
2) Wegen des „kriminellen Krieges" im Gazastreifen und dem „militärischen Aufstand" wurde in allen Autonomiegebieten der Notstand ausgerufen. (UWS, Eingangseite)
Babu:
"Wieso die Juden also einen übergeordneten Anspruch auf das Land besitzen sollten, ist absolut nicht zu begreifen?"
Lies in der Tora nach.
@ludwig
Wieso die Thora?
Israel ist ein Fakt, auch wenn das Judenhasser wie dieser Babu, der sich schon mehrfach als solcher geoutet hat, nicht zur Kenntnis nehmen will und weil er, ähnlich der islamistischen!! Hamas, Israels Existenzrecht abspricht. Woher der Wind hierbei weht, sollte niemanden mehr wundern.
Und schon ist es wieder soweit, dass ich hier als "Judenhasser" beleidigt und verunglimpft werde. Und wenn ich dann mit der gleichen Rhetorik zurückschlage, plärren dieselben Leute nach dem Staatsanwalt. Aber ich werde mir trotzdem noch ein kleines Weilchen Mühe geben, meinen Ton gemäßigt und sachlich zu halten, um jedem zu zeigen, wer hier die Aggressivität in die Diskussion einbringt, die Antizionisten oder die Philosemiten und "Zionisten-Freunde".
@ ich:
Sie verwechseln die Tatsache, dass die Hamas vor wenigen Monaten in - auch von Europa und den USA als solchen anerkannten - demokratischen Wahlen zur Regierungsbildung in den Palästinensergebieten aufgefordert wurde, mit dem jetzigen Zustand, der auf einem ganz anderen Blatt steht. Die jetzige schlimme Situation wurde ausgelöst, weil die PLO sich nicht mit dem demokratischen Sieg der Hamas abfinden wollte, stattdessen ihre Macht und ihre Pfründen sichern wollte und darin vom ansonsten immer gerne die Fahne der Demokratie schwenkenden Westen unterstützt würde. Damit haben sowohl die PLO als auch der Westen (und das zionistische Gebilde) die demokratische Willensbekundung des palästinensischen Volkes in die Tonne gekickt. Zusätzlich verhängte der Westen einen finanziellen Boykott gegen die demokratisch gewählte Hamas-Regierung, und ließ nur der PLO Hilfsgelder zukommen. Der Westen hat die PLO also in ihrem Putsch gegen die Hamas unterstützt - ebenso wie er in den 70er und 80er Jahren auch schon Militärputsche in Lateinamerika gegen demokratisch gewählte Regierungen unterstützte.
In Armut versinkt Palästina, weil die Welt seit 40 Jahren dabei zuschaut, wie das zionistische Gebilde, der Besatzer und damit die wahre Militärdiktatur, die Ressourcen des palästinensischen Volkes aussaugt, seinen eigenen - völkerrechtswidrig transferierten - Siedlern einen privilegierten Status einräumt und die Entstehung einer eigenständigen palästinensischen Wirtschaft blockiert. Auf diese Weise wurden die Palästinenser zu einem vollkommen abhängigen Volk gemacht, dem man nach Belieben den Geldhahn zudrehen kann. "Almosen" erwartet vor diesem Hintergrund kein Palästinenser vom zionistischen Gebilde, stattdessen den Rückzug auf eigenes Territorium, den Abbau aller Siedlungen und einen Stop der völkerrechtswidrigen Ausbeutung von palästinensischem Wasser und Land - kurz, die Beachtung des Völkerrechts durch das zionistische Gebilde.
Im Gegensatz zu Ihrer - reichlich unqualifizierten - Einschätzung ist es auch nicht die Hamas, die sich einen feuchten Kehricht um die Bedürfnisse des palästinensischen Volkes schert, sondern die PLO. Diese hat seit 1993 ein Korruptionsnetzwerk aufgebaut, wie man es aus anderen arabischen Systemen kennt, während die Hamas für ihr wahres soziales Engagement bekannt und geschätzt ist. Übrigens ein wichtiger Grund für den Wahlausgang!
Informieren Sie sich also besser über Strukturen und Ursachen der gegenwärtigen Krise, dann muss ich Ihnen beim nächsten Mal nicht soviel Nachhilfeunterricht geben.
MfG
@ Michal:
Sie haben mir ja schon bei anderer Gelegenheit - trotz meiner eindringlichen Bitte - nicht erklären wollen, wieso ich einem "Staat", der auf Vertreibung, ethnischer Säuberung und Mord basiert, irgendein Existenzrecht zuerkennen sollte. Scheinbar fühlten Sie sich dieser intellektuellen Aufgabe nicht gewachsen, und tun es auch heute noch nicht. Bevor Sie mich also in altbekannter Manier beleidigen und beschimpfen, sollten Sie versuchen, mich mit sachlichen Argumenten zu überzeugen, denn für diese bin ich - im Gegensatz zu Beleidigungen und Beschimpfungen - stets offen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei.
Mit primitiven Judenhassern diskutiere ich nicht, hätten Sie längst bemerken können.
Un nun ab zu Ihren braunen Volksgenossen.
Ach, Babu, Sie verstecken Ihre Israel-feindliche Einstellung hinter nebulösem Demokratiegeschwafel. Sie haben keine Ahnung davon, was eine Dmokratie ausmacht oder vergessen absichtlich, dass Opposition da systemimminent ist. Selbst in einer demokratisch fundierten Koalitionsregierung, in der alle Kräfte eingebunden sind, ringen diese um Kompromisse mit dem kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner. Der kann aber nicht wie im Wilden Westen Ausschießen heißen: das wär ne schöne "Demokratie".
Ich darf Sie an eine Parallele erinnern: die Nationalsozialisten wurden ebenfalls demokratisch gewählt. In beiden Fällen ist/war das keine Legitimation der Wähler/innen für die zwangsläufig folgende Machtübernahme derjenigen, die kaum, dass sie den Fuß in der Tür zur Alleinherrschaft hatten, diese Tür voll aufstießen. Neben dem Altertum kennt die jüngere Geschichte noch mehr Beispiele: Spanien, Italien, Griechenland, weltweit fast sämtliche Staaten mit Ein-Parteien-Regierungen.
Allerdings war das Programm der Nazis zunächst ("Mein Krampf") nicht ganz so deutlich wie die Charta der Hamas. Sie steht in schroffem Gegensatz zur Charta der Vereinten Nationen, deren Setzungen mit denen einer ernstzunehmenden Demokratie übereinstimmen MÜSSEN. Menschenrechte? Was ist das? Fragen Sie keinen Islamisten... Pluralismus? Hat Hamas nie gehört, dieses Fremdwort. Und gar Religionsfreiheit! Ich würde Ihnen nicht raten, sich beispielsweise zum Buddhismus oder den Baha`is oder auch Judentum in Hamas-country zu bekennen. Was Ihnen dann passieren würde, nennt mensch - auch - ethnische Säuberung. Good night wide pride... in Israel leben derart viele ethnisch unterschiedliche Gruppen, dass sowohl Völkerkundler wie auch Religionswissenschaftler ihre reine Freude daran haben.
Übrigens: die dümmliche Bezeichnung "zionistisches Gebilde" sollten Sie sich abschminken. Sie ist nicht auf Ihrem Mist gewachsen, sondern auf dem des SDS (1967), Friede (oder auch nicht) seiner Asche. Naja, wenn der Hahn kräht auf dem Mist, weiß man gleich, warum es in der Gegend so anrüchig riecht.
Ach "ich", wieviel dümmliches Geschwätz Sie selbst produzieren, dabei aber von den Fakten keine wirkliche Ahnung haben.
Zum einen muss ich meine "Israel-feindliche Einstellung" nicht verstecken, sondern zeige sie ganz offen. Wie sonst erklären Sie es sich, dass ich die ganze Zeit den Ausdruck "zionistisches Gebilde" verwende? Dieser ist - entgegen Ihrer kindlichen Sichtweise - keineswegs "dümmlich", sondern durch harte Fakten belegt. Antizionismus ist eine legitime politische Meinung, genauso wie Anti-Kommunismus oder Anti-Islamismus. Um das zu begreifen, bedarf es keiner übermenschlichen Intelligenz. Ein unverstellter Blick auf die Realität genügt voll und ganz.
Durch monströse historische Vergleiche versuchen Sie zudem, die Hamas von vorneherein zu delegitimieren, obwohl wir gar nicht wissen können, wie sich diese an der Macht verhalten hätte, hätte sie denn eine Chance bekommen. In Sachen Korruption hätte sie der PLO sicher nicht das Wasser reichen können, und in Sachen undemokratischem Verhalten - wer weiß das schon? Hat nicht die PLO seit 1993 mit Billigung des Westens und des zionistischen Gebildes ein autoritäres System errichtet, in dem für PLO-Kritik wenig Platz blieb? Fragen Sie hierzu am besten Menschen, die in den palästinensischen Gebieten leben.
Übrigens haben sich auch die ägyptischen Muslimbrüder vor nicht allzu langer Zeit zu Demokratie und Menschenrechten bekannt. Kommt es in Ägypten zu anti-koptischen Ausschreitungen, sind es nicht selten Muslimbrüder, die sich schützend vor koptischen Kirchen aufstellen, um den Mob fernzuhalten. Islamismus und Demokratie/Pluralismus schließen sich also keineswegs prinzipiell aus.
Ich halte es durchaus nicht für ausgeschlossen, dass sich auch die Hamas in der Regierungsverantwortung pragmatisiert und ihre radikalen Elemente abgemildert hätte. Leider können wir diese Hypothese jetzt nicht mehr überprüfen, da sich der Westen und das zionistische Gebilde ja just in dem Moment gegen die Demokratie in Palästina ausgesprochen haben, als der Wunschkandidat Fatah abgewählt wurde. In anderen Ländern und Weltregionen nennt man soetwas einen Putsch, und dieser Begriff ist auch für Palästina angebracht. Daran ändern Sie auch mit Ihren aufgeblasenen Dämonisierungsversuchen nicht viel.
Es gibt durchaus Experten wie Helga Baumgarten, die zu intimen Kennern der Hamas zählen, und die eine innere Wandlung der Hamas für möglich halten - oder besser hielten, denn Europa, die USA und das zionistische Gebilde haben diese Chance leichtfertig verspielt. Indem man einen politischen Gegner ignoriert und isoliert, erhöht man sicher nicht dessen Gesprächsbereitschaft.
Krähen Sie also besser nicht so laut auf dem zionistischen Misthaufen, der zum Himmel stinkt, sondern stecken Sie Ihren Riechkolben zur Abwechslung einmal in seriöse Literatur. Und seien Sie vor allem nicht so unflexibel, was die Wandlungspotentiale radikaler Bewegungen angeht. In der Geschichte gibt es genügend Beispiele dafür, wie das harte politische Alltagsgeschäft so manchen Revoluzzer ordentlich auf den Boden der Tatsachen geholt hat.
NABEL DER WELT
Babu, ich würde vorsichtig sein, mich aus dem Fenster zu lehnen und zu behaupten, Antizionismus sei legitim (in deutschen Landen). Damit balancieren Sie an der juristischen Kante “Volksverhetzung”.
Weg vom Fenster und in die Enge getrieben, fällt Ihnen nichts mehr ein, als mit Mutmaßungen zu jonglieren, “Wenn” und “hätte”. Aber Ihre schönen Hypothesen stoßen sich an der Realität.
Sie glauben: “Islamismus und Demokratie/Pluralismus schließen sich also keineswegs prinzipiell aus.” Was soll die Helga, deren Ergüsse ich leider nicht als “seriöse Literatur”, sondern als Fortsetzung kruder Theorien aus der Mitte des 19ten Jahrhunderts sehe, auch sonst sagen, sie müsste ihre Koffer packen.
Schaun wir mal, immer mit der Charta*) der Hamas (die es im Internet - aus dem Arabischen übersetzt - vollständig nur auf Englisch gibt) in der Hand, was diese Organisation über sich selbst erzählt.
Das islamistische Gebilde, das nun im Gaza-Streifen das Sagen hat, gibt sich antinazistisch, weil es bei seinem Tunnelblick nicht weiß, wovon es redet und überdies nicht in den Spiegel schaut:
“The Islamic spirit is what should prevail in every Moslem society. The society that confronts a vicious enemy which acts in a way similar to Nazism...”
“In their Nazi treatment, the Jews made no exception for women or children.”
“The Zionist Nazi activities against our people will not last for long.”
“There is no way out except by concentrating all powers and energies to face this Nazi, vicious Tatar invasion.”
Das kennen wir. Methode: “Haltet den Dieb”, während man das Abschlachten von Juden als Volkssport begreift (gleiche Quelle): “The stones and trees will say O Moslems, O Abdulla, there is a Jew behind me, come and kill him.”
Mit wem wir es da eigentlich zu tun haben, wird in dem gleichen Schrieb ungeschminkt und banal ausgeplaudert: “The Islamic Resistance Movement is Composed of Soldiers” die “will not act against any of the sons of Moslems...” Netter Joke, gerade erlebten wir das genaue Gegenteil, oder haben wir das nur geträumt?, denn diese Soldaten verabscheuen den Gebrauch von Feuerwaffen und ähnlichem Teufelszeug, sie kämpfen allein mit der Zunge: “Jihad is not confined to the carrying of arms and the confrontation of the enemy. The effective word, the good article, the useful book, support and solidarity - together with the presence of sincere purpose for the hoisting of Allah's banner higher and higher - all these are elements of the Jihad for Allah's sake.” Allerdings: “Peace and quiet would not be possible except under the wing of Islam.”
Der Vergleich mit dem Nationalsozialismus ist spätestens da nicht von der Hand zu weisen. Beispiel: Gleiche Lügen von angeblicher Friedfertigkeit und überhaupt dem Willen zum Frieden, natürlich unter ihrem “wing”, sprich ihrer Hegemonie, selbstredend, wie denn sonst, waren den Nazis Mittel zur Durchsetzung ihres Nationalwahns. Den ihren definiert die Hamas so: “Palestine is the navel of the globe and the crossroad of the continents.” Hier in Deutschland war ebenfalls die Mitte der Welt, lokalisiert in der Wewelsburg (ein von KZ.Häftlingen umgebauter, ehedem klerikaler Gebäudekomplex). Zwar könnte da ein innermuslimischer Streit entstehen mit den Behütern der im Zentrum der Welt stehenden Kaaba, aber die ist weit weg. Vielleicht hat die Welt auch mehrere Mitten; neben diesen Dreien ist das Reich der Mitte, das über solche Minivölkchen wie Deutsche, Palästinenser und Israelis insgeheim nur schmunzelt, auch noch da.
Aber lassen wir das. Wer Augen und Ohren hat, kann noch viele andere Gemeinsamkeiten finden. Das Phänomen trägt den Namen Nationalismus, und der hat per se faschistische Züge.
Deshalb aber, genau deshalb, leider, leider, würde sich der palästinensische Ableger der Muslimbruderschaft selbst dekapitieren, vergäße er seine eigenen Setzungen: “we are unable to exchange the present or future Islamic Palestine with the secular idea. The Islamic nature of Palestine is part of our religion and whoever takes his religion lightly is a loser.” Peng. Von wegen Demokratie: is nich. Denn da ist eine unsichtbare Macht, der nicht zuwidergehandelt werden darf. Unter uns - schon immer war Religion ein vorzügliches Mittel, Herrschaft zu legitimieren. Und deshalb sind weder Ihre noch Baumgartens Hoffnungen irgendwie begründbar: Allah lässt nicht mit sich spaßen, denn sonst wird es nichts mit der ewigen Seligkeit.
Es empfiehlt sich, die Charta ganz zu lesen, um zu erkennen, wie sehr gläubige Menschen, die sich damit identifizieren, daran angekettet sind. Sie kann nicht fallen noch verwässert werden, denn da ist Allah davor.
*)
http://elsinore.cis.yale.ed...
@ ich:
Punkt 1: Gott sei Dank sind wir in Deutschland noch nicht soweit (oder schon darüber hinweg), dass die Ablehnung einer politischen Ideologie als Volksverhetzung gilt. Wer das Recht hat, Kommunismus, Islamismus oder tschetschenischen Nationalismus abzulehnen, der darf natürlich auch den Zionismus ablehnen. Anders sieht es aus, wenn jemand die Juden als Volk oder Religionsgemeinschaft ablehnt. Dies wäre Rassismus und demzufolge nicht tolerabel. Aber das betrifft uns beide ja Gottlob nicht.
Punkt 2: Die Charta der Hamas ist mir durchaus bekannt, und im Gegensatz zu Ihnen habe ich sie schon (komplett) auf Deutsch gelesen. Vielleicht sollten Sie sich doch besser der klugen Helga zuwenden, in deren Buch "Hamas" die Charta auf Deutsch abgedruckt ist.
Prinzipiell gilt bzgl. der Charta das, was ich oben bereits sagte: Eine revolutionäre Bewegung kann sich wandeln, sofern die Rahmenbedingungen dies nahelegen. Sie dürfen nicht vergessen, dass die Hamas 1987 als Produkt der menschenverachtenden zionistischen Besatzung gegründet wurde, und aus dem Kampf gegen diese ihre Kraft und ihre Daseinsberechtigung bezieht. Fällt die Besatzung weg, ist es durchaus möglich, dass auch die Hamas ihr Programm entsprechend abmildert oder sogar völlig verschwindet. Ganz sicher würde die Hamas jedenfalls den Rückhalt in der palästinensischen Bevölkerung verlieren, die sich früher schon mehrfach für eine Anerkennung des zionistischen Gebildes ausgesprochen hat. Erhalten die Palästinenser eine Zukunftsperspektive, besteht auch kein Grund mehr, sich in die Luft zu sprengen. Denn ob Sie's glauben oder nicht, auch Muslime bringen sich nicht gerne selber um.
Punkt 3: Wenn Sie ein Beispiel für die Wandlung einer politischen Bewegung oder einer Person suchen, dann nehmen Sie doch Ariel Scharon: Der galt viele Jahrzehnte lang als "Vater der Siedlungspolitik" und als knallharter Knochen (war er ja auch), doch kurz vor seinem Ende hat auch er erkannt, dass sich ohne einen palästinensischen Staat kein Frieden im Nahen Osten machen lässt. Er hat einen pragmatischeren Blick auf die Realität gewonnen, und dasselbe ist auch für die Hamas denkbar.
Punkt 4: Schön, dass Sie der Meinung sind, Nationalismus trage per se faschistische Züge. Ich bin derselben Ansicht. Allerdings gilt dies dann auch für den jüdischen Nationalismus, den Zionismus.
Kurzum, ich halte es durchaus für denkbar, dass auch die Hamas, wäre sie denn vom Westen nicht von Anfang an boykottiert und isoliert worden (und ich muss hier leider "mit Mutmaßungen jonglieren", schließlich ist dieser Fall ja nicht eingetreten), einen Pragmatisierungsprozess durchlaufen hätte. Helga Baumgarten sagt das (und sie kennt die Hamas besser als die meisten anderen), und auch die Erfahrung mit anderen revolutionären politischen Bewegungen legt dies nahe.
Dass sich Islam und Demokratie/Pluralismus nicht per se ausschließen, sagt nicht die Helga, sondern das zeigt das Beispiel der ägyptischen Muslimbruderschaft, und das sagen auch viele gläubige Muslime, die dies sogar religiös begründen. Seien Sie doch bitte nicht so starr und unflexibel in Ihrer Meinung über die Hamas, denn diese kann auch nur im Rahmen der Möglichkeiten (re)agieren, die ihr die zionistische Besatzungspolitik vorgibt. Wenn das zionistische Gebilde palästinensische Frauen und Kinder massakriert, führt das bei der Hamas zu Radikalisierung, und wenn das zionistische Gebilde die Besatzung beenden würde, würde das auch zu mehr Friedensbereitschaft bei der Hamas führen.
Israel lässt verletzte Gaza-Flüchtlinge einreisen
Jerusalem - Israel hat am Dienstag damit begonnen, verletzte Palästinenser am Gaza-Grenzübergang Erez in Sicherheit zu bringen. Zumindest einige der Verwundeten sollten nach Militärangaben in Israel medizinisch versorgt werden. Nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Hamas in dem Küstengebiet wollten zahlreiche Palästinenser aus dem Gazastreifen über Israel in das von der Fatah kontrollierte Westjordanland fliehen.
http://www.jpost.com/servle...
"Ägypten hat 200 Mitglieder der Fatah, die vom Gazastreifen, auf dem Seeweg, nach El-Arish (Sinai) geflohen sind, wieder in den Gazastreifen zurückgebracht."
Davon liest man allerdings in deutschen Landen nix.
Merry Christmas!!!
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Die Hamas wollte eine Chance, sich ihrem Volk zu beweisen, und auf Regierungsebene das zu leisten, was sie und ihre Mutterbewegung, die Muslimbruderschaft, die letzten 30 Jahre erfolgreich in den Palästinensischen Gebieten praktiziert haben: echte Hilfe für die notleidende, unter der Korruption der PLO und der rassistischen zionistischen Besatzung leidende Bevölkerung.
Der Westen, dem künstlichen zionistischen Gebilde hörig verfallen, wollte das nicht zulassen. Man unterstützte auch weiterhin die autoritär und undemokratische PLO und versuchte die demokratisch gewählte Hamas auf diese Weise abzudrängen, was allerdings gründlich fehlschlug. Jetzt haben wir den Salat, Bürgerkrieg im Gazastreifen und eine unvorhersehbare politische Zukunft. Wieder einmal hat der Westen das palästinensische Volk im Stich gelassen, hat die legitimen, völkerrechtlich verbrieften Rechte der Palästinenser in den Staub getreten, während er dem zionistischen Gebilde Zucker in den Hintern bläst. Und das, wo doch eindeutig und glasklar feststeht, wer im Nahostkonflikt der Täter ist, und wer das Opfer: Derjenige, der Siedlungen auf dem Land des anderen errichtet, seine eigene Bevölkerung auf das Land des anderen transferiert, das Land des anderen annektiert und dessen Wasser raubt, der ist der Täter.
Die Hamas tut gut daran, das Existenzrecht dieses künstlichen, verbrecherischen Gebildes solange nicht anzuerkennen, wie dieses mit seiner Verbrecherpolitik nicht aufhört. Und wie sollte die Hamas auch das Existenzrecht eines "Staates" anerkennen, der sich selbst bis heute keine endgültigen Grenzen gegeben hat, der seit 40 Jahren seine Grenzen willkürlich und auf Kosten des hilflosen palästinensischen Volkes erweitert?
Das palästinensische Volk braucht dringend unsere Hilfe. Geben wir den Palästinensern eine Perspektive für die Zukunft, geben wir ihnen einen eigenen Staat in 100 % der besetzten Gebiete, der eine Zukunft hat, dann werden Extremismus und Radikalismus in der palästinensischen Bevölkerung keine Chance mehr haben. Die Hamas wird - sofern sie sich gegen eine solche Lösung ausspricht - ihren Rückhalt verlieren, doch ebenso muss das zionistische Gebilde dazu gezwungen werden, einer solchen Lösung nicht länger im Weg zu stehen und seine völkerrechtlichen Verpflichtungen endlich allumfassend wahrzunehmen. Auch pro-zionistische Märchenonkels wie Herr Sahm sollten sich klar machen, dass dies der einzige Weg zum Frieden ist.