Heftige Kritik am gescheiterten Olmert

Schlag auf Schlag hämmerte Richter a.D. Elijahu Winograd bei der Vorstellung seines Zwischenreports über den Zweiten Libanonkrieg auf die israelischen Hauptverantwortlichen ein. Dem Dreiergespann, Premierminister Ehud Olmert, Verteidigungsminister Amir Peretz und dem geschassten Generalstabschef Dan Halutz wurden Unfähigkeit, Verantwortungslosigkeit, mangelnde Erfahrung, Überheblichkeit, hastige Beschlüsse, Irrglaube und noch schlimmere Formen des Scheiterns nachgesagt. Jeder einzelne Vorwurf ist eigentlich schlimm genug, um derart gerügten Politikern anzuraten, sich mit eingezogenem Haupt schleunigst ins Privatleben zurückzuziehen...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 30. April 2007

Die von Olmert selbst ernannte und mit einem engen Mandat ausgestattete Kommission hat keinen Missstand ungeprüft gelassen. Mutig, ohne sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen, sprach sie ihre vernichtende Kritik offen aus. Gleichwohl ging es ihr nicht darum, die verantwortlichen Köpfe rollen zu lassen. Sie wollte die israelische Gesellschaft, die Entscheidungswege in der Regierung und beim Militär stärken und das Land „sozial, kulturell, intellektuell, politisch und militärisch“ besser auf den nächsten Krieg vorbereiten. 25 Jahre seien seit dem letzten Krieg vergangen. Die Irakkriege, bei denen Israel von Scudraketen getroffen wurde und die Intifada mit den Palästinensern zählen nicht als „Kriege“. „Mit Abschreckung allein kann man keinen Sieg erringen“, warnte Winograd.

Bei aller Kritik an der Regierung und ihrem Vorgehen zeigt sich mal wieder, dass Israel ein einzigartig offener Staat ist, wo aufgedeckte Missstände am Ende die Gesellschaft festigen. Ob Olmert zurücktritt oder an seinem Amt festhält, ist nicht die Frage. Die ganze israelische Gesellschaft ist gefordert, sich der bitteren ungeschminkten Wahrheit zu stellen. Nur so lernt Israel aus eigenen Fehlern, während anderswo, im Libanon oder bei den Palästinensern, Mängel und Fehlentscheidungen entweder unter den Teppich gekehrt oder gar nicht erst untersucht werden.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com