Vom 29. Juli bis 5. September 2007 findet an der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva, Israel, zum bereits zehnten Mal die deutschsprachige Sommeruniversität mit intensivem Hebräischkurs und abwechslungsreichem akademischen Rahmenprogramm statt...
Von Vanessa Grade
Israel von Beer Sheva aus kennenzulernen bietet den Teilnehmern eine einzigartige Perspektive. In gewisser Weise ist Beer Sheva das "Zentrum israelischer Normalität": hier findet eine tagtägliche Begegnung zwischen den muslimisch-beduinischen und den jüdischen Staatsbürgern Israels statt; auf dem Markt, in den Einkaufszentren, im Krankenhaus, im Stadtbus, auf der Universität. Studenten aus dem Landeszentrum und -norden integrieren sich in eine vorwiegend orientalisch-juedischen Stadt. Einwanderer aus Aethiopien, Russland, dem Kaukasus und Zentralasien, Nordafrika, dem Jemen und aus vielen weiteren Ländern nennen Beer Sheva ihr Zuhause. Beer Sheva, die Hauptstadt des Negev, bietet eine einmalige, ursprünglich-israelische Atmosphäre, in der die Sommeruniversität in diesem Umfeld zu einem Erlebnis für sich wird.
Intensiver Hebräischkurs mit schnellem Erfolg
Die etwa sechswöchige Sommeruniversität wird vom "Ginsburg - Ingerman Overseas Student Program/Zentrum für int. Studentenprogramme (OSP-ZIS)" der Universität organisiert und durchgeführt. Dr. Shlomo Chertok leitet das OSP/ZIS seit 2006. Das Programm setzt sich aus drei Teilen zusammen: Dem intensiven Hebräischkurs (vormittags), dem akademischen Rahmenprogramm (nachmittags und manchmal abends) und wöchentlich statt findenden Studienausflügen bzw. Exkursionen.
Der Hebräischkurs (Ulpan) wird auf sechs verschiedenen Lernniveaus, von Anfänger bis Fortgeschrittene, angeboten. Der Unterricht findet an fünf Tagen pro Woche, jeweils von 9 bis 13 Uhr statt. Als klassisches Einwandererland hat Israel zahlreiche erfahrene HebräischlehrerInnen zu bieten, die die hebräische Sprache nach der bewährten und erfolgreichen Ulpan-Methode, das heißt mittels einer gesprächs- und themenbetonten Didaktik ausschließlich auf Hebräisch unterrichten. Nur in den Anfängerkursen werden zentrale Grundbegriffe der Grammatik zunächst noch auf Englisch erklärt. Bereits nach wenigen Wochen sind die Anfänger in der Lage, kurze Gespräche zu führen. Die Fortgeschrittenen erhalten vor allem wertvolle Praxis im alltäglich gesprochenen modernen Hebräisch. Die Teilnehmer erhalten insgesamt 100 Stunden Unterricht, schreiben wöchentliche Tests und eine mehrstündige Abschlussprüfung.
Interessante Vorträge und abwechslungsreiche Exkursionen
Das akademische Rahmenprogramm bietet an fünf Tagen pro Woche jeweils nachmittags Vorträge und Lehrveranstaltungen hauptsächlich in deutscher Sprache (einige wenige auf Englisch), gehalten vorrangig von DozentenInnen der Ben-Gurion Universität. Das Themenspektrum erstreckt sich von biblischer Archäologie, hebräischer Kunst und Poesie vom Mittelalter bis zur Gegenwart und juedisch-religiöse Literatur oder die Untersuchung der Nachwirkungen der Shoah in Deutschland und Israel bis hin zu Lesungen deutschsprachiger SchriftstellerInnen.
Die Exkursionen führen nach Tel Aviv und Jerusalem, aber auch zu weltberühmten archäologischen Stätten in der Umgebung der Universität wie Avdat, Massada und auch zu landschaftlich interessanten Naturschutzgebieten.
Eine Besonderheit der Sommeruniversität: Ältere "Studenten" – und von denen gibt es einige – fühlen sich hier ebenso wohl wie ihre im Schnitt fast 40 Jahre jüngeren Kommilitonen. Die Atmosphäre ist freundschaftlich-familiär und man hilft sich gegenseitig bei den Hausaufgaben.
Die Vision wurde Wirklichkeit
Ein wichtiges Anliegen des Kurses ist es, die StudentInnen mit der südlichen Kultur-Region Israels, der Negev-Wüste, bekannt und vertraut zu machen, im Sinne David Ben-Gurions (erster Ministerpräsident des Staates Israel), der in diesem Gebiet das größte Entwicklungspotential Israels sah.
Die Gründung der Ben Gurion Universität des Negev (BGU) in Beer-Sheva basierte auf seiner Vision. Sein Ziel war es, die Negev-Wüste, zu besiedeln und zu begrünen. Eng verbunden mit dieser Vision stand die Ermöglichung höherer Bildung im Negev mittels einer Universität, die zugleich auch Mittelpunkt für die wirtschaftliche Entwicklung der Wüste sein sollte. Er war sich sicher, dass der Negev unabdingbar sei für die Entwicklung Israels und für dessen Zukunft. Die Wüste Negev - eine Herausforderung und eine Chance für den jungen jüdischen Staat. "Wenn es zukünftig keine Universität im Negev geben wird, so gibt es für den Negev keine Zukunft" war eines seiner Dogmen. Heute studieren etwa 17.500 Studenten an der BGU.
David Ben Gurion selbst, zog im Jahre 1954 in die Nähe Beer-Shevas, nach Sde Boker. Er begründete seinen Beschluss durch das Treffen auf eine Gruppe von Jungen und Mädchen in der Region, die die Wüste neu besiedeln wollten. "…denn ich kannte die Lage des Negev gut, es gab außer salzhaltiger Erde nichts. Alles musste aus dem Nichts entstehen. Ich beschloss an Ort und Stelle, mich den Jugendlichen für ein oder zwei Jahre anzuschließen, denn dieses war das Ideal, was mich ins Land gebracht hat – alles neu aufzubauen, mittels eigener Kraft…"
Einzigartiges Erlebnis
Professor Mark Gelber hat die Internationale Sommeruniversität im Jahre 1998 ins Leben gerufen, die ein bisher einzigartiges Programm speziell für deutschsprachige Studenten anbietet. Geschichts- und Judaistik-Studenten hatten selten Gelegenheit, im Rahmen ihrer Ausbildung mit Juden bzw. Israelis über die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit oder das Judentum zu sprechen. Genau dies wollte Mark Gelber damals ändern: "Was Studenten hier in Beer-Sheva erfahren können – über die Hebräischstunden und die akademischen Vorträge hinaus – das könnte einzigartig sein, und eben deshalb habe ich den Kurs initiiert."
Das Programm fördert und unterstützt die deutsch/europäisch-israelisch/jüdische Verständigung. Es bietet die Gelegenheit, gegenseitige Vorurteile abzubauen und eine Basis für langfristige Beziehungen zu schaffen. Es geht darum, sich ein eigenes Bild zu machen, sich Wissen anzueignen und eine einzigartige Atmosphäre zu erleben.
Bis heute haben insgesamt rund 370 deutschsprachige Studenten an der Sommeruniversität teilgenommen; in der Hoffnung, dass noch viele weitere folgen. Für das kommende Programm kann man sich noch bis Juli anmelden, sofern die maximale Teilnehmerzahl von 50 Leuten bis dahin noch nicht erreicht sein wird.
Mehr Infos unter:
www.bgu.ac.il/zis (dt.)
www.bgu.ac.il/osp (engl.)
E-Mail Vanessa Grade:
vanessa@bgu.ac.il
E-Mail David Rubinstein:
bguzis@bgu.ac.il
Kosten:
Anmeldung (nicht erstattbar):
30,- Euro bis 25.6.2007
60,- Euro ab 26.6.2007
Sprachkurs & Lehrveranstaltungen, inkl. Unterkunft im Studentenwohnheim und Ausflügen: insgesamt 1.350,- Euro
Wiederholende Teilnehmer erhalten einen 10%igen Preiserlass!
Ein israelisches Wüstenerlebnis der besonderen Art:
Shalom Chaverim!
Israel hautnah: Deutschsprachige Sommeruniversität 2006 - Ein Erfahrungsbericht...