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Unvermeidliche militärische Konfrontation
Der Angriff der Hamas am Dienstag auf das südliche Israel war anscheinend ein erneuter Entführungsversuch. Doch gute Geheimdienstarbeit und die Einsatzbereitschaft der israelischen Armee verhinderten diesen. Die Hamas-Organisation signalisiert, dass all ihre Versprechen bezüglich einer Feuerpause nicht bindend sind. Seit die Hamas der Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt hat, wurden mehr als 200 Kassam-Raketen auf Israel abgeschossen und um die 50 Bomben entlang des Grenzzauns platziert. Der militärische Flügel der Hamas war in viele dieser Angriffe verwickelt...
Auszüge aus einer Analyse von Amos Harel und Avi Issacharoff, Ha’aretz, 25.04.2007
Übersetzung von Daniela Marcus
Auf taktischer Ebene hat Israel die Lektionen aus der Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit im Juni letzten Jahres gelernt: So ist es der Armee zum Beispiel inzwischen erlaubt, einige hundert Meter in den Gazastreifen vorzudringen, um weitere Entführungen zu verhindern. Es muss daran erinnert werden, dass der Entführung von zwei israelischen Soldaten an Israels Nordgrenze durch die Hisbollah mehrere versuchte Entführungen, die Israel erfolgreich verhinderte, vorausgegangen waren. Es war Israels zurückhaltende Reaktion auf diese Versuche, die die Hisbollah zu der Überzeugung brachte, sie müsse nur einen minimalen Preis für eine erfolgreiche Entführung zahlen.
Die israelische Armee feierte am Dienstag nicht die erfolgreiche Verhinderung der Entführung, unter anderem deshalb, weil man damit rechnet, dass es bald eine größere militärische Konfrontation im Gazastreifen geben wird.
Der israelische Premierminister Ehud Olmert ist wohl vertraut mit der Einschätzung der Situation durch den kommandierenden General des Kommandos Süd, Yoav Galant: Eine militärische Konfrontation mit der Hamas ist unvermeidlich. Die Ideologie der Organisation, ihre andauernden Angriffe, ihre militärische Aufrüstung im Gazastreifen – all dies führt zu dieser Schlussfolgerung. Und Galant ist der Meinung: Je früher desto besser, da ansonsten die militärische Macht der Hamas immer größer wird.
Die Übernahme der Verantwortung für den Raketen- und Mörserangriff am Dienstag durch die Hamas war ungewöhnlich. Seit November hat die Organisation von solchen Ankündigungen Abstand gehalten. Dieses Mal war die Hamas anscheinend durch den Wunsch motiviert, von der palästinensischen Öffentlichkeit wieder als Kämpfer betrachtet zu werden. Die diesbezüglichen Statements der Hamas übertrafen sogar die Anzahl der abgefeuerten Raketen und Mörser. Der Angriff war offensichtlich deshalb auf den israelischen Unabhängigkeitstag festgelegt, um den Effekt zu maximieren.
Die Hamas feuerte genügend Raketen ab um den Eindruck zu erwecken, dass sie wieder den Kampf anführt und um von den Fehlern der neuen palästinensischen Einheitsregierung abzulenken. Diese Regierung hat es weder geschafft, die blutigen Bandenkriege im Gazastreifen zu beenden, noch die Rivalität zwischen Hamas und Fatah aufzuheben. Beide Seiten sind eifrig mit der militärischen Aufrüstung und mit der Rekrutierung von Männern beschäftigt und bereiten sich so auf neue inner-palästinensische Kämpfe vor. Es scheint, dass nur eine Sache die Palästinenser im Gazastreifen vor einem Bürgerkrieg bewahren kann, nämlich eine umfassende israelische Militäraktion.