-- Schwerpunkt: Israel und Nahost
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com

haGalil online

Israels Luftalarmsirenen machen Überstunden

Zwei Minuten lang heuten die Luftalarmsirenen am Holocaustgedenktag vor einer Woche. Am Vorabend des Gedenktags für die 22.305 Gefallenen seit 1860 (sic) am Sonntag ging schon wieder der markerschütternde Pfeifton eine Minute lang in die Knochen und am Montag morgen erneut zwei Minuten lang, zum Auftakt der offiziellen Gedenkzeremonien auf den Militärfriedhöfen...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 23. April 2007

"Im Falle eines Luftangriffes sind auf- und abklingende Töne der Sirenen zu hören", warnt der Rundfunk. Und während sich die Friedhöfe füllen und ein offizieller Staatsakt dem Anderen folgt, kommt es im Norden Israels zu den üblichen Sticheleien. Obgleich Juden und Araber im vergangenen Sommer gemeinsam in den Luftschutzkellern wegen der Raketen aus Libanon saßen oder ins sichere Jerusalem geflüchtet waren, ließen Araber Feuerwerk aufsteigen, während Juden und Drusen um ihre toten Söhne trauerten.

Und wie jedes Jahr gibt es die geschmacklosen Geschichten gesellschaftlichen Drucks in den anti-zionistischen ultraorthodoxen Hochburgen Jerusalems. Eine junge Frau, die am Holocausttag während des Sirenengeheuls stillstand, zum Gedenken an die Opfer, wurde am nächsten Tag in ihrer Schule gezwungen, zur Strafe, den ganzen Tag in der Ecke zu stehen. Die Orthodoxen kennen nur ihre religiösen Feiertage und verabscheuen die vom Staat festgelegten Gedenktage.

Streit gibt es auch mit Angehörigen ziviler Terroropfer, 1635 seit der Staatsgründung, mehr als die Hälfte von ihnen seit Ausbruch der zweiten Intifada im Jahr 2000. Die Zivilisten werden vom Staat nicht gleich behandelt, wie Angehörige gefallener Soldaten.

Von Trauer und Gedenken geht es am Montag Abend reibungslos in ein Freudenfest über. Mit Feuerwerk, fröhlicher Tanzshow und kleinen Militärparaden auf dem Herzlberg, wo der Wiener Journalist und Prophet des jüdischen Staates, Theodor Herzl, begraben liegt, wird nun der 59. Unabhängigkeitstag Israels begangen.

Das statistische Amt veröffentlicht aus diesem Anlass die neuesten Zahlen: Der Staat Israel zählt 7.150.000 Bürger, davon 76 Prozent (etwa 5,4 Millionen) Juden und 20 Prozent Araber. Unter der Rubrik "Andere" werden 390.000 nicht-jüdische Russen mitgezählt. Sie wanderten mit ihren jüdischen Verwandten ein. In der Folge ist Israel der einzige Staat im Nahen Osten, in dem die Zahl der Christen erheblich gewachsen ist. Über die Hälfte der jüdischen Israelis ist im Lande geboren.

Die größte "Gemeinschaft" unter den Juden stellen Einwanderer aus Russland, gefolgt von Flüchtlingen aus Marokko, Irak, Rumänien und Polen. Die Russen kamen auf einen Schlag nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, die Übrigen schon in den fünfziger Jahren infolge des Holocaust in Europa und der fast totalen Vertreibung von Juden aus der gesamten arabischen Welt.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Category: Gesellschaft
Posted 04/23/07 by: admin

Comments

no comments yet


Add Comments








- - -