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Nach dem Mekkagipfel ist die Hamas immer noch die Hamas
Je mehr Zeit seit der Unterzeichung des Mekka-Abkommens zwischen Hamas und Fatah verstreicht, desto klarer wird, dass der wirkliche Gewinner der gegenwärtigen Runde des internen palästinensischen Konfliktes die Hamas ist...
Von Avi Issacharoff und Amos Harel, Ha’aretz, 28.02.2007
Auf Grund der Erklärungen von ranghohen Hamasführern und Sprechern der Organisation und auf Grund von Informationsgesprächen mit Hamasaktivisten wird klar, dass die Organisation nicht beabsichtigt, bedeutende Änderungen hinsichtlich ihres ideologischen Hardliner-Standpunktes vorzunehmen. Die Worte des Hamas-Sprechers in Gaza, Ismail Radwan, die dieser gegenüber „Ha’aretz“ äußerte, lauten wie folgt: „Die Organisation hat hinsichtlich ihres Standpunktes gegenüber dem Eroberer und zionistischen Feind nichts geändert.“
Gemäß Radwan wird die Hamas die 1967er-Linien höchstens als eine vorübergehende Lösung akzeptieren und diese auch nur unter der Bedingung, dass „die palästinensischen Flüchtlinge in ihrer Häuser zurückkehren und alle Gefangenen freigelassen werden“. In diesem Fall würde die Hamas die Möglichkeit einer Hudna (Feuerpause) in Betracht ziehen. Radwan gehört nicht zum extremistischen Flügel der Hamas. Er wird als Vertreter des Mainstream betrachtet, der von Khaled Meshal, dem Leiter des politischen Büros der Hamas in Damaskus, angeführt wird. Gestern in Moskau verhielt sich Meshal angesichts des Lobes, das er vom russischen Außenminister Sergey Lavrov über die Einheitsregierung der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) hörte, kühl und wiederholte sofort, dass die Hamas Israel nicht anerkennen werde.
Wenn Hamasaktivisten die Ereignisse der letzten Monate im Gazastreifen zusammenfassen, ist ihre Schlussfolgerung klar: Die Fatah hat den Kampf verloren.
„Israel hat noch nicht verstanden, dass das Verschwinden der Fatah nach dem Mekkaabkommen nur eine Frage der Zeit ist“, sagte ein ranghohes Hamasmitglied diese Woche hinter geschlossenen Türen.
Eine weitere ranghohe Person, die als ein Vertreter der pragmatischen Linie betrachtet wird, ging sogar noch weiter. Sie sagte: „Von euch Juden, die ihr so viele Katastrophen erfahren habt, hätte man eigentlich erwartet, dass ihr Acht gebt, nicht in einem Meer von Moslems zu ertrinken. Ihr könntet einen weiteren Holocaust erleben.“
Der israelische Shin-Bet-Sicherheitsdienst und der militärische Geheimdienst stimmen zu, dass die Fatah während der letzten Gewalt-Runde im Gazastreifen die schmerzhafteren Schläge einstecken musste. Im Unterschied zu den präventiven Sicherheitskräften hat sich die Fatah nicht allzu aktiv an den Kämpfen beteiligt und hielt Kommunikationskanäle zur Hamas selbst inmitten der Auseinandersetzungen offen.
Trotz Erklärungen des Vorsitzenden der PA, Mahmoud Abbas, wurde die Hamas nicht entwaffnet. Die Organisation plant sogar eine Anhebung ihrer Truppenanzahl von 6.000 auf 12.000.
Der israelische Verteidigungsminister Amir Peretz wurde gestern während eines Treffens an der Grenze zum Gazastreifen von Geheimdienstoffizieren über eine „Schmuggelautobahn“ von Ägypten nach Rafah und über Hamaspläne, Hunderte von Aktivisten zum Training in Terrorlager im Libanon und Iran zu schicken, informiert. Der Iran hat Millionen von Dollars an Hilfsgeldern versprochen. Sollten diese eintreffen, werden sie die internationale wirtschaftliche Belagerung der PA bedeutungslos machen.
Obwohl im Gazastreifen das Gefühl herrscht, dass die Formierung der Einheitsregierung nur noch eine Angelegenheit von Tagen ist, bleibt die Auseinandersetzung darüber – zum Beispiel über die Ernennung des Innenministers, der die Größe der operierenden Hamastruppen kontrollieren wird.
Die Fatah lernt ihre Lektionen aus den Kämpfen und konzentriert sich auf das Training und die Verbesserung ihrer Ausrüstung. Während die beiden Seiten ihren Streit verhandeln, sind sie auch eifrig damit beschäftigt, sich auf die Möglichkeit neuer Kämpfe vorzubereiten.