Fast 100 Jahre nach seiner Gründung wird das Kibbuz Degania Alef privatisiert. Das Kibbuz will sich auch weiterhin um seine schwächeren Mitglieder kümmern, erklärte der Kibbuzsekretär...
Degania ist das älteste Kibbuz Israels. Am Wochenende stimmten seine Mitglieder für die Privatisierung der Kommune. Degania wurde 1909 von einer Gruppe von 12 jungen Zionisten gegründet. Die Lebensgemeinschaft war wegweisend für die israelische Kibbuzbewegung. Vor etwa einem Jahr starteten die Mitglieder einen ersten Versuch in Richtung Privatisierung. Vorher liefen alle Löhne und Gehälter auf ein kommunales Konto. Dafür erhielten die Mitglieder freie Dienstleistungen vom Kibbuz.
Als erste Stufe der Privatisierung erhielten die Mitglieder unterschiedliche Gehälter, die sie jetzt auf ihre Privatkonten einzahlen. Im Gegenzug werden Leistungen des Kibbuz in Rechnung gestellt. Am Wochenende stimmten die Mitglieder dafür, die versuchsweise neue Regelung zur Dauerregelung zu machen. Der Antrag wurde mit 85 Prozent der Stimmen angenommen. Heute gibt es 320 Kibbuzmitglieder und etwa 100 Kinder.
Kibbuzsekretär Shai Shoshani erklärte: „Die Gehälter werden verschieden sein, aber die Mitglieder werden eine Solidaritätssteuer zahlen, die eine Art Versicherung für alle Mitglieder sein wird. Wer weniger als ein festgesetztes Minimum verdient, wird einen Zuschuss bekommen. Der Speisesaal wird weiter betrieben, und wir werden ein subventioniertes Erziehungsangebot zur Verfügung stellen.“
Der Vorsitzende des Regionalrats von Emek Hayarden, Yossi Vardi, der zur dritten Generation der Gründer von Degania gehört, hob das Erneuerungsbestreben des Kibbuz positiv hervor, das sich an den Wünschen der Mitglieder orientiere.
Die 86jährige Yona Shapira, eines der ersten Kinder von Degania, sagte, ein Leben wie es einmal war, sei nun in Degania nicht mehr möglich. Tamar Gal, eine andere Einwohnerin, sieht die Entscheidung positiver: das Kibbuz passe sich einfach an die heutige Zeit an.
Nirit Hadar lebte 27 Jahre in Degania und ist enttäuscht. Die Entscheidung habe das traditionelle Kibbuz ruiniert. Der Speisesaal sei leer, die Veranstaltungen nicht mehr so festlich wie früher. „Degania ist kein Kibbuz mehr“, klagt sie.
Ynetnews.com, 20.2.07
Zionismus:
Die Idee des Kibuz
Der Kibbutz ist ein einzigartiges ländliches Gemeinwesen; eine Gesellschaft, die auf den Prinzipien gegenseitiger Hilfe und sozialer Gerechtigkeit beruht; ein sozialwirtschaftliches System, in dem Menschen Arbeit und Besitz teilen...