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5000 Jahre alte "Spucke" entlarvt ältesten semitischen Text
Mitten in seinem gelehrten Vortrag im Auditorium der Hebräischen Universität röchelte Professor Richard Steiner ins Mikrofon und behauptete, dass dieser "walisische Laut" so klinge wie eines der ältesten erhaltenen semitischen Worte: Chavu (Eva)...
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 24. Januar 2007
Eine Hieroglyphen-Inschrift an einer Innenwand der Pyramide des Pharao Unnas im ägyptischen Saqqara aus dem 24. Jahrhundert vor Christi gab Ägyptologen Rätsel auf. Sie verstanden nicht die mit Eulen, Schlangen und anderen Tieren abgebildete Buchstabenreihe "r-r-r mwt.f sp-2 mi mti mi mti". Die Ägyptologen hatten zwar richtig gelesen, sich aber in der Sprache geirrt. Eine Anfrage per Email des Ägyptologen Robert Ritner an den Experten für semitische Sprachen, Steiner, führte zu einer "wissenschaftlichen Bombe", die in Jerusalem feierlich enthüllt wurde. Steiner entzifferte die ältesten jemals gefundenen Texte in einer semitischen Sprache, tausend Jahre älter als bisher bekannte Texte in "proto-Kanaanäisch", woraus sich Phönizisch, Hebräisch, Aramäisch und Arabisch entwickelten.
"Sofort erkannte ich in den Buchstabenreihen die semitischen Worte 'Mutter Schlange'", erzählte Steiner. Den Zuhörern blieb die Spucke weg, als Steiner die fast 5000 Jahre alten Konsonanten mit Vokalen füllte und vorlas: "Rir, Rir, Rir". Im modernen Hebräisch steht "Rir" für Speichel. In dem 5000 Jahre alten magischen Zaubertext an der Pyramidenwand war der Speichel der Schlange gemeint, also ihr Gift. Zwei Stunden lang erklärte der Professor, wie sich das a in ein o verwandelte mit oder ohne angehängtem n. Nicht alles, was er vortrug, war den Laien im Publikum sofort einsichtig.
Die magischen Sprüche eines Priesters des Gottes Haitau aus dem Libanon sollten die Mumie des Pharao aus dem 26. vorchristlichen Jahrhundert schützen. Steiner entzifferte "Um Chavu" als Schlangenmutter. Die biblische Eva heißt im hebräischen Original "Chava". So schloss der amerikanische Professor, dass die biblische Eva nicht etwa von der Schlange verführt wurde, sondern selber Schlange und als "Um Chavu" auch die "Mutter alles Lebenden" war...
An anderer Stelle war die Rede von "Etz" ("Holz" im heutigen Hebräisch). Zedernholz vom Libanon gelangte über das Meer bis zu den ältesten Pyramiden. Gleichzeitig lieferten kanaanäische Priester dem Pharao magische Texte aus der vor rund 7000 Jahren vom phönizischen Gott "El" gegründeten Stadt Byblos, 40 Kilometer nördlich von Beirut, an der Küste gelegen. Jene Küste hieß übrigens "Kanaan". Wie der Zufall so will: wo Luther in der Bibel "Gott" übersetzte, steht im Hebräischen "El" oder "Elohim". Sogar dieser Begriff liefert sprachwissenschaftlich ein Bindeglied zu den frisch entzifferten ägyptischen Hieroglyphen-Texten, die sich als Ur-Hebräisch herausstellten und von einem Israeli so flüssig gelesen werden können wie die Zeitung oder das vor 2000 Jahren in Qumran am Toten Meer kopierte Buch des Propheten Jesaja. Dort steht (Kapitel 19,18): "An jenem Tag sollen fünf Städte sein im Land Ägypten, die Kanaans Sprache reden." Steiner meinte schmunzelnd: "Vielleicht wusste der Prophet Jesaja von den kanaanäischen Inschriften in fünf Pyramiden."
So führte die zufällige Entdeckung eines 5000 Jahre alten mit Hieroglyphen geschriebenen ur-hebräischen Textes zu einem neuen Verständnis der Eva des Adam und zu einer Erklärung der bislang mysteriösen Prophezeiung des biblischen Jesajas.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com