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Für die, die noch am Leben sind
Wenn ihr geglaubt habt, dass die Affären Katsav, Olmert, Hirschson oder Ramon eine Art öffentliche Schande sind, dann schaut euch erst einmal die beschämendste jüdische Korruption an, die man sich vorstellen kann: In Israel leben ca. 80.000 Holocaustüberlebende unter der Armutsgrenze. Es gibt nichts Korrupteres und Ekelhafteres...
Von Guy Meroz, Maariv, 24.01.2007
Es stellt sich heraus, dass es die schlechteste Option ist, in Israel Holocaustüberlebender zu sein. Nur die ehemalige UdSSR ist schlimmer als Israel. Und zum Nachtisch: Am besten lebt es sich für einen armen Holocaustüberlebenden- in Deutschland.
Im Rahmen eines Films, den ich im Moment über die Lage der Holocaustüberlebenden drehe, traf ich in Berlin Lilo. Eine Überlebende, die zurück nach Deutschland flüchtete, nachdem sie in Israel völlig mittellos war und nicht einmal Geld hatte, sich Medikamente zu kaufen und ihre Wohnung zu heizen. Dort, in Berlin, hat sie sogar Geld, einmal im Monat ins Cafe zu gehen. Die Deutschen, haben, nachdem sie versucht hatten, uns zu vernichten, kapiert, dass man sich um die kümmern muss, die überlebt haben, und diese erhalten eine Rente, kostenlose Krankenversicherung und
auch eine Wohnung, wenn es sein muss.
Wir und unsere liebe Regierung hingegen stecken voll in Gedenkfeiern in Schulen, der Armee und auf den Marktplätzen, schicken jedoch die Leute zum Teufel, deren Leid wir es zu verdanken haben, dass wir überhaupt Geld hatten, diesen Staat zu gründen. Und das Absurde fängt hier erst an.
Der Sozialfonds für Holocaustüberlebende berichtet, dass jeden Tag zwischen 30 und 40 Holocaustüberlebende sterben (im Winter mehr, im Sommer weniger), und im Jahr 2020 wird es wahrscheinlich unter uns keine Holocaustüberlebenden mehr geben. Der Wettlauf mit der Zeit brachte jedoch bis vor Kurzem keinen unserer Gesetzgeber dazu, so schnell wie möglich so viel wie möglich Geld, das sich auf den Banken befindet (Gelder von Holocaustopfern, deren Erben bis heute nicht ausfindig gemacht wurden), oder die Millionen, die vom Treuhänder einkassiert wurden, die Grundstücke und Flächen, die sich beim "Keren Kayemet" und vielen anderen Firmen befinden, zum
Wohle der bedürftigen Holocaustüberlebenden zu verwenden.
Fast fünf Jahre brauchte ein Komitee unter Vorsitz von Colette Avital dazu, ein Gesetz zu verabschieden, das es ermöglichen wird, dass diese Gelder an die gelangen, die sie wirklich brauchen. Avital leistete gute Arbeit, aber ist jemand bereit nachzurechnen, wie viele mittellose Überlebende sterben mussten, während die Millionen weiterhin Zinsen einbringen, z.B. auf unserer Bank Leumi?
Kann es sein, dass man es nicht den Juden hätte überlassen sollen, die Gelder der Holocaustüberlebenden zu verwalten? Wie kann man die gefühllose Sturheit des Finanzministeriums sonst erklären? Wer kann erklären, warum Millionen Dollar bei der Claims Conference in New York herumliegen, die in den 50-er Jahren von der israelischen Regierung gegründet wurde, damit sie sich um die Gelder der Überlebenden kümmert? Wie kann es sein, dass wir auch auf diesem so sensiblen Bereich so vollkommen versagen?
Vor seinem Tod gelang es dem Knesset-Abgeordneten Yuri Stern, ein Gesetz zu verabschieden, das vielen Holocaustüberlebenden helfen soll. Ein Gesetz, das zum ersten Mal seit der Staatsgründung definiert, wer Holocaustüberlebender ist. Wir sprechen hier von weiteren 65 Millionen Shekel im Jahr, und auch über diese Kleinigkeit jammert der Staat und behauptet, er habe sie nicht.
Heute, Donnerstag, um 16 Uhr, vier Tage vor dem internationalen Holocaust-Gedenktag, wird vor der Residenz des MP eine große Demonstration für die Holocaustüberlebenden stattfinden. Ich rufe hier jeden auf, der am Holocausttag Tränen über die Millionen Opfer vergießt, teilzunehmen und für die 80.000 zu kämpfen, die am Leben geblieben sind, und dieses Leben in Armut verbringen müssen.
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv