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Sharon warnte Bush: Das strategische Interesse

Die Beziehung zwischen Israel und den Vereinigten Staaten ist eng und strategisch lebensnotwendig und bildet eine Säule der israelischen Sicherheit. Die israelischen Staatsführer sind sich bewußt, dass jede größere neue regionale Abweichung von der politischen Linie, die nicht eng mit Washington koordiniert ist, wahrscheinlich ein unnützer Versuch wäre und Schatten auf die amerikanisch-israelischen Beziehungen werfen würde. Jeder kluge israelische Kandidat für einen Posten innerhalb der politischen Führung weiß, dass die israelische Öffentlichkeit erwartet, dass er oder sie eine Persona grata im Weißen Haus, im Kongress und innerhalb der amerikanischen jüdischen Gemeinschaft ist...

Von Yossi Alpher, Forward, 12.01.2007

Dennoch gab es eine Zeit, als israelische Führer keine Angst hatten, öffentlich anderer Meinung mit
amerikanischen Präsidenten zu sein und auch gegen eine amerikanische politische Linie zu handeln, wenn nach ihrer Einschätzung solch ein Schritt im Hinblick auf die lebensnotwendigen Interessen Israels erforderlich war. Yitzhak Shamir tat dies in seiner ersten Amtszeit, als er Henry Kissingers "reassessment" widersprach. Ebenso handelte Menachem Begin, als er erklärte: "Wir sind keine Bananenrepublik." Auch gerieten Yitzhak Shamir und Benjamin Netanjahu öffentlich in Kollision mit amerikanischen Präsidenten in Bezug auf die Siedlungen und die palästinensische Frage.

Nichtübereinzustimmen mit den Prioritäten der amerikanischen Linie für den Nahen Osten war für israelische Staatsführer nicht immer politisch vernünftig. Manchmal war es dennoch lehrreich. Begins und Moshe Dayans heimliche Initiative, den ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat nach Jerusalem zu bringen und Rabins und Shimon Peres' heimliche Gespräche in Oslo mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation wurden von Washington akzeptiert, als man dort einsah, dass Israel damit eine radikal andere Strategie erfolgreich gefahren hatte.

Egal ob richtig oder nicht, wenn Israel von der amerikanischen Linie auf Distanz ging, so spiegelt dies zumindest die Fähigkeit seitens der Führung der israelischen Nationalen Sicherheit wider, unabhängig beurteilen und gemäß der notwendigen strategischen Interessen des Landes handeln zu können. Diese Fähigkeit scheint in letzter Zeit bedenklich zu fehlen.

Ein deutlicher und einschlägiger Fall ist die von Ministerpräsident Ehud Olmert kürzlich geäußerte
Behauptung, Israel könne nicht mit Syrien sprechen, weil dies die politische Linie von Präsident Bush verraten würde. Dabei spielt es keine Rolle, ob die demokratische Mehrheit im Kongress vielleicht zu einem Dialog mit Syrien tendiert, oder dass der Bericht der "Iraq Study Group" solch einen Schritt empfiehlt, oder dass der umlagerte Bush eine Niete ist, mit dem Israel eine Meinungsverschiedenheit riskieren kann.

Auch scheint es Olmert nicht zu beeinflussen, dass viele im israelischen Sicherheitsapparat Verhandlungen mit Syrien befürworten. Dass er sich auf Bush als Begründung berief, das Angebot des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad zur Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zu ignorieren, stellt den israelischen Ministerpräsidenten als Amateur in strategischen Fragen dar.

Olmerts Vorgänger war im Gegensatz dazu alles andere als ein Amateur in den israelisch-amerikanischen Beziehungen und zwangloser im Umgang mit der amerikanischen politischen Linie in der Region. Als es zum Entschluss von Bush kam, im Irak in den Krieg zu gehen und den arabischen Nahen Osten von innen zu demokratisieren, nahm Ariel Sharon eine viel differenziertere Position ein. Öffentlich spielte Sharon den stillen Verbündeten, weder kritisierte noch unterstützte er das Irak-Abenteuer. Ein Grund für sein relatives Schweigen war Washingtons ausdrücklicher Wunsch, dass Israel es unterlässt, die Invasion eines arabischen Staates öffentlich zu unterstützen oder sonst irgendwie zu intervenieren, aus Furcht, solch ein Absegnen würde ein Verdammen der Vereinigten Staaten von arabischer Seite bewirken.

Aber irgendwann vor März 2003 sagte Sharon Bush privat in unmissverständlichen Worten, was er von dem Irak Plan hielt. Sharons Worte – hier zum ersten Mal veröffentlicht – bestanden aus einer freundlichen, aber scharfen Warnung an Bush. Sharon bestätigte, dass Saddam Hussein eine "akute Gefahr" für den Nahen Osten sei, und dass er glaube, Saddam Hussein sei im Besitz von Massenvernichtungsmitteln. Doch einer gut fundierten Quelle zufolge riet Sharon Bush dennoch, den Irak nicht zu besetzen. Einer anderen Quelle zufolge (Danny Ayalon, zur Zeit der Irak-Invasion Israels Botschafter in den Vereinigten Staaten, er war bei den Bush-Sharon Treffen anwesend) teilte Sharon Bush mit, Israel würde in Bezug auf den Irak-Plan nicht "in die eine oder andere Richtung drängen".

Beiden Quellen zufolge warnte Sharon Bush, dass, sollte dieser darauf bestehen, den Irak zu besetzten, er dann wenigstens seinen Plan aufgeben sollte, in diesem Teil der Welt Demokratie einzusetzen. "Von der Kultur und Tradition her ist die arabische Welt nicht für eine Demokratisierung gebaut", erinnert sich Ayalon an Sharons Ratschläge. Seien Sie sicher, fügte Sharon hinzu, nicht in den Irak zu gehen ohne durchführbare Ausgangsstrategie. Und halten Sie eine Strategie gegen einen Aufstand bereit, wenn Sie vorhaben, den Irak zu regieren, der letztendlich in einzelne Teilgebiete geteilt werden muss. Zum Schluss sagte Sharon zu Bush, bitte
denken Sie daran, Sie werden erobern, besetzen und gehen, aber wir müssen in diesem Teil der Erde bleiben. Israel, erinnerte er den amerikanischen Präsidenten, wünscht nicht, seine lebenswichtigen Interessen durch eine regionale Radikalisierung und ein Überschwappen der Gewalt über die Grenzen des Irak hinaus in Gefahr zu sehen.

Sharons Ratschlag – der eine reiche Erfahrung mit Nahost-Fragen zeigt, an der es Bush dagegen mangelt – war vorherwissend. Die amerikanische Besetzung des Irak endete schließlich mit einer Stärkung des Iran, der schlimmste Feind Israels und damit, dass militante islamistische Schiiten zu den Wahlen aufgestellt wurden. Ein großer Teil des Irak gleitet in die iranische Einflusssphäre. Die Anbar-Provinz im Westen des Irak wird zunehmend von militanten Jihadi-Sunniten dominiert, die schließlich Syrien und Jordanien bedrohen könnten, letzteres Land ist für Israel ein strategischer Partner und geographischer Puffer.

Diese ganze Entwicklungen schaden lebenswichtigen Interessen Israels. Im vergangenen Sommer führte Israel einen Krieg gegen zwei militante islamistische Bewegungen, die vom Iran unterstützt werden – die Hezbollah im Libanon und die Hamas in Gaza – denen in ihren anarchischen Ländern das Wahlrecht gegeben und die legitimiert wurden dank Bushs Bestehen auf vorschnelle und unratsame Wahlen "in diesem Teil der Welt".

Hätte Sharon seine Kritik öffentlich geäußert und dabei die Gefahren für die lebenswichtigen Interessen Israels angeführt, hätte er einen Unterschied in der Vorkriegsdebatte in den Vereinigten Staaten und in der Welt bewirkt? Sicherlich hätte er vor dem Krieg Behauptungen mancher Kritiker herabgesetzt, wie Professor Stephen Walt und John Mearsheimer, die auf Israel wiesen, auf das American Israel Public Affairs Committee und auf pro-Israelis in der Verwaltung, den Krieg angezettelt zu haben. Ayalon wurde übrigens von Sharon angewiesen, alle Israelis, die zu Besuch nach Washington kamen, zu warnen, den amerikanischen Kriegsplan gegen den Irak nicht zu unterstützen, damit Israel nicht die Schuld für einen Misserfolg gegeben wird.

Es gab natürlich Neokonservative in Israel, die die Vereinigten Staaten dazu ermunterten, den Irak zu besetzen und demokratische Wahlen, wo immer es möglich war, im Nahen Osten befürworteten.
Aber es gab auch viele Israelis, den Autor dieses Artikels eingeschlossen, die sich offen und in der
Öffentlichkeit gegen den amerikanischen Plan aussprachen. Sogar Amtspersonen von Aipac äußerten gegenüber arabischen Intellektuellen, die zu Besuch in Washington waren, sie würden es lieber sehen, dass die Vereinigten Staaten sich mit dem Iran auf militärischer Basis auseinandersetzen würde als mit dem Irak. Und pro-westliche arabische Staatschefs wie
Ägyptens Husni Mubarak oder Jordaniens König Abdallah waren direkt in ihrer Kritik gegen Bushs
Kriegspläne, obwohl sie in Washington auf deutlich weniger Anerkennung und Lobby-Unterstützung zurückgreifen konnten als Israel.

Als treuer Verbündeter der Vereinigten Staaten ist Israel moralisch verpflichtet, Washington zu sagen, wenn die amerikanische politische Linie nicht nur falsch sondern auch schädigend ist. Tatsächlich sind seit 2003 viele amerikanische politische Initiativen für den Nahen Osten nachteilig für Israel gewesen. Als Bush Sharons Ratschlag zum Irak ignorierte, hätte dieser einen respektvollen und freundlichen Weg finden müssen, um seine Vorbehalte öffentlich zu machen.

Es ist nicht zu spät für Olmert, Bush Israels Fall darzulegen, zunächst auf diskrete Weise, dann, wenn es notwendig sein sollte, öffentlich. Er sollte mit dem Thema zu Verhandlungen mit Syrien anfangen und dem Schaden, der Israel zugefügt durch die Entstehung militanter sunnitisch- und schiitisch-islamistischer Staaten im Irak im Anschluss an einen amerikanischen Rückzug würde - es sei denn, der Westen würde dringende und radikale Schritte unternehmen, um ein hartes und freundschaftlich gesonnenes Regime in Baghdad einzusetzen.

Yossi Alpher, ehemaliger Berater des früheren Ministerpräsidenten Ehud Barak und ehemaliger Direktor des Jaffa Center for Strategic Studies, ist Mitherausgeber von bitterlemons.org und bitterlemons-international.org. Übersetzung K. Badr

Posted 01/25/07 by: admin

Comments

wrote:
Sehr geehrte Damen und Herren

Mir ist bekannt, dass auch Sie finanzielle Schwierigkeiten haben, diese Seiten aufrecht zu erhalten, und die vorhandenen Seiten sind zweifellos sehr viel besser als keine, aber einen Text wie diesen zu lesen, der voll von massiven Anglizismen steckt, macht auch keine rechte Freude.
Mit vielen Grüssen,

Rupert Kalkofen
03/12/07 17:46:16

wrote:
Anglizismen? Quark. Anglizismen sind:

http://de.wikipedia.org/wik...

Ebenfalls wird ein aus dem nordamerikanischen Englisch ins Hochdeutsche übertragener Text nicht als Anglizismus bezeichnet:

der Schuss ging in den Ofen.

Zum dargebotenen Text selbst: es ist ein bisschen schwer zu glauben, dass ausdrücklich als private Meinungsäußerung Scharons Gekennzeichnetes samt einiger Warnungen aus israelischen Intellektuellenkreisen selbst dann auch nur den leisesten Einfluss auf die Kriegslüsternheit der offiziellen USA gehabt hätte, wäre das Gleiche als israelische Regierungsaussage publik gemacht worden.

Schließlich hörten Bush & Co. auch nicht auf die Regierungen Deutschlands, Frankreichs etc.

Außerdem weiß kein Mensch, ob nicht alles anders ausgegangen wäre, hätten die den Irak besetzenden Staaten nicht gravierende Fehler gemacht, die Angegriffenen nach bester Möglichkeit demütigend, so z.B. im Fall Abu Ghraib, bei der Auflösung der Armee Saddam Husseins, bei der Neuordnung der Wirtschaft - stramm auf die Interessen der Seven Sisters ausgerichtet - usw. usf.

f
03/12/07 20:15:20

wrote:
lol
03/20/07 08:45:01

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