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Geraubte Kunst in Israel vogelfrei

Von den Nazis geraubte Kunst aus jüdischem Besitz darf in Israel nicht eingeklagt werden. Ein entsprechendes Gesetz wurde am Donnerstag der Knesset, dem israelischen Parlament, vorgelegt, um schon in zwei Wochen in zweiter und dritter Lesung verabschiedet zu werden...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 12. Januar 2007

Das Gesetz wurde auf Bitten der französischen Regierung eingebracht. Sie will im kommenden Juni 50 von den Nazis gestohlene Werke "aus unbekanntem Besitz" im Jerusalemer Israel-Museum zeigen. Die geplante Ausstellung, aus verschiedenen Sammlungen in Frankreich zusammenbetragen, wurde jahrelang verschoben, weil die Franzosen Klagen von Holocaustüberlebenden oder deren Erben in Israel befürchteten, die ihr Eigentum vor israelischen Gerichten einklagen könnten. Dem soll jetzt mit dem "problematischen" und "unmoralischen" Gesetz ein Riegel vorgeschoben worden.

Ursprünglich hatte der israelische Kulturminister eine "Immunitätsurkunde" für die geraubten Gemälde ausstellen wollen. Doch eine Nachfrage der Franzosen beim Obersten Gericht ergab, dass eine solche Urkunde vor einem israelischen Gericht keine Gültigkeit hätte.
Der Abgeordnete Michael Melchior (Arbeitspartei), Vorsitzender des Erziehungsausschusses der Knesset, sieht in dem Gesetz ein "moralisches Problem ersten Grades". Die Rechtsberaterin des Ausschusses, Merav Israeli, meint, dass das Gesetz, das wahrscheinlich eine Mehrheit erhalten werde, "fundamentale Rechte israelischer Bürger" beschneide. Der Abgeordnete Nadav Haetzni meinte: "Das ist ein Freibrief für den Raub in der Nazizeit." Ein Anwalt meinte, dass das Israel-Museum gestohlene Kunstwerke nicht annehmen sollte.

Nach Angaben der Zeitung Haaretz ist das Israel Museum dagegen, das Gesetz mit dem Holocaust in Verbindung zu bringen. Der Museumsdirektor James Snyder erklärte, dass solche Gesetze in allen westlichen Ländern existierten, um die Restitution archäologischer Funde zu verhindern, die während der Kolonialzeit "mitgenommen" worden sind, darunter die Kollektionen im Louvre, im Pergamon-Museum oder im Londoner British Museum. Der Anwalt des Museums befürchtet, dass das Israel Museum ohne dieses Gesetz einem "kulturellen Boykott anderer Museen in der Welt" ausgesetzt sein könnte.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Category: Allgemeines
Posted 01/13/07 by: admin

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