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2006 enttäuschend: Die Normalisierung des Tourismus?
Der Tourismus im Jahr 2006 enttäuschte. Die Zahl der Besucher in Israel blieb niedrig, nur ein Zehntel des Potenzials. Im November und Dezember war bei der Zahl der einreisenden Touristen ein Rückgang von 30% im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die Einnahmen aus dem Tourismus blieben um eine Milliarde Dollar hinter den Erwartungen zurück, und der Beitrag der Branche zum Wirtschaftswachstum war negativ...
Sever Plotzker in der Wirtschaftsbeilage von Jedioth achronoth
Anfang vergangenen Jahres hegte man noch große Hoffnungen. Der damalige Tourismus- und heutige Finanzminister Abraham Hirschson nahm die Dienste der Wirtschaftsberatungsfirma "Ernst and Young" in Anspruch, um Empfehlungen für eine"Reform" zu erhalten, die fünf Millionen Touristen nach Israel bringen soll. Die Firma führte eine gründliche Studie über die Krise des israelischen Tourismus durch und legte die Ergebnisse dem neuen Tourismusminister Herzog vor. Die Firma stellte fest, dass die meisten israelischen Hotels auf einem sehr niedrigen Niveau stehen, die Preise sind zu hoch aber die Dienstleistungen rückständig im Vergleich zu anderen Mittelmeerländern.
Aber die Hauptbotschaft von "Ernst and Young" ist bedeutender als die Sammlung dieser Beschwerden. Der Bericht hält fest, dass der einzige Vorteil Israels als Tourismusattraktion die religiöse und kulturelle Geschichte ist. Nicht junge Mädels in Miniröcken, verschwitzte Rockbands oder die Bars und Klubs in Tel Aviv, und auch nicht künstliche Herabsetzungen der Flugpreise werden Touristen nach Israel bringen, sondern die Vermarktung Israels als das Land, das die Wiege der christlich-jüdischen Zivilisation ist...
Der Krieg im Libanon hat dem einreisenden Tourismus natürlich enormen Schaden zugefügt. Israel wurde in den Nachrichtensendungen in aller Welt wieder zu einem Kriegsgebiet, ... und das Image Israels als Besatzungsland hält den gebildeten, westlichen Touristen fern, angefangen von Studenten bis hin zu Professoren, auch jüdischen. Minister Herzog ist nicht überrascht: In den Umfragen, die sein Ministerium im Ausland durchführen lässt, wird Israel als "kaltes und hässliches Land mit viel Stacheldraht und Fanatikern" betrachtet. Es ist klar, dass man in einem solchen Land keinen Urlaub macht.
"Wenn ich nach Israel komme", erzählte mir vor Kurzem ein berühmter jüdischer Dozent aus England, "verheimliche ich das vor meinen Kollegen, Ich habe keine Lust, mir ihre Kommentare zu Israel anzuhören und mich zu rechtfertigen. Aus dem selben Grund kommen auch meine Kinder nicht nach Israel. Sie schämen sich vor ihren Freunden."
Die Förderung des Tourismus ist kein Argument, die Außen- und Sicherheitspolitik irgendeines Landes zu ändern, schon gar nicht die Israels. Aber man kann sich zumindest mehr Mühe geben. Minister Herzog schlägt deshalb ein neues "Branding" Israels als Tourismusziel vor. "Man muss uns als dynamisches Land vermarkten, ein offenes, intensives Land, in dem es die fortschrittlichste Wissenschaft der Welt gibt, eine blühende HiTech-lndustrie und erstaunliche Errungenschaften in Kunst und Kultur." Dafür zieht das Ministerium Prominente, Models und Fußballmannschaften heran. Diese sollen Israel von dem Fleck eines Lands mit Anschlägen, Raketen und Fanatikern befreien. Das ist keine leichte Aufgabe...
Posted 01/11/07 by:
admin
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