Auf der Terrasse des "Mövenpick Golf" Hotels in Sharm-A-Scheich, vor einer betörenden Landschaft aus grün gewürzter Wüste. Husni Mubarak ist bester Laune...
Der ägyptische Präsident in einem Exklusiv-Interview mit Smadar Peri, Korrespondentin für Jedioth achronoth beim Gipfel in Sharm-A-Scheich. Erschienen im Musaf von Jedioth achronoth und in Al Achram
Mubarak zu den Friedenszeichen aus Syrien: Man verliert nichts, wenn man es versucht.
- Herr Präsident, es gibt Veröffentlichungen über Fortschritte in den Kontakten zur Freilassung von Gilad Shalit, und es gibt auch Veröffentlichungen über Schwierigkeiten. Was wissen Sie?
"Ich verstehe die Familie von Gilad Shalit", sagt er, "Sie haben es schwer, aber auch die Familien der palästinensischen Häftlinge haben es schwer". Nur einmal wird seine Stimme im Zorn lauter, als ich ihn frage, was er von der Erhängung von Saddam Hussein gehalten hat: "Das ist beschämend. Die Bilder und die Schimpfworte, alles was in die Welt von diesem Ereignis vorgedrungen ist, man hat ihn zum Shahid gemacht... Wir arbeiten sehr schwer in dieser Sache. Es gibt, von Zeit zu Zeit, Zeichen für einen Fortschritt, aber es gibt auch Anzeichen, die von Problemen zeugen. Ich erwarte eindeutig, dass wir ein Geschäft erreichen, dass der Tausch durchgeführt wird, und dass wir dieser Geschichte ein Ende setzen. Aber man muss noch einige Bemühungen investieren. Sie wissen sicher, dass die Palästinenser intern Meinungsverschiedenheiten haben, und das macht die Sache komplizierter. Wir versuchen ein Einverständnis zu erzielen, damit wir Freilassungen auf beiden Seiten erwirken können... Es gibt Fortschritte, aber es ist nicht der Fortschritt, den wir erwarten. Es wird noch dauern, wegen der internen Machtkämpfe".
- Wären Sie, Herr Präsident, an der Stelle des Vaters des entführten Soldaten, wie würden Sie sich heute fühlen?
"Solange Verhandlungen geführt werden, müssen wir auf Gott vertrauen. Ich bin sicher, dass es der Vater von Gilad sehr schwer hat. Dasselbe gilt auch für die Frauen und Kinder der palästinensischen Häftlinge. Auch sie haben es schwer".
- Wie wird das Tauschgeschäft durchgeführt werden?
"Es gibt noch keinen ausführlichen Plan. Zuerst einmal muss ein prinzipielles Einverständnis für den Häftlingsaustausch erzielt werden. Die Palästinenser fordern als erste Geste die Freilassung von einer gewissen Anzahl von Häftlingen, und dafür werden wir von ihnen den entführten Israeli erhalten. Und danach werden weitere Häftlinge freigelassen. Das heißt, es gibt den Gedanken, aber noch kein Übereinkommen, dass es zuerst eine Geste der Freilassung von Palästinensern geben wird, aber tatsächlich sind wir noch nicht in dieser Phase angekommen. Ich habe vor, genau zu diesem Thema mit PM Olmert zu sprechen"...
- Haben Sie überhaupt Einfluss auf die Hamas? Sind sie bereit, sich Ihre Vorschläge anzuhören?
"Wir beraten weder die Hamas, noch andere. Wir agieren für das Wohl des palästinensischen Volkes. Wir beziehen keine Stellung für die Hamas oder die Fatah"...
- Zu den zwei Soldaten, die von der Hisbollah entführt wurden. Wurden Sie gebeten, für ihre Freilassung zu vermitteln?
"Nein, das ist nicht auf unserem Gebiet. Die Entführten im Libanon sind eine Angelegenheit Syriens, der Hisbollah und anderer".
- Nehmen Sie an, dass sie am Leben sind?
"Ich kann keine Annahmen äußern, weil ich nicht involviert bin und diese Affäre nicht verfolge. Ich verfolge die Affäre in Gaza aus nächster Nähe, tagtäglich. In der libanesischen Affäre gibt es ein Problem".
- Ist es Ihrer Ansicht nach angemessen, dass die Seite, der man einen Soldaten entführt hat, einen so hohen Preis für seine Freilassung zahlt? Ist das nicht eine Öffnung, die weitere Entführungen einlädt?
"Ich glaube nicht. Man entführt doch an allen möglichen Orten der Welt. Auch bei Euch hat man entführt. Diese Sache ist vor allem menschlich".
- In der syrischen Angelegenheit ist das israelische Volk gespalten. Würden Sie Bashar Assad empfehlen, es wie Anwar Sadat zu tun, zu kommen und direkt mit den Israelis zu reden, innerhalb Israels?
"Das sollte klar sein: Niemand kann es Sadat nachmachen. Versuchen Sie nicht zu vergleichen. Sadat hatte viel Erfahrung, einen erstaunlichen Weitblick, und er war bereit, die Initiative auf seinen Schultern zu tragen. Und im Endeffekt wurde er ermordet. Wir sind für Frieden zwischen Euch und Syrien. Wir haben diesen Vorgang zu Zeiten Rabins ermutigt, der auf der Schwelle der Unterzeichnung eines Friedensabkommens stand, und plötzlich wurde er ermordet. Auf einen Schlag, blieb alles stehen und wurde eingestellt. Dann kam Netanjahu, der sagte 'Nein, ich bin nicht bereit, das anzuerkennen, was erzielt wurde'. Dann kam Barak, der sagte, 'lch bin nicht bereit, einen Rückzug durchzuführen', und das Problem hat sich verstrickt.
Jetzt, wo der syrische Präsident zu Frieden aufruft, bilden Sie sich nicht ein, dass er nach Jerusalem kommen wird. Das wird nicht passieren. Keine arabische Führungspersönlichkeit wird nach Jerusalem kommen, bis ein vollständiger Frieden erreicht wird. Wenn Präsident Assad sagt, dass er Frieden will, warum sollte man das nicht überprüfen? Warum sollte man nicht Gespräche führen, angesichts der Möglichkeit, dass es Verhandlungen geben wird? Warum sollte man nicht entscheiden, wann man sich hinsetzt, wo man sich hinsetzt, worüber man sprechen wird. Ihr habt doch schon Gespräche in den USA geführt, und ich wiederhole und sage: Zu Clintons Zeiten wart Ihr an der Schwelle der Unterzeichnung eines Friedensabkommens! Ich werde nie vergessen, wie wir während der Verhandlungen in Taba alle die neue Regierung in Washington erwartet haben, die die Ergebnisse bringen sollte. Aber sie haben gekniffen, und ihr habt daraus gewonnen".
- In Israel behauptet man, dass die syrische Friedensoffensive nur ein taktisches Manöver ist.
"Wie könnt Ihr Euch sicher sein, dass es ein Manöver ist? Warum versucht Ihr es nicht mal? Bringt die Wahrheit ans Licht, ob es ein Manöver ist, oder wirkliche Absicht. Überprüft, welchen Frieden er erreichen will. Warum 'Nein' zu einem Vorschlag für Frieden sagen? Ruft den Boten, der Euch die Angebote überbracht hat, und sagt ihm: 'Wir sind bereit, bringen Sie ein konkretes Angebot'".
- Es gibt bei uns diejenigen, die vor der Gefahr eines Krieges warnen, wenn sich ein Stillstand im politischen Prozess abzeichnet.
"Ich bitte darum, dass diejenigen, die Kriegstrompeten blasen, deutlicher und optimistischer denken. Krieg ist ein letzter Ausweg. Das ist eine teure und mörderische Angelegenheit. Niemand zieht in den Krieg, wenn er nicht letztendlich an Frieden denkt. Als Sadat 1973 in den Krieg zog, dachte er schon an den Frieden".
- Mit Ihrer langjähriger militärischen Erfahrung, sind Sie fähig den Geruch des Krieges in der Region zu spüren?
"Ich möchte nicht an Krieg denken, und bin nicht daran interessiert, den Geruch des Krieges zu riechen. Ägypten, das größte und stärkste arabische Land, hat ein Friedensabkommen mit Israel unterzeichnet. Ägypten strebt es an, dass Frieden in der Region erzielt wird, und ich bin der Meinung, dass auch Syrien Frieden will. Ihr habt es noch nicht mit ihnen versucht. Man muss aufhören, über Krieg zu sprechen, Krieg, Krieg, Krieg! Der Frieden ist viel interessanter und wichtiger".
- Vermittelt Ägypten zwischen Syrien und Israel?
"Wir reden fortwährend mit Syrien. Ich sage es wieder: Man verliert nichts, wenn man es versucht. Sagt den Syrern: Das sind unsere Prinzipien für den Frieden, kommt, lasst es uns versuchen. Entsprechend der Antwort, die Ihr erhalten werdet, werdet Ihr entscheiden können, ob es nur eine Taktik ist, oder eine wirkliche Absicht. "Seien wir doch realistisch, wenn der syrische Präsident wiederholt sagt, dass er Frieden will, dann sage ich zu Israel: go ahead, ya Israel, go ahead. Beschwert Euch nicht über die politische Eiszeit und die Gefahren des Krieges".
Das Interview (aus dem wir nur Auszüge brachten) erschien in Jedioth achronoth und ebenso in der ägyptischen Zeitung Al-Ahram.
Husni Mubarak:
Gut gelaunt in Scharm el-Schejkh
In Sharm-A-Scheich sprach der ägyptische Präsident Hosni Mubarak über alle glühenden Themen im Nahen Osten...