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Israel und Saddams Irak

Die Feindseligkeiten zwischen Irak und Israel begannen schon am 15. Mai 1948, wenige Stunden nach der Ausrufung des Staates Israel. Irakische Truppen beteiligten sich an allen großen Kriegen gegen den jüdischen Staat...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 29. Dezember 2006

Zu einer außergewöhnlichen direkten Konfrontation kam es 1981, als Premierminister Menachem Begin kurz vor den Wahlen in Israel den Befehl zu einem waghalsigen Bombardement des Atomreaktors Osirak bei Bagdad gab. Israel fürchtete die Entwicklung einer irakischen Atombombe. Im Sommer 1990 drohte Saddam Hussein, "halb Israel zu verbrennen", falls die Alliierten sein Land infolge der Eroberung vom Kuwait angreifen sollten.

Damals besaß der Irak noch Massenvernichtungswaffen, darunter Giftgas. Zudem verfügte Irak über ballistische Raketen aus sowjetischer Produktion, darunter Scud-Raketen. Die Israelis wollten kein Risiko eingehen. Sie statteten ihre gesamte Bevölkerung mit Gasmasken und Anthropin-Spritzen aus. Hinzu kam Klebband. Denn mit Klebband und einem nassen Wischlappen abgedichtete Zimmer galten als bester Schutz gegen einschlagende Raketen mit Giftgas oder biologischen Kampfmitteln im Sprengkopf. Tatsächlich landeten 39 irakische Raketen in Tel Aviv, Haifa und nahe Dimona während des ersten Irak-Krieges. Doch sie waren nur mit herkömmlichem Sprengstoff gefüllt.

Nach Ausbruch der Intifada im September 2000 mischte Saddam Hussein verstärkt bei den Anschlägen der Selbstmordattentäter gegen Israel mit. Die Angehörigen palästinensischer "Märtyrer" wurden von Bagdad fürstlich belohnt. Bei öffentlichen Veranstaltungen wurden Familien von Selbstmordattentätern Schecks in Höhe von 25.000 Dollar überreicht. Nach seinem Saddams Sturz fragten sich viele Menschen im Gazastreifen: "Wovon sollen wir denn jetzt leben." Das Geschäft mit dem Tod, finanziert von Saddam Hussein, war zu einem Wirtschaftsfaktor geworden.

Der Glaube der Amerikaner, dass Saddam Hussein trotz jahrelanger Inspektionen der UNO immer noch Giftgas und biologische Kampfstoffe versteckt halten könnte, wurde auch durch "Informationen" des israelischen Geheimdienstes gestärkt. Doch eine parlamentarische Untersuchung der Knesset deckte auf, dass auch der Mossad, wie CIA und MI6, offenbar gutgläubig fehlerhafte Informationen der Anderen in seine Reports einverleibte und als ihr eigenes "Wissen" weitergab.

Aufgrund der schlechten Erfahrung Israels mit Saddam Hussein und der Angst vor Irak, der als ein starkes arabisches Land mit gut ausgerüsteter Armee galt, unterstützte Israel voll die amerikanischen Bemühungen, Saddam Hussein zu stürzen.

Auch während des amerikanischen Einmarschs mussten die Israelis wieder ihre Gasmasken hervorholen. Erneut wurden am Strand von Tel Aviv Patriot-Raketen aufgestellt. Nach dem amerikanischen Einmarsch in Bagdad kamen weitere Beweise zu Saddam Husseins Beteiligung am palästinensischen Terror zum Vorschein. So entdeckten die Amerikaner in Bagdad Abu Abbas, der 1985 für die Entführung des Kreuzschiffes Achille Lauro und den Tod des im Rollstuhl sitzenden Amerikaners Leon Klinghoffer verantwortlich war. Er starb in amerikanischer Haft. In früheren Jahren scheint Abu Nidal, einer der grausamsten palästinensischen Terroristen, in Bagdad Zuflucht gefunden zu haben.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Category: Irak
Posted 12/30/06 by: admin

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