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Ein Koch, der die richtigen Zutaten kennt: Interview mit Idan Raichel

Das "Idan Raichel Projekt" (hebr.: HaProject schel Idan Raichel) ist seit 2002 in Israel erfolgreich und begeistert mittlerweile auch den Rest der Welt. Er mixt biblische Texte, äthiopische Klänge, Pop, Reggae mit Stimmen in Aramäisch und Hebräisch, die sich harmonisch ergänzen. Man darf gespannt sein, was Idan Raichel als nächstes "kocht"...

Interview: Anke Dreyer

Ist es ein Unterschied, ob du in einer Synagoge oder in einer Konzerthalle wie das Apollo Theatre in New York spielst?

Nein, Musik ist Musik. Die Musik spricht zu den Menschen, egal wo. Vielleicht sind die Reaktionen des Publikums unterschiedlich und die Energie, die zurückkommt.

Viele askenasische Juden wissen nicht so viel über die äthiopische oder jemenitische Kultur. Glaubst du, dass deine Musik zu einer Veränderung beiträgt, d. h. dass askenasische Juden auch äthiopische Bars und Clubs besuchen, um die Kultur näher kennenzulernen?

Das Projekt repräsentiert die Menschen auf den Straßen von Tel Aviv. 60.000 äthiopische Flüchtlinge wurden durch eine "Luftbrücke" nach Israel gebracht. Die äthiopische Gemeinde hat 80.000 bis 100.000 Mitglieder und ca. 18.000 warten noch in Äthiopien, um nach Israel zu kommen. Geh in die äthiopischen Bars und du wirst sehen, dass es eine andere Welt ist.

Als ich mit dem Projekt begann, wollten wir keine "Message" verbreiten. Ich wollte nur mit Freunden Musik machen. Jetzt ist das Projekt in Israel erfolgreich und es ist toll zu sehen, dass die Leute etwas über ihre Nachbarn (die Äthiopier, die Palästinenser, die Marokkaner, die Jemeniten) in Israel lernen. Es geht darum, etwas über deinen Nachbar zu wissen. Ich glaube, dass Rassismus und Vorurteile nicht durch schlechte Menschen entstehen sondern durch Ignoranz. Das ist eine schöne Wirkung, die das Projekt hat.

Du hast in einem Interview gesagt, dass deine Musik keine politische oder soziale "Message" hat. Was soll deine Musik bei den Zuschauern bewirken?

Auf jeden Fall hoffe ich, dass sie die Musik genießen. Wenn sie etwas über Einheit und Integration lernen und dadurch ein Interesse an andere Kulturen bekommen, wäre das ein zusätzlicher Bonus, aber vor allem sollen sie etwas in der Musik finden, das ihnen gefällt und sie inspiriert. Ich mache Musik, aber wenn es eine zusätzliche "Message" des Projekts gibt, ist es Einheit. Integration heißt nicht deinen Nachbarn zu verändern sondern, ihn zu akzeptieren.

Musik ist immer schon ein Teil deines Lebens gewesen und du hast einen überraschenden Erfolg mit deinem Projekt. Könntest du dir einen anderen Beruf vorstellen?

Vielleicht würde ich Koch sein, denn ich mixe gerne Zutaten.

Hat der Erfolg dein Leben verändert?

Natürlich, vor allem habe ich sehr wenig Zeit für mich, wenn ich auf so oft auf Tour bin.

Du hast als Berater in einer Schule gearbeitet. Hast du noch Kontakt zu den Kids und hat die Arbeit mit ihnen deinen musikalischen Weg beeinflusst?

Mit zwei Kids, Yonatan und Yael Doron, die Sänger sind, habe ich noch gelegentlich Kontakt.
Die Arbeit mit den Kindern machte mich mit neuen Klängen vertraut und ihre Energie war inspirierend.

Was sind deine Pläne für 2009?

Wir bringen im Februar das nächste Album heraus, das weltweit erscheinen wird. Das Projekt ist größer geworden und ich arbeite jetzt mit internationalen Künstlern. Wir machten Aufnahmen mit Künstlern aus Afrika, Lateinamerika, Indien usw. Nach dem das Album herausgekommen ist, werde ich mit einer neuen Formation von Musikern auf Tournee gehen.

Anke Dreyer ist freie Journalistin und Sozialpädgogin und arbeitet zu den Themen jüdische Kultur und Soziales aus Israel und Deutschland.


The Idan Raichel Project: Boi (Komm)


The Idan Raichel Project: Im Telech (Wenn Du gehst)

Category: Kultur
Posted 10/26/08 by: admin

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