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Sieg und Niederlage für Olmert und Nasrallah
Für Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ist der unproportionale Gefangenenaustausch von zwei toten israelischen Soldaten für 199 libanesische Leichen und fünf lebenden Gefangenen, darunter dem Symbol des Widerstandes, Samir Kuntar, ein großer Sieg. Kein arabischer Staat habe es geschafft, den vor 30 Jahren zu lebenslanger Haft verurteilten mehrfachen Mörder frei zu schlagen...
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 16. Juli 2008
Aber im Libanon kommt auch Kritik auf. War es wirklich wert, Israel mit der Entführung von zwei toten Soldaten am 12. Juli 2006 zu einem Krieg zu provozieren, der Teile des Libanon in Schutt und Asche legte und über 1200 Libanesen das Leben kostete? Längst hat Nasrallah den Fehler eingestanden. Denn er hatte nicht mit der heftigen Reaktion Israels gerechnet. Und so wie dem israelischen Premier vorgeworfen wurde, die Befreiung der Verschleppten zum Kriegsziel zu erklären, wird Nasrallah vorgeworfen, die Entführung geplant zu haben, um Samir Kuntar aus israelischer Haft zu befreien.
Genauso sind in Israel sind die Meinungen und Gefühle gespalten. Einerseits hat der innenpolitisch schwer angeschlagene Olmert einen delikaten und komplizierten Gefangenenaustausch mit deutscher Vermittlung zustande gebracht, obgleich er als „lahme Ente“ gilt wegen Korruptionsvorwürfen. Olmert wird angelastet, der Hisbollah einen viel zu hohen Preis gezahlt zu haben, darunter die Herausgabe des Symbols brutalen Terrors, Samir Kuntar, ohne jegliche Gewissheit, ob die beiden Soldaten tot oder lebendig seien. Olmert hat gleichwohl Wort gehalten und die Soldaten heimgeholt. Und so wird auch Olmert gefragt, ob es sinnvoll war, 34 Tage lang Krieg zu führen, den Norden Israels Raketengriffen der Hisbollah auszusetzen und den Tod von 130 Israelis in Kauf zu nehmen.
So können beide Politiker, Olmert und Nasrallah, für sich einen politischen Erfolg verbuchen, der jedoch auf beiden Seiten viel Blut und Verwüstung gekostet hat. Und im erbarmungslosen Nahen Osten ist damit noch kein Schlusspunkt gesetzt, denn im Gazastreifen sitzt seit über zwei Jahren der israelische Soldat Gilad Schalit in Gefangenschaft der Hamas.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com