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Israels Politik der Zweideutigkeit: Hat Olmert sich "verplappert"?

Eine zweideutige Aussage des israelischen Premier Ehud Olmert könnte der traditionellen Politik der Zweitdeutigkeit ein Ende gesetzt haben. Hat Olmert sich nun "verplappert", als er Israel in einer Reihe mit Atommächten aufgezählt hat?...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 12. Dezember 2006

Israels Opposition fordert schon den Rücktritt Olmerts, weil er "inkompetent" sei. Regierungsbeamte "korrigieren" die Aussage. Olmert habe nicht Israels Besitz von Atombomben bestätigt, sondern nur jene Länder aufgezählt, die "vernünftig und verantwortungsvoll keine anderen Länder bedrohen, wie es Iran tue".

Seit Jahrzehnten kursieren in der Welt Gerüchte über 100- bis 300 Atombomben in Israels Arsenalen, hergestellt im Reaktor von Dimona, im Volksmund "Textilfabrik" genannt. Frankreich hatte den Reaktor in den fünfziger Jahren geliefert. Schimon Peres gilt als Vater von Israels Atomindustrie. Schweres Wasser wurde mal von Norwegen geliefert. Israel bietet der Wiener Atombehörde nur Zugang zu einem kleinen Forschungsreaktor in Nachal Sorek südlich von Tel Aviv, im Einverständnis mit den Amerikanern nicht aber zum Reaktor in Dimona.

Israels Politik der "Zweideutigkeit" soll ein atomares Wettrüsten im Nahen Osten verhindern. Kein arabisches Land soll den Vorwand erhalten, sich selber mit Atomwaffen eindecken zu müssen. Solange Israel nicht eingestanden hat, Atombomben zu besitzen und auch keine Tests ausgeführt hat, kann niemand mit Gewissheit behaupten, dass Israel eine Atommacht sei. Zudem hat Israel keinem Land jemals mit einem Atomschlag gedroht.

Gleichzeitig belässt Israel seine Feinde im festen Glauben, dass der jüdische Staat die ultimative Waffe im Keller habe. Das soll abschrecken vor dem wiederholten Versuch, Israel von der Landkarte zu wischen, wie es Präsident Ahmadinidschad forderte. Ägypten habe unter Anwar el Sadat Frieden mit Israel geschlossen, weil es wegen dem Glauben an Israels mutmaßlicher atomarer Fähigkeit den jüdischen Staat für unbezwingbar hielt. Deshalb wich Sadat von der Politik seines Vorgängers Gamal Abdel Nasser ab, "die Juden ins Meer zu werfen".

Den schlimmsten Schlag gegen seine Politik der Zweideutigkeit erlitt Israel 1986, als ein ehemaliger Techniker aus Dimona einer britischen Zeitung Fotos der geheimen unterirdischen Anlagen lieferte und Experten darin "Beweise" für die Produktion von Atombomben entdeckten. Der "Atomspion" Mordechai Vanunu wurde von London nach Rom gelockt und vom israelischen Geheimdienst auf einer Yacht nach Israel entführt. Im Gefängnis konvertierte der Mann zum Christentum. Nach 18 Jahren war er frei, mit der Auflage, nicht mit Journalisten zu reden. Heute treibt er sich mit Vorliebe in der deutschen Erlöserkirche in Jerusalem herum und trifft dort auch Reporter. Trotz dieses Verrats und der weltweiten "Gewissheit", hält Israel an seiner Politik der Zweideutigkeit fest.

Dabei zählt Israel zu Ländern wie Japan, Deutschland, Holland oder Brasilien, die jederzeit eine Atombombe bauen könnten, weil sie das Wissen haben. Aus politischen Gründen verzichten sie aber. Sollte Iran sich zum Besitz einer Atombombe bekennen, so israelische Experten, könnte Israel gezwungen sein, die gewollte Politik der Zweideutigkeit ändern zu müssen. Mehrere arabische Länder denken wegen der iranischen Bedrohung darüber nach, sich "für friedliche Zwecke" atomare Fähigkeiten zuzulegen. Ein offenes israelisches Eingeständnis würde das atomare Wettrüsten zusätzlich entfachen. "Der Versuch, Israel die Atombombe nachzuweisen, ist gleichzusetzen mit dem Wunsch, arabische Staaten mit instabilen Regime zum Griff nach der Bombe zu zwingen", meint ein israelischer Atomexperte.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Posted 12/12/06 by: admin

Comments

wrote:
Rücktritt Olmerts: N E I N
Denn Israel muss sich verteidigen können gegen Länder wie Iran etc.
12/13/06 15:34:38

wrote:
Israel kann auf Dauer, die sich auch weiterhin abzeichnenden militärischen Konflikte mit den radikalen Kräften im Nahen Osten, alleine nicht zufriedenstellend lösen.

Einen konventionellen Krieg zu führen, der die feindlichen Streitkräfte, kommen sie aus welchem Land auch immer, erfolgreich und vollständig besiegt, weder politisch sinnvoll noch militärisch durch zu setzen ist und unzähligen israelischen Soldaten das Menschenleben kostet, sondern und vor allem ohne ein ausgewogenes Konzept für „die Zeit danach“, der erkämpfte und damit aufgezwungene Frieden, weder von Dauer noch im Volk selbst mitgetragen werden kann und wird.

Welchen Sinn hat es von einem Wechsel an der Spitze als Ministerpräsident in Israel zu reden, wenn klar ist, dass Ehud Olmert an Gerechtigkeit interessiert ist und seinen Verhandlungspartner nicht nur Lebens- sondern auch Überlebensgarantien zusichert für, nehmen wir mal das europäische Selbstverständnis, Anerkennung des Staates Israel und totalen Verzicht auf terroristische Aktivitäten gegen die israelische Zivilbevölkerung.

Natürlich bedarf es dazu, auf der „anderen Seite“, eines Konzeptes, der eigenen Jugend, außer perfiden religiösen Indoktrinationen und geschürtem Hass, Perspektiven zu bieten, die sie grundlegend auf andere, vernünftige und zivilisierte, „lebenserhaltende“ Gedanken bringen.

Die arme „unschuldige“ Bevölkerung im Gaza, Libanon, Syrien und Iran ganz bestimmt ihr Land hingebungsvoll lieben und noch bestimmter wissen und sich selbstbeschwörerisch einreden, dass das wohl so sein müßte, warum gerade ihr Land im schicksalsträchtigem Verbund mit anderen eliminatorisch veranlagten muslimischen Staaten, einem so klar definiertem Feindbild folgt wie das, von einem zu vernichtenden Staat Israel und allen dort lebenden israelischen Staatsbürgern (völlig unabhängig von der Religionszugehörigkeit) wie auch allen freilebenden Juden in der Welt

Die hohlen Solidaritätsbekundungen seitens diverser "demokratischen Staaten" in der europäischen "Wertekultur" den eigentlichen Friedensprozess durch Ihre Wegschau-, Abwarte- und Hinhaltetaktik schon vor langer Zeit, meines Erachtens, den eigentlichen Todesstoß versetzten. Einen Todesstoß, der den radikalen Vordenker eines neuen Israelfreien Neuen Nahen Ostens sehr gelegen kommt, wissen diese Despoten doch sehr genau wie mit dieser Passivität in solchen Konflikten umzugehen-, wenn der eigene Vorteil daraus zu ziehen ist.

Diverse kriegerische Auseinandersetzungen in der Geschichte der Menschheit konnten am Ende nur mit auswärtiger, fremder Hilfe beendet- und zu einem dauerhaften, beiderseits garantiertem Frieden geführt werden.

Die Kriege im Balkan haben das sehr aufschlussreich gezeigt. Die Menschen, ganz unabhängig vom Glauben, liesen sich von Generation zu Generation benutzen und zum Kanonenfutter missbrauchen, auch wenn ihre Eltern es eigentlich besser wissen mußten.

Alle europäischen Staaten "ohne Ausnahme" kämpfen den Kampf ums eigene Überleben und Solidarität und ausgleichende Gerechtigkeit in diesem Wirtschaftsraum ausschließlich finanziell realisiert wird. Grenzübergreifende Lösungen sind in Europa zwar von allen gewünscht aber wenn die eigenstaatliche Vorstellungen den Lösungsvorschlägen der "Partner" nicht entsprechen, die Lösung einfach als unlösbar deklariert und auf die "sehr geduldige" Wartebank geschoben wird.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Europäer die von ihnen selbst unterschriebenen UN-Resolutionen, an die sich die sowohl die Palästinenser, als auch die Hisbollah zu halten haben, ernsthaft durchsetzen werden, da eine ernsthafte und konsequente Friedenspolitik greifbare Ergebnisse braucht um exakt diesen Frieden zu ermöglichen.

Diese Greifbarkeit ist durch diese friedenliebende europäische Zuschauer und dem daraus resultierendem atomaren Aufrüsten eines Iran und eines Kriegsvorbereitenden Syrien in eine schier ungreifbare Entfernung gerückt.
12/13/06 17:46:42

wrote:
Jede Nutzung der Atomenergie, dazu gehört auch die zivile Nutzung, bedeutet die potenzielle Freisetzung einer Destruktivkraft, die den gesamten Planeten und nicht "nur" die Menschheit bedroht. Dies ist ein Angriff gegen die Schöpfung.
Meiner Meinung nach sollte jede Nutzung der Atomenergie weltweit beendet werden, diese Energie richtet sich gegen das Leben selbst. hier gibt es keine Gerechtigkeit sondern nur Tote.
12/15/06 14:53:11

wrote:
Was soll denn die abschätzige Bemerkung im Artikel über Mordechai Vanunu: "Heute treibt er sich mit Vorliebe in der deutschen Erlöserkirche in Jerusalem herum und trifft dort auch Reporter." ?? Muss der Autor hier seine Geringschätzung gegenüber anderen Glaubensweisen bekunden? Sätze, dass jemand sich in wieimmergearteten Gotteshäusern "herumtreiben" gehören in die Kneipe. Es entbehrt darüberhinaus jeglicher Objektivität, die Arbeit eines Journalisten, dem das Aufdecken von wahren Tatsachen ein Anliegen ist, hier so unverholen als Verräter darzustellen und offene Apathie zu suggerieren.
12/17/06 22:21:13

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