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An der Schwelle im Süden
Als Verteidigungsminister Ehud Barak gestern seinen Freund und unmittelbaren Vorgänger als Generalstabschef, Dan Shomron, würdigte, nannte er ihn „einen der mutigsten und zur gleichen Zeit besonnensten Architekten der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte“. Eine solche Kombination von mutigem Handeln und kühler Erwägung braucht Israel angesichts der Eskalation der Angriffe auf seine Städte von Sderot bis Ashkelon auch heute...
Leitartikel der Haaretz-Redaktion, 28.02.08
Die Dutzenden von Raketen, die gestern aus dem Gaza-Streifen abgeschossen wurden - und von denen eine Roni Yihya, einen 47jährigen vierfachen Vater tötete – haben die israelische Armee an die Schwelle einer groß angelegten Offensive in palästinensisches Gebiet geführt. Das Überschreiten dieser Schwelle könnte bald als unvermeidlich erkannt werden, wenn es auch immer noch vermieden werden kann.
Die Verantwortung für die Eskalation liegt voll und ganz auf der palästinensischen Seite, d.h. der Hamas-Regierung. Wir brauchen uns nur vorzustellen, was passieren würde, wenn die Palästinenser Raketen südwärts auf ägyptisches Territorium schießen würden. Man kann sicher sein, dass Ägypten Ägypten seine Souveränität und den Frieden seiner Bürger mit einer harten Reaktion auf die Quellen des Beschusses antworten würde.
Israel hat das Recht seine Souveränität zu schützen, die tagtäglich durch Schussangriffe aus der Luft und mitunter durch Untergrundaktivitäten verletzt wird. Seine Bürger haben Anspruch auf Verteidigung vor den Kassam-Raketen.
Es gibt gegenwärtig kein Abwehrsystem gegen die Kassam-Raketen und auch keinen ausreichenden Schutz vor ihnen. Selbst wenn die Entwicklung der Sicherheitsvorkehrungen vollendet und der Schutz erweitert sein wird, werden Zehntausende von Israelis den Kassam-, Katyusha- und Grad-Raketen ausgesetzt bleiben. Die Tötungsoperationen der israelischen Armee gegen bewaffnete Banden, vorwiegend aus der Luft, sind berechtigt. Sie können nicht als Vorwand für die Raketenangriffe dienen.
Was die Bodenoffensive der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) aufhält, ist nicht mehr die Sorge, dass die Rückkehr in ein Gebiet, aus dem sich Israel im Sommer 2005 zurückgezogen hat, das Eingeständnis eines Scheiterns wäre. Die Regierung ist den Erfordernissen der Gegenwart und den Erwägungen für die Zukunft verpflichtet. Selbst wenn unser Blut kocht, muss die Rechung kühl sein, im Sinne einer Kosten-Nutzen-Abwägung: Wird ZAHAL beim Betreten des Gebiets und bis klar ist, wie es wieder verlassen werden kann, einen inakzeptablen Preis an Opfern zahlen, und inwieweit und wie lange wird dies die Bedrohung durch tagtäglichen Raketenbeschuss von den Bürgern nehmen?
Nach dem schweren Anschlag im [Tel Aviver] Dolphinarium im Juni 2001 sagte Ariel Sharon „Zurückhaltung bedeutet Stärke“. Neun Monate später dachte Sharon nicht mehr so, nachdem Hunderte dem Terror zum Opfer gefallen waren, nicht zuletzt beim Massenmord im Park-Hotel in Netanya. Im Süden hat es zwar weniger Opfer gegen, Israel hat sich aber für viel längere Zeit zurückgehalten, bis zu einem Punkt, wo dies nicht mehr als Stärke angesehen werden kann.
Obwohl sich die Situation verschlimmert hat, ist ein massiver Einmarsch nach Gaza nicht unvermeidlich, wenn auswärtige Kräfte dazu gebracht werden könnten, der Hamas Zügel anzulegen - vor allem die Präsidenten George Bush und Hosni Mubarak, deren Gesandte große diplomatische Anstrengungen unternehmen, welche bisher die Flammen nicht haben löschen können. Die amerikanische Außenministerin und der ägyptische Geheimdienstminister, die beide in den kommenden Tagen in Israel erwartet werden, können und müssen der Hamas klar machen, dass die Welt es verstehen wird, wenn Israel bei einem Scheitern der Bemühungen den Zaun nach Gaza durchbricht.
Die Entscheidung, ob, wie und wann zu einer Offensive auszuholen ist, bleibt in Israels Hand, und man kann hoffen, dass diese Entscheidung gleichermaßen mutig wie auch besonnen ausfallen wird.
Posted 02/28/08 by:
admin
Comments
Ich bewundere die Geduld, die Israel aufbringt.
Ich wäre längst ausgeflippt und hätte diese Affen in die Hölle geschossen.
Nicht das zionistische Gebilde verteidigt sich, sondern die Palästinenser. Denn nicht nur, dass das zionistische Gebilde auf militärisch erobertem und danach von seinen arabischen Bewohnern gewaltsam gesäubertem Land errichtet wurde, vielmehr hält das Gebilde auch noch die restlichen 22 % Palästinas, die den Palästinensern in jedem Fall zu 100 % zur Verfügung stehen sollten, besetzt. Diese anhaltende Besatzung, verbunden mit der völkerrechtswidrigen Besiedlung dieses Territoriums, stellt einen direkten Angriff auf die Lebensrechte des palästinensischen Volkes dar, gegen den dieses das unumstößliche Recht auf Selbstverteidigung hat.
Will das zionistische Gebilde seine Bürger effektiv schützen, muss es sich aus Westbank und Ostjerusalem zurückziehen und darf der Gründung eines palästinensischen Staates nicht länger im Wege stehen. Tut es das nicht, haben die Palästinenser auch weiterhin das Recht, sich gegen den zionistischen Angriff zur Wehr zu setzen, auch mit militärischen Mitteln.
Uh, Babu alias Corwin, du bist die Witznummer schlechthin. Echt süß, Schnucki.;)))
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Ich wäre längst ausgeflippt und hätte diese Affen in die Hölle geschossen.