Die größte Gefahr ist nach Ansicht des Lehrerteams an der Grundschule von Sderot der Umstand, dass beim Aufheulen des Luftschutzalarms, bevor die Kinder in den Klassenräumen sind, diese „innerhalb von 20 Sekunden Schutz suchen müssen.“ Schuldirektorin Eti Azran: „Wir reden hier nicht von einem Tag oder zwei oder sogar von einem Jahr, nein, wir sprechen von sechs Jahren.“
Moran Zelikovich - 22. 11. 06 ynet.co.il, übersetzt v. kh-uia.org.il
Sderot - Eti Azran, die Direktorin der Grundschule von Sderot im Südnegev, die am Mittwoch morgen dieser Woche von einer Qassam-Rakete getroffen worden war, erklärte am gleichen Tag, dass “es für uns schwierig ist, den täglichen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, sehr schwierig, aber wir haben keine Wahl.“
"Routine ist die einzige Lösung, weil die Qassams zu einer täglichen Gefahr geworden sind. Wir sprechen hier nicht von einem Tag oder zwei oder sogar von einem Jahr, sondern von sechs Jahren“, sagte sie.
Unglücklicherweise hat sich Azran bereits daran gewöhnt, Kinder zu sehen, die Schutz suchen müssen. Erst zu Beginn dieser Woche hatte sie mit ihren Schülern als Teil ihrer Aktivitäten Tel Aviv besucht, um ihnen eine Unterbrechung von ihrer „Quassam-Routine“ zu bieten.
Sie und ihre Schüler wurden jedoch erneut und sehr schnell von der Realität eingeholt, als die Rakete im Schulhof einschlug.
"Ich kam gegen 7.30 morgens in der Schule an und auf meinem Weg sah ich Schüler in der Nachbarschaft, die auf den Bus warteten. Ich betete, dass nichts geschehen würde”, sagte sie.
„Im gleichen Augenblick als ich meine Sache abstellte, hörten wir den Alarm. Ich war nervös, weil es genau die Stunde war, in der die Schüler in der Schule ankommen."
Nach den Worten von Azran, "droht die größte Gefahr nach unserer Meinung in jenem Zeitraum, in dem die Kinder zu Beginn des Schultages aus dem Bus aussteigen oder am Ende des Unterrichtstages in den Bus einsteigen. Das ist der schrecklichste Moment, weil sie sich noch nicht oder nicht mehr in der Nähe der verstärkten bombensicheren Klassenzimmer befinden… Und dennoch, wenn einmal die Sirene ertönt, müssen wir innerhalb von 20 Sekunden in Deckung gehen. Das ist eine schwierige Aufgabe wenn man sich auf einer offenen Strasse befindet.“
'Ein Wunder rettete die Kinder'
Azran fährt fort und sagt, “wir sind alle zu den gesicherten Räumen gelaufen. Nach dem ersten Einschlag wollte ich nach draußen gehen, um zu sehen, ob die Kinder in Sicherheit waren, aber der Einschlag der zweiten Rakete warf mich in das Klassenzimmer zurück. Da wusste ich, dass der 2. Einschlag ganz nahe gelegen hatte.”
Sie glaubt, dass es ein Wunder gewesen war, das das Leben der Kinder am Mittwoch morgen gerettet hatte, dazu auch die Gewöhnung daran, dass die Kinder direkt in die gesicherten Bereiche laufen und sich an die Wände drücken müssen, wenn der Alarm ertönt. Sie sagt, dass es dies war, was sie rettete.
Für die Kinder von Sderot sind die vielen Unterrichts-Unterbrechungen, die durch die Einschläge der Quassam-Raketen verursacht werden, in der Tat bereits zur eigentlichen Routine geworden.
„Es fällt uns sehr schwer, die Kinder in dieser Lage zu sehen, aber auf der anderen Seite müssen wir ihnen die Übungsroutine und eine gewisse Sicherheit vermitteln“, sagt Azran. „Sogar Lehrer, die an diesem Tag frei hatten, kamen zur Schule, um zu helfen.”
Sie erklärte, dass die Lehrer viel Zeit damit verbringen, den Kindern zu helfen, mit ihrer Angst fertig zu werden.
„Die erste Frage, die ein Kind nach dem Einschlag einer Quassam stellt, ist diese, wo sie eingeschlagen ist und ob ihrer Familie etwas zugestoßen ist. Natürlich sorgen sich die Kinder um ihre Angehörigen. Deshalb erlauben wir es ihnen, Handys in die Klassenzimmer mitzubringen und nach einem Raketeneinschlag ihre Familienmitglieder anzurufen“, sagt sie.
„Es mag keine gewöhnliche Routine sein, aber wir alle haben uns daran gewöhnt und entsprechend organisiert und wir erhalten den Klassenunterricht trotz der Einschläge aufrecht und dies trotz der vielen Schwierigkeiten, sich dennoch auf den Unterricht zu konzentrieren. Wir haben keine andere Wahl“, stellte sie abschließend fest.
Dem Andenken von Faina (Fatima) Slotzker z"l und Yaakov Yaakobov z"l gewidmet, die in den vergangenen zehn Tagen bei Kassam-Raketenangriffen auf Sderot getötet wurden.