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Die Araber sollten aufhören zu jammern
Mit der Ankunft von US-Präsident George W. Bush in Riad hat der substantielle Teil seiner Nahostreise begonnen. Wenn es einen Ort gibt, an dem Punkte angeschnitten werden können ohne zu viel Visionen, Träume oder Tanztheater; eine Hauptstadt, in der was entschieden, auch umgesetzt wird; „ein warmes Haus“, in dem die Familie Bush, wie der Vater so der Sohn, persönliche Interessen verfolgen und in dem in Begriffen geredet wird, die allen etwas sagen (wie Geld, Besitz, Investitionen und auch Sicherheit) – dann ist es Riad...
Von Zvi Bar’el, Haaretz, 14.01.08
Wenn eine Lösung für das palästinensische Problem, für das irakische Dickicht, für die Krise im Libanon und das Verhältnis zum Iran gefunden wird - wird sie hier ihren Anfang und ihr Ende nehmen. Dies ist das Land, das die Hegemonie über die panarabische Politik an sich gezogen hat, das die Grundbedingungen, roten Linien und die Kompromisspolitik der Staaten im Nahen Osten bestimmt. Von einem Land, das immer dem arabischen Konsens hinterher gehumpelt ist, der meist in Kairo und manchmal in Damaskus festgelegt wurde, hat sich Saudi-Arabien zu einem politischen Initiator entwickelt.
An Saudi-Arabien hat vergangene Woche der wichtige ägyptische Publizist und Forscher Mamoun Fandy, ehemals Mitarbeiter am Baker Institute, seinen eindringlichen Artikel mit dem Titel „Die Karten sind in den Händen der Araber“ gerichtet. Der Artikel wurde in der Zeitung Asharq Al-Aswat veröffentlicht, die von einem saudischen Prinzen kontrolliert wird, der über ein großes Medienimperium im Nahen Osten herrscht.
Wenn die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Washington so eng und warm sind, warum können die Araber sie dann nicht dazu nutzen, ihre Interessen voran zu bringen?, fragt Fandy. Warum vermag Israel seine Narrative zu verkaufen, nach der nur es allein nach Frieden strebt, die Araber hingegen nach Krieg? Wie kommt es, dass der Westen ihm aufmerksam zuhört, wenn Israel behauptet, dass es aus dem Frieden mit den Arabern (d.i. Ägypten und Jordanien) keinen strategischen Nutzen zieht? Und vor allem – wie können die Araber diesen Trend umkehren und die öffentliche Meinung im Westen zu ihren Gunsten wenden?
Auf die Frage „Was würde passieren, wenn einer der arabischen Führer, die Bush trifft, geschwind ein Treffen zwischen Bashar al-Assad, Olmert und Bush organisieren würde?“ antwortet Fandy: „Dies wäre der dramatische Schritt, der die öffentliche Meinung im Westen und in Israel in Bezug auf die Ernsthaftigkeit des Strebens der Araber nach Frieden ändern könnte, er könnte den gesamten Diskurs verändern.“
Fandy empfiehlt Saudi-Arabien, die palästinensische Riege zu einen und den Graben zwischen der Hamas und der Fatah zu schließen, und den arabischen Staaten, ihre Positionen in Bezug auf Fragen des Nahen Ostens mit Saudi-Arabien abzustimmen. Eine solche Koordination wäre auch für einen ernsthaften Umgang mit der israelischen Haltung gefordert, meint Fandy. „Es ist wirklich die Zeit gekommen, dass die Araber, insbesondere die Palästinenser, sich auch ernsthaft mit den strategischen Sorgen Israels auseinandersetzen. Die Frage der Beschaffenheit des palästinensischen Staates ist eine logische und legitime Frage; wird dieser Staat zur Stabilität in der Region beitragen oder zur Instabilität?“
Seiner Ansicht nach ist eine derartige neue arabische Einstellung die Trumpfkarte, die die Araber zurzeit in der Hand halten, und sie täten gut daran, diese Karte zu spielen, „anstatt die alte arabische Methode anzuwenden, nach der man Zeit bei Treffen verschwendet, auf denen die Labyrinthe des israelisch-arabischen Konflikts durchwandert und Klagen erhoben werden über die doppelbödige Politik der Vereinigten Staaten“.
Selbstverständlich gibt es zahlreiche arabische Kreise, für die Fandys Vorschlag Ketzerei bedeutet, und er weiß dies. Man macht ihm auch zum Vorwurf, „zu amerikanisch“ zu sein. Wenn aber eine einflussreiche saudische Zeitung, die die Regeln des Diskurses in Saudi-Arabien gut kennt, seine Worte am Vorabend des Bush-Besuchs veröffentlicht, sollte man sie ernst nehmen.
Man kann nicht wissen, welche Botschaft diese Woche - wenn überhaupt - aus Riad hervorgehen wird. Aber wenigsten die israelischen Friedensaktivisten, die die Regierung wegen des Zerstörens der Verhandlungen attackieren, die zu Recht die Worthülsen des Ministerpräsidenten zur Friedensvision verlachen und in der Hoffnung auf einen ermutigenderen Ersatz die Tage der Regierung zählen, sollten dem Ruf Fandys und seiner Kritik an den Arabern folgen. Denn gerade die Friedensaktivisten benötigen dringend einen arabischen Partner, König oder Präsident, der den ersehnten Schritt tun wird. Und es sollte erlaubt sein, ihnen die ketzerische Frage zu stellen: Wie kann es sein, dass man in den arabischen Staaten noch nicht die Existenz von israelischen Friedensaktivisten anerkennt? Wo ist euer arabischer Partner?