-- Schwerpunkt: Israel und Nahost
Judentum und Israel
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Sowohl angegriffen wie verurteilt

Seit mehreren Jahren gibt es zwei Themen, die den Beginn der morgendlichen Nachrichten einleiten: der Wetterbericht und das Abfeuern von Kassam-Raketen auf Sderot. Am 16. April 2001 wurde die erste Kassam-Rakete abgeschossen. Experten untersuchten erstaunt die Überbleibsel dieser ersten Rakete und sagten dann, sie sei ein primitives Geschoss, das in einer primitiven Metallfabrik produziert worden war. Handgemacht. Nichts Ernstes...

Kommentar von Yoel Marcus, Ha'aretz, 21.11.2006
Übersetzung von Daniela Marcus


Zwei Monate später tötete solch ein primitives Geschoss zwei Einwohner von Sderot, darunter ein Kind. Und seit mehr als fünf Jahren hat sich dieses primitive Geschoss immer mehr verbessert, sowohl hinsichtlich der Stärke wie der Reichweite. Es nähert sich strategischen Orten in den Außenbezirken von Ashkelon. Mit Hilfe von Luft- und Bodenangriffen hat Israel Dutzende, wenn nicht Hunderte der primitiven Metallfabriken zerstört. Doch die Raketen vermehren sich weiterhin und fahren fort, israelische Orte anzugreifen.

Sie haben die Einwohner Sderots in Spielmarken für ein Todesroulette verwandelt. Die Anzahl der Toten wird nicht in Tausenden oder Hunderten gerechnet, doch die Einwohner der Stadt stehen jeden Tag Todesängste aus. Die 20-Sekunden-Warnung erscheint wie ein Witz; die Einwohner rennen im Wettlauf mit dem Sekundenzeiger durch die Straßen. Einer schafft es, einen Schutzraum zu finden, ein anderer wird getroffen und muss ein Bein amputiert bekommen.

Der Sturm auf die Busse, die Arcadi Gaydamak den Einwohnern Sderots zur Verfügung gestellt hat, damit sie einige Urlaubstage fern der Angst in Eilat verbringen können, beweist, was 17 Kassam-Raketen an einem Tag, eine getötete Frau und zwei Schwerverletzte einer Stadt antun können, die nicht mehr weiß, wie sie die Verzweiflung bekämpfen soll. Die Einwohner geben zu, dass sie die Stadt am liebsten für immer verlassen würden, wenn sie die finanziellen Mittel dazu hätten.

Nach der Bombardierung von Beit Hanoun durch die israelische Verteidigungsarmee, bei der versehentlich 19 Palästinenser getötet worden waren, sieht eine große Mehrheit der Vereinten Nationen Israel als grausamen Aggressor. Israels Entschuldigung wurde nicht akzeptiert. Vielleicht zweifelte man sie an. Doch haben Sie jemals gehört, dass sich die Hamas für das Töten von Frauen und Kindern entschuldigt hat? Haben die Palästinenser jemals um Vergebung gebeten, weil sie auf Sderot gefeuert haben? Seit mehr als sechs Jahren beschießen sie nun einen zivilen Ort. Doch es ist Israel, das als Aggressor dargestellt wird.

Israel ist das einzige Land in der Welt, in dem es eine Stadt gibt, die jeden Tag das Ziel von Raketen ist. Man fragt sich, wie Frankreich reagieren würde, wenn Dijon oder Rouen ständig unter Beschuss stünden. Kein Land würde einer Situation, in der eines seiner Städte in permanenter Schussreichweite liegt und in der das Überqueren der Straße oder der Gang zum Lebensmittelgeschäft zum Todesroulette wird, tatenlos zusehen. Der Leiter des Shin-Bet-Geheimdienstes berichtete vor den Knessetkomitees für ausländische Beziehungen und für Verteidigung, dass mehr als 33 Tonnen Sprengstoff und Hunderte von Raketen aller Art in den Händen der Hamas sind. Das Ziel ist, die Achillesferse Israels zu treffen, und dies ist die Heimatfront.

Israel hat sich einseitig aus dem Gazastreifen zurückgezogen und somit signalisiert, dass es nicht nur bereit ist, jüdische Siedlungen aufzugeben, sondern dass es im Zusammenhang mit einem Friedensabkommen auch Territorium an die Palästinenser zurückgeben will. Bedauerlicherweise wird nun klar, dass es die extremsten und pessimistischsten jüdischen Siedler sind, die Recht hatten. Die Palästinenser wollen Israel nicht anerkennen und seine Existenz nicht akzeptieren. Und auch dieses Mal, unter dem Kommandostab der Hamas, verpassen sie keine einzige Chance eine Chance zu verpassen.

Anstatt das Gebiet, das Israel evakuiert hat, aufzubauen und zu entwickeln wie es die Ägypter mit der Halbinsel Sinai taten, haben sie Gush Katif in eine Militärbasis verwandelt, aus der täglich auf die Einwohner des Negev und vor allem in Sderot gefeuert wird. Dieser Beschuss zielt auf Zivilisten, Frauen und Kinder. Die Warnungen des früheren Premierministers Ariel Sharon und des Generalstabchefs Dan Halutz, dass Israel auf Kassam-Beschuss nach der Evakuierung des Gazastreifens sehr hart reagieren würde, haben die Palästinenser nicht sonderlich beeindruckt. Wir marschierten in Beit Hanoun ein, wir schossen aus der Luft. Doch das alles half nichts. Der zweite Krieg im Libanon beschädigte das Ansehen der israelischen Verteidigungsarmee, weil er die Schwäche der Heimatfront aufdeckte.

Alle Versuche Israels, dem Kassam-Beschuss ein Ende zu setzen, erwiesen sich selbst unter ägyptischer und europäischer Vermittlung als fruchtlos. Israel wird sowohl angegriffen wie verurteilt. Und Diplomaten und Journalisten finden sich darin wieder, ständig das gleiche Mantra zu wiederholen: So kann es nicht weitergehen. Wenn die Hamas weiterhin alle Diskussionen torpediert, indem sie Israel nicht anerkennt und Terror gegen israelische Bürger ausübt, wird es für Israel wohl keine andere Wahl geben als nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“ zu handeln. Diese Drohung ist banal und wiederholt sich selbst. Doch was können wir tun, solange auf beiden Seiten niemand aufsteht, der uns hilft, die Schlagzeilen mit Friedensgesprächen zu füllen?

Posted 11/21/06 by: admin

Comments

wrote:
Das Ziel der Hamas ist die Vernichtung des jüdischen Staates. Die Mehrheit der Palästinenser hat sich für die Hamas als ihre politische Führung entschieden.

Für die Sicherheit des jüdischen Staates wäre jede israelische Regierung gut beraten, eben nicht auf "europäische Vermittlung" zu bauen. Denn die Infrastruktur der palästinensischen Terroristen wird finanziert durch Syrien, Iran und der Europäischen Union. Europa betreibt längst kein Appeasement mehr, sondern eine proislamistische Politik. So sind Vertreter der Hamas bereits offiziell Gast in Europa gewesen.

Die Welt hat vor 60 Jahren zugesehen und würde es auch wieder tun.

Die ständige Dämonisierung Israels sollte uns also egal sein. Alles was Israel tut, jedes Zugeständnis, das es sich aufzwingen lässt, es macht in den Augen der Welt doch grundsätzlich alles falsch.

Mit Terroristen verhandelt man nicht...
11/22/06 09:11:02

wrote:
Die Aussage "hier wird klar, daß "die extremsten und pessimistischten jüdischen Siedler Recht hatten" halte ich für falsch und für nicht ungefährlich. Daß Radikalismus, Extremismus von verschiedenen Seiten sich gegenseitig bedingen können und verstärken, ist zwar eine langweilige, europäische Gutmenschen-Weisheit, die deswegen aber noch längst nicht vollkommen falsch ist.

Die isr. Armee muß weiter versuchen, der Situation mit Augenmaß und Verantwortungsgefühl Herr zu werden. Extremisten (auch jüdische, wenn die sich gelegentlich zu Wort melden) sollten diesbez. nicht gefragt werden.
11/22/06 10:05:53

wrote:
DWORA hat 100%Recht,leider hängt Maxim noch an dieser alten, maroden Erfolglosen Doktrin,die den Staat Israel viel Zugeständnisse, Leid,Erniedrigungen,Beleidigungen usw. gebracht haben.Besonders sei noch zu erwähnen,daß gerade in der deutschen Presse, Judenhaß immer mehr tolleriert,und somit unterstützt wird.
11/22/06 11:44:21

wrote:
Unsere Generäle in Israel wissen, daß totale Ausschaltung der Hamas, der Hisbollah oder der nachgeborenen Zwangsislamisierern weder politisch erwünscht noch militärisch machbar ist.

Israel Verbündete sind ohnehin von jeher nur die gewesen, die aus strategischen Erwähnungen heraus ihren eigenen Vorteil im Visier hatten und haben.

Extremismus?

Was für ein Unsinn!

Die Arbeit unserer Antiterrorspezialisten hat mit diesem ausgesprochen antirational-, verschwenderischem Zorn auf die andauernde Bedrohung rein gar nichts zu tun.

Aman und Shabak leisten in Israel tagtäglich überlebenswichtige, effektive Arbeit und die „entsetzt-, empört- und erschüttert-, Leichenzählende Weltöffentlichkeit sich mit ihren antijüdischen Opferstatistiken keine falschen Hoffnungen machen sollte, dass es auch weiterhin nicht gelingt wird mit ruhig- und klugem Verstand unsere jetzig- und zukünftigen Interessen, trotz der fatal operierenden, radikalislamischen Weltverbesserer, zu verteidigen und auszubauen.

Wir müssen aus unseren Fehler lernen und können uns dabei nur auf uns selbst verlassen!!!
11/22/06 13:19:39

wrote:
Nur ein STARKES ISRAEL wird überleben und im Kampf bestehen!
Israel muss sich vor europäischen Ratschlägen hüten und darf sich nur auf sich selbst verlassen.
11/22/06 14:51:02

wrote:
@ Malka:

Ja, nur ein starkes Israel wird überleben. Vollkommen klar.

Die Frage ist, was als "stark" empfunden wird.

Sich auf die Ebene schriller Hasspropaganda von islamistischer Seite herabzulassen, ist kein Zeichen für Stärke. (nicht daß das hier jetzt geschieht.. man vernimmt aber leider auch von israelischer Seite im Moment nicht selten deutlich zu schrille Töne)

Israel hat eine ausgezeichnete Armee , und ist ein demokratischer, pluralistischer Rechtsstaat .
DARIN liegt Israels Staerke.

Radikale Positionen von Palaestinensern sind etwas furchtbares. Damit läßt sich kaum kommunizieren. Gut, ja, daß es die isr. Armee gibt, denkt man gleich.

Andererseits: wer behauptet, daß alle Positionen der Palästinensischen Seite vollkommen unbegründet sind, und nur dem Haß auf Israel entspringen, sagt schlicht nicht die Wahrheit.

Israel IST stark. Darum muß und kann Israel dieses furchtbare Spannungsverhältnis aushalten, das entsteht, wenn in einer furchtbar verfahrenen Situation - in der sich zu allem Überfluß ununterbrochen Demagogen und schlimme Vereinfacher mit ihren Parolen produzieren - konkret gehandelt werden muß.

Israel muß militärisch stark bleiben. Anders wird man z.B. die Raketen aus Gaza nicht eindämmen. Verbal kann man jedoch auch auf isr. Seite ein wenig abrüsten, die Effekte wären eher positiv als negativ.

Ein wirklicher "Rechtsrutsch" in Israel würde nichts zum Positiven verändern. Fronten würden sich nur noch mehr verhärten.

Israel wird die Palästinenser nicht los werden. Logische Folge: irgendwann MUSS man sich einigen. Andernfalls geht es immer so weiter wie bisher.

Und die realen Probleme mit Israel und den Palästinensern haben EBEN NICHTS mit den abstrusen und gefährlichen Irrsinns-Theorien eines Ahmadinedschad usw. zu tun. Natürlich versuchen Demagogen (z.B. Nazrallah & Co) alles immer in einem (islamistisch untermauerten) Universalzusammenhang zu sehen. Das ist gefährliche Irrsinns-Propaganda.

Die Wahrheit ist, daß die Palästinenser wirklich schlecht behandelt wurden. Und weiterhin werden. Und von Arabischer Seite womöglich noch schlechter als von Israelischer.

Jetzt rennen viele Palästinenser diesen religiös lackierten Faschisten hinterher. Kultivieren einen irrwitzigen Israel-Haß. Dabei könnten sie von Israel profitieren - immerhin ist Israel regional eine echte Wirtschaftsmacht; mit Sicherheit ein ergiebigerer potentieller Handelspartner als Syrien oder Ägypten. Im übrigen sind viele Palästinenser (z.B. in der Westbank) soo arm nicht; Häuser dort z.B. machen einen durchaus guten Eindruck - jedenfalls meine ich, daß es anderswo, in arabischen Kontexten erheblich größere Armut gibt.

Lange Rede kurzer Sinn: irgendwann muß man sich einigen. Die Palästinenser werden nicht verschwinden. Israel sowieso nicht.

Je weniger man - bei konkreten Annäherungs- und Einigungsprozessen - auf die Meinung von international operierenden Totalitaristen und Demagogen gibt, desto besser. (ich will damit sagen, je weniger man sich z.B. von dem Dreck und Gedankenmüll eines Nazrallah oder Ahmadinedschad verseuchen läßt, desto besser. Und es ist völlig falsch, Ressentiments und Haß gegen Palästinenser als solche zu hegen, die können nämlich i.d.R. auch nichts dafür, daß die Situation so ist)

Wenn man schon nicht "real" abrüsten kann, könnte man wenigstens etwas "verbal abrüsten". Es ist nämlich eine verdammt traurige Angelegenheit, wenn Zahal wieder nach Gaza einrücken muß.

Der Kampf ist im übrigen auch ein "psychologischer Kampf" und ein Propagandakampf.

Und in diesem "psychologischen Kampf" müssen diejenigen die Oberhand behalten, die Mitleid mit den Menschen haben, die das konkrete Elend sehen, und nicht in wirren, haßerfüllten Ideologemen verhaftet sind.
11/22/06 17:23:30

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