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Israelische Studie: Der links-liberale, weltlich orientierte Zionist wird immer seltener

Eine Studie des Israelischen Instituts für Demokratie weist auf ein unerwartet starkes Schwinden nicht-religiöser Positionen hin. Gleichzeitig wird ein beständiger Trend zu traditionellen, religiösen und rechtsgerichteten Positionen unübersehbar. Der Anteil der "Chilonim", d.h. der sich nicht explizit religiös definierenden Bevölkerung, fiel während der letzten 3 Jahrzehnte um 50%!...

Die von Eliyahu Sapir durchgeführte und von Professor Asher Arian beaufsichtigte Studie beruhte auf dem israelischen Demokratie-Index des Guttman Zentrums am Instituts der Demokratie. Für 2007 wurden 1.016 Personen befragt, die für die erwachsene, hebräischsprechende jüdische Staatsbürgerschaft repräsentativ sein sollen.

Der Anteil der "Chilonim" (säkularen, "S-Gruppe") steigt mit dem Bildungsgrad und mit zunehmendem Alter und geht bei der sefardischen (orientalischen) Bevölkerung fast gegen Null.
Nur noch 20% der jüdischen Bürger Israels definieren sich als "säkular". Ein so niedriger Prozentsatz wurde noch nie gemessen. Die größte Gruppierung stellen heute die Traditionalisten ("T-Gruppe"), zu denen sich 47% der Bevölkerung zählen. Auch die Orthodoxen bis Ultra-Orthodoxen ("R"-Gruppe) stellen mit 33% eine größere Gruppe als die Säkularen.
Auf die Gesamtbevölkerung bezogen, ergeben sich 27% säkulare, 44% traditionalistische und 28% orthodoxe bis ultra-orthodoxe Juden.

Sapir fand, dass im Laufe der letzten dreissig Jahre der Anteil der Traditionellen stetig stieg, während der Anteil der Säkularen von 42% (1974) auf 32% (2001) und 20% (2007) kontinuierlich fiel. Dies hat auch mit dem steten Anstieg des orientalistischen Anteils an der jüdischen Gesamtbevölkerung zu tun. Unter den Sefardim / Edoth haMisrach liegt der Anteil der Orthodoxen - Ultraorthodoxen nämlich bei 56 %. Als Säkular bezeichnen sich hier nur 7%. Im Gegensatz dazu bezeichnen sich unter den westlich-aschkenasischen Israelis 36% als säkular (Chiloni) und nur 17% als orthodox bis ultar-orthodox (dosi / charedi).

Auch am Alter scheiden sich die Geister: 40% der unter 40-jährigen zählen sich zur Gruppe der Religiösen (dosi / charedi). Bei den 40- bis 60-jährigen sind dies nur noch 32% und bei den über 60-jährigen sind nur noch 20% orthodox bis ultra-orthodox.

Anbetracht solch dramatischer Verschiebungen stellt sich die Frage nach der Bildung. Hier zeigt sich ein deutlich umgekehrtes Verhältnis zwischen Strenggläubigkeit und Bildungsstand. Aschkenasische Hochschulprofessoren sind demnach die am ehesten säkular ausgerichtete Bevölkerungsgruppe. In dieser Gruppe finden sich auch noch die meisten Vertreter jener Gruppe, die den Staat ursprünglich aufgebaut und erhalten hat, der zionistisch-säkularen Linken, die inzwischen nur noch am Rande der Awodah (Arbeitspartei) und der Merez-Fraktion ein Schattendasein fristet.

Sehr deutlich macht sich denn auch die politische Bedeutung der Umfrage. In der "R-Gruppe" (orthodox bis ultraorthodox) tendieren über 70% zum rechten Flügel. Bei den Traditionalisten sind es nur noch 50%, doch auch bei den Säkularen immerhin 43%. Als Linke bezeichnen sich nur 8% der "R-Gruppe", 21% der "T"- und 27% der "S-Gruppe".

Für die Gesamtbevölkerung ergibt sich ein Bild, das der derzeitigen Regierung schlaflose Nächte bereiten dürfte. Zur Linken zählen sich gerade noch 18% und zur Mitte bekennen sich 27%. Als "Rechte" bezeichnen sich 55%.

Die von Soziologen immer wieder vorhergesagte Säkularisierung ist jedenfalls nicht getreten, so Eliyahu Sapir gegenüber Kobi Nahshoni im Ynet: "Der Vormarsch der Frommen hat sich durchgesetzt, ganz unabhängig von der gesellschaftlichen Entwicklung". Zu bedenken sei auch die Tatsache, dass sowohl die religiöse als auch die sefardische Bevölkerung kinderreicher sei, als die gebildeteren links-liberalen Aschkenasim. Es habe ihn auch überrascht, wie stark die Korrelationen seien. Auch in Bezug auf die Religiosität der Sefardim, die er nicht mehr so hoch eingeschätzt habe, nach deren verstärkter Integration in die israelische Gesellschaft. Es scheint aber eher umgekehrt: Die Gesellschaft nahm die Werte der Integrierten an, während die Werte der Gründer verschwanden.

Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und sich sogar noch beschleunigen bzw. verstärken, da wir bisher nur die Erwachsenen einbezogen haben". Der immer bedeutender werdende Anteil der religiös ausgerichteten Schulen konnte sich in diesen Zahlen noch garnicht niederschlagen.

In Jedioth meinte Kobi Nahshoni, dass das Gesamtbild, das diese Studie entwirft, sicher beunruhigend sein dürfte, wenn man Ehud Olmert heisst. Doch es ist sicher nicht nur Ehud Olmert beunruhigt. Lea Rabin hatte schon vor Jahren gewarnt, dass diese Tendenz zu Nationalismus und Fundamentalismus unsere Gesellschaft in den Grundfesten bedroht.

Category: Gesellschaft
Posted 11/25/07 by: admin

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