-- Schwerpunkt: Israel und Nahost
Judentum und Israel
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Der wahre Knackpunkt des Nahostkonflikts

"Kein Zweifel, jedes Sandkorn vom Jordanfluss bis zum (Mittel-) Meer ist Teil des (biblischen) Landes Israel. Es gibt da eine direkte Verbindung zu unserem Erbe und unserer Geschichte. Aber ich weiß auch, dass wir einige schmerzhafte Konzessionen machen müssen, wenn wir Israels Zukunft als demokratischen jüdischen Staat absichern wollen.“ So Premierminister Ehud Olmert, der neuerdings auch von „zwei Staaten für zwei Völker“ redet. Palästinensische Flüchtlinge sollten allein in den künftigen palästinensischen Staat übersiedeln dürfen. Ultimativ forderte Olmert eine Anerkennung Israels als „jüdischer Staat“...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 14. November 2007

Der gemäßigte palästinensische Premier, Salam Fayad, wies diese Forderung mit einem „Das kommt nicht in Frage“ zurück. Und Chefunterhändler Saeb Erekat konterte: „Kein Staat der Welt verknüpft seine nationale Identität mit einer religiösen Identität.“ Er dürfte von Armenien, dem Vatikan, Iran oder Saudi Arabien nichts gehört haben. Sogar in der Autonomiebehörde ist die Scharia rechtliche Grundlage

Fast alle anderen „Kernfragen“ des Nahostkonflikts, ein Ende der Besatzung, die Grenzen und eine Aufteilung Jerusalem gelten als lösbar. Vieles ist längst ausdiskutiert, aber nicht umgesetzt. Mehrfach hat Israel Land abgetreten. Ab 1993 gingen die Städte in palästinensische Verwaltung über. Infolge schwerer Anschläge im April 2002 dringt Israels Armee wieder nach Belieben ein. Im Sommer 2005 räumte Israel den Gazastreifen und vier Siedlungen im Norden des Westjordanlandes. Der so genannte „Anti-Terror-Wall“, 750 Kilometer Zaun und Mauer, von Palästinensern „Apartheid-Mauer“ bezeichnet, greift einseitig israelischen Vorstellungen einer künftigen Grenzlinie vor. So hat Israel etwa 5 Prozent des seit 1967 besetzten Westjordanlandes mitsamt den großen Siedlungsblöcken auf seine Seite gezogen. Die Tage der Siedlungen jenseits des Sperrwalls dürften gezählt sein.

Die von Israel verlangte Anerkennung „als Staat für das jüdische Volk“ droht zu einem Knackpunkt zu werden. Für Israelis ist das die Existenzfrage. Für die Palästinenser ist das Rückkehrrecht der Flüchtlinge ein unverzichtbares Grundrecht.

„Ministerpräsident Menachem Begin hatte 1977 einen tragischen Fehler begangen, nicht schon bei den Friedensverhandlungen mit Ägypten eine ausdrückliche Anerkennung Israels als jüdischer Staat gefordert zu“, meint der angesehene Politologe Schlomo Avineri. Der Jurist Menachem Klein fügt hinzu, dass niemand von den Palästinensern verlange, den jüdischen Charakter Israels zu definieren. Dennoch müsse die arabische Welt akzeptieren, dass Israel der Staat des jüdischen Volkes sei. Die Juden, von den Antisemiten sogar als „Rasse“ definiert, in den Kirchen als „Volk Israel“ besungen, definieren sich keineswegs nur als Religion, wie Saeb Erekat behauptet, sondern als Volk. Mit ihrer Nationalbewegung, dem Zionismus, erklärten sie sich zur Nation mit Anspruch auf einen eigenen Staat. Die Mehrheit der jüdischen Israelis ist nicht fromm. Viele sind überzeugte Atheisten und dennoch Juden. Der demokratische Staat Israel nennt sich „jüdisch“, stellt aber seinen Bürgern frei, je nach Religionszugehörigkeit Freitag, Sabbat oder Sonntag als wöchentlichen Ruhetag auszuwählen. Israel per Gesetz garantiert den Minderheiten, darunter 1,2 Millionen Arabern, gleiche Rechte und Religionsfreiheit. Das Judentum ist nicht Staatsreligion.

Für die Palästinenser ist die israelische Forderung nicht akzeptabel, weil sie dafür das „Rückkehrrecht“ für palästinensische Flüchtlinge aufgeben müssten. Im Dezember 1948 hatte die Generalversammlung der UNO die Resolution 194 verabschiedet und unter Punkt 11 festgehalten, dass „Flüchtlinge, die in ihre Heime zurückkehren und friedlich mit ihren Nachbarn leben wollen, dazu so schnell wie möglich berechtigt werden sollten.“ Aus dieser Empfehlung wurde ein Sonderrecht für rund 700.000 Flüchtlinge abgeleitet, in ihre Häuser im Gebiet des Staates Israel heimkehren zu dürfen. Ein derartiges Recht gewährt die UNO keinem anderen Flüchtling in der Welt. Mit ihren Kindeskindern ist die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge auf über drei Millionen gewachsen. Die Meisten haben Palästina nie verlassen, sondern leben in Lagern im Gazastreifen und am Rande von Bethlehem, Ramallah und Nablus. Hunderttausende sitzen in Flüchtlingslagern in Libanon, Syrien und Jordanien, teilweise mit Stacheldraht umgeben und wegen Berufsverbot, etwa im Libanon, ohne Zukunftsperspektive.

Selbst wenn nur ein Teil dieser Flüchtlinge zurückkehren würde, um ihrer menschenunwürdigen Umgebung zu entfliehen, in der sie seit 60 Jahren zwangsweise mit Hilfe der Weltgemeinschaft festgehalten werden, würde sich der mit Arabern überschwemmte jüdische Staat umgehend in einen arabisch-palästinensischen Staat verwandeln und könnte sich eine islamische Verfassung geben, wie es die PLO für ihren Staat „neben“ Israel vorsieht.

Für den Schriftsteller Amos Oz ist das Recht auf Rückkehr "arabischer Euphemismus für die Liquidierung Israels". Erekat schürt derweil genau diese Ängste: „Israel kann sich nennen wie es will. Aber es kommt nicht in Frage, dass die Juden ein Recht auf einen Staat in dieser Region erhalten.“

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Category: Nahost
Posted 11/15/07 by: admin

Comments

wrote:
Wie kann unter solchen Äußerungen von palästinensischer Seite tatsächlich immer noch so unisono von "wichtigen Verhandlungen" gesprochen werden, wenn doch von vornherein klar ist, dass es am Extremismus der Araber scheitert. Man kann nur hoffen, dass die Welt aus Gaza lernt und sieht wozu ein Rückzug aus Gebieten führt. De facto geht es den Palästinensern "unter Besatzung" in der Judäa und Samaria wesentlich besser als denen in einem "palästinensischen Staat" in Gaza.
Das ist doch absolut offensichtlich und nicht zu leugnen. Wie kann es sein, dass dennoch immer nur von einer Zwei Staaten Lösung die Rede ist.
Die Welt plädiert für einen Palästinenser Staat, aber es interessiert keinen, wie dieser aussieht.
Anscheinen wollen alle von Amnesty International bis zu den Grünen lieber einen Staat mit willkürlichen Hinrichtungen und Terrormiliz als mit Siedlungen und Checkpoints. Das ist zwar auch eine Meinung, aber dann sollte man sie nicht hinter wohlfeiler Unabhängigkeitspropaganda verstecken.
Ein Terrorregime mehr oder weniger macht den Kohl auch nicht fett.
Dies alles vor dem Hintergrund der offenen Schwäche jeglichen Teils der Autonomiebehörde ist entweder naiv oder inakzeptabel.
Wär Europa ernsthaft an einem Frieden interessiert, dann würde es Abstand von der ohnehin überholten Rückkehrforderung nehmen bzw. mit gleichen Zynismus auch die deutschen "Vertriebenen" unterstützen und auch offener gegenüber der in Pflichtnahme von Ägypten, Syrien, Jordanien und dem Libanon stehen. Warum sollen die Länder die für die Kriege verantwortlich waren nicht auch verpflichtet werden Flüchtlinge entgültig aufzunehmen. Ich halte die Forderung nach einer Vertreibung der Siedler - und nichts anderes wäre eine Zwangsevakuierung für unverhohlenen Rassismus gegenüber einer Gruppe von Menschen, die beim antisemitischen Europäer die Rolle des früheren "Juden" ablösen. Gegenüber Siedlern dürfen Hass und Abscheu geäußert werden und sie dürfen als Gruppe stigmatisiert werden gerade unter sonst - was Fragen der Menschenrechte angeht - sehr empfindlichen Personen.
Es werden willkürlich vergleichbare geschichtliche Ereignisse vollkommen konträr dargestellt.
Der Vernichtungskrieg der Deutschen gegen die Europäischen Staaten wurde mit erheblichem Landverlust bestraft - zu recht. Die drei geplanten Vernichtungskriege der Araber sollten in gleichem Maße derart gehandhabt werden. Daher sollte weder der Golan an Syrien noch die Westbank an eine "fiktive Gruppierung" von Arabern gegeben werden, deren gemeinsame Geschichte darin besteht den modernen Terrorismus als "Freiheitskampf" etabliert zu haben und Hilfsgelder wie kein anderes Land der Welt vernichtet. Was erwarten die Besserwisser von Trittin bis Norbert Blüm denn nun von einem "Palästinenserstaat"? Dass alle zur Hassideologie und Antisemitismus erzogenen Scharen von Jugendlichen, die absurderweise so zahlreich gezeugt werden, obwohl sich Ihre Eltern über zu wenig Platz zum Leben beschwert werden, nun plötzlich abgelegt wird und die Araber sich freuen, dass sie endlich sich selbst dafür beschuldigen müssen, dass sie nicht voran kommen?
Die beste Lösung allervorderst für die Araber selbst, wäre mit dem Palästinersermythos aufzuräumen und den Arabern zu erklären, wer sie sind und wie die Geschichte aussieht und dann nach pragmatischen Lösungen zu suchen.
Die demographische Entwicklung der Westbank willkürlich nach die durch den Zionismus als Begleiterscheinung hervorgerufene Einwanderung der Araber aus den umliegenden Staaten zu setzen und damit eine vermeintliche historische Realität zu etablieren ist zwar geschafft worden aber nicht hilfreich und legitim.
Die Juden haben nicht nur ein ideelles sonders auch ein pragmatisches Recht Zugang zur Wiege Ihrer Kultur, dem Tempelberg, Judäa, Samaria und der Machpelah in Hevron zu haben. Dies wäre unter einem arabischen Staat in diesen Grenzen nicht zu erreichen. Wer das ignoriert ist fahrlässig. Wer es den Juden versagt ist bigott im Vergleich zu anderen Religionen der Welt, die jede Zugang zu ihren heiligen Orten besitzt - gerade die Muslime in Israel.
Die Divise ist: Wer realistischen Frieden will, darf ihn nicht abhängig machen von den Arabern und ihn auch nicht auf Kosten der jüdischen Souveränität in der Westbank erkaufen.
11/15/07 23:46:45

wrote:
Warum nur kommt aus Israel (und von den Israel gleichgeschalteten jüdischen und zionistischen Organisationen hier in Deutschland) immer wieder nur dieselbe verlogene Doppelmoral?

Hier in DE fordert der Zentralrat der Juden nicht nur das Recht auf Rückkehr eines JEDEN(!) von den Nazis vertriebenen oder vor den Nazis geflüchteten Juden einschliesslich seiner Kinder und Kindeskinder in sein Geburtsland DE,
sondern darüberhinaus auch noch das Recht auf Einwanderung eines JEDEN(!) x-beliebigen GUS-Juden nach DE, ganz egal ob der nun jemals verfolgt oder vertrieben worden ist oder nicht.

Und für Israel fordert derselbe Zentralrat der Juden exakt das Gegenteil: KEIN EINZIGER der damals vertriebenen oder geflüchteten Palästinenser soll in seine alte Heimat, sein Geburtsland zurückkehren dürfen, bei Androhung der Todesstrafe durch sofortige Erschiessung an der Grenze.

Hier in DE wehrt sich der Zentralrat der Juden mit Zähnen und Klauen gegen jede Debatte um eine "deutsche Leitkultur", und verlangt darüberhinaus die totale Abschaffung einer jeden "Leitkultur" in DE, und fordert offene Grenzen für jeden Ausländer der nach DE kommen will um dieses Land "multikulturell bereichern" zu können.

Und für Israel fordert derselbe Zentralrat der Juden exakt das Gegenteil: Israel soll ein "Jüdischer Staat" sein, "Israel den Juden", das heisst also "jüdische Leitkultur" in höchster Vollendung.

Das wirklich tragische Element in diesem verlogenen zionistischen Schmierentheater ist aber die Rolle, die die deutschen etablierten Politiker darin spielen: Willfährige Statisten, dumpf-gehorsame Lakaien, komplett besoffen von ihrem aufoktroyierten typisch-teutschen Schuldkult. Die sich allesamt aus Angst vor den allgegenwärtigen Nazi- und Auschwitz-Keulen des Zentralrates nur noch permanent in die Hose machen können und in Sack und Asche herumlaufen und deswegen ALLE Positionen des Staates Israel und dessen Vertreter ZDJ vorbehaltslos übernehmen
.
11/16/07 01:32:23

wrote:
@corwin
Ihre Ausführungen sind sehr mutig. Insbesondere weil sie offenbaren, dass Sie sich anscheinend nicht über die antisemitischen Einflüsterungen, die Sie beeinflusst haben, hinaus informiert haben und daher mit einer beschämenden konzeptionellen Beschränktheit glänzen. Aber auch offenbarende Fragen müssen beantwortet werden.
Erstens scheint Ihnen der Grund jüdischer Einwanderung ganz und gar nicht klar zu sein. Es lag im Interesse Deutschlands das nach der Schoah komplett ausgelöschte jüdische Leben in Deutschland einigermaßen wiederzubeleben. Von der Schoah haben Sie aber denke ich gehört, oder corwin? Dass das mit den vernichteten Juden schwer möglich ist, werden Sie auch verstehen. Da auf der anderen Seite viele Sowjetjuden unter dem unerträglichen Antisemitismus in Russland gelitten haben und leiden, ist es wohl naheliegend auch im Eingeständnis deutscher Verantwortung diesen Menschen ein würdigeres Leben zu ermöglichen. Sie können sich ja einmal Geschichten von ehemals russischen Menschen jüdischen Glaubens erzählen lassen, wenn das Ihre Toleranz nicht überstrapaziert.

Zweitens haben Sie anscheinend den eigentlichen Grund für die Notwendigkeit eines Staates Israel mit jüdischer Identität nicht verstanden. Ihnen wird die zweitausendjährige Geschichte des Antisemitismus bekannt sein. Sollte das nicht so sein, werden Sie bei einer eventuellen Begegnung viele interessante Parallelen zu Ihrer eigenen Einstellung gegenüber Juden finden. Aber das nur am Rande. Der Grund für eine jüdische Identität Israels liegt in dem einfachen Grund eine Heimstätte für verfolgte Juden auf der ganzen Welt zu garantieren, die in der Lage ist diese Flüchtlinge notfalls militärisch zu schützen. Informieren Sie sich mal darüber wie viele Juden aus arabischen Ländern vor Verfolgung nach Israel geflohen sind.
Der Flüchtlingsmythos nun, nutzt genau diese Schwäche Israels aus, um es mit einer Welle arabischer Einwanderer unter Druck zu setzen, die einem solchen jüdischen Charakter gefährlich wird.

Was genau haben Sie denn nun nicht verstanden? Sollen die Nachfahren von Überlebenden der Schoah oder Juden der ehemaligen GUS die dort erheblich diskriminiert werden kein Recht haben nach Deutschland zu kommen. Oder sollen die Juden Ihren einzigen wirklich effektiven Schutz vor Verfolgung auf der Welt durch Einwanderung von Menschen riskieren, die den Hass auf Israel mit der Muttermilch aufgesogen haben?

Sie merken, dass sie wohl auf der falschen Seite geschrieben haben. Aber ich denke, dass Sie es mal im Umfeld von Horst Mahler versuchen sollten. Dort interessiert man sich bestimmt für Ihre Theorien.

Gruß
11/17/07 19:53:53

wrote:
"Sie merken, dass sie wohl auf der falschen Seite geschrieben haben."

Das tut dieser Antisemit schon seit sehr langem.

Er kann ja Mahlers Anwalt werden, seine Tusse Sylvia Stolz droht gerade ein Berufsverbot. Mit dem hätte Mahler eine würdige Stellvertretung.
11/17/07 20:54:35

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