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Die Kriegsoption

Seit dem zweiten Libanonkrieg betrachtet Syrien eine militärische Konfrontation als praktikable Option...

Von Giora Eiland, Yedioth Ahronot, 09.09.07

Im Anschluss an die Konferenz von Madrid vor fünfzehn Jahren erkannte Syrien, dass ein beträchtlicher Teil der arabischen Welt für einen Frieden mit Israel war. Infolgedessen kam Hafez Assad zu dem Schluss, dass es an Syrien sei, ein strategisches Gleichgewicht mit Israel herzustellen, und zwar um selbst dann einen Erfolg im Kriegsfall sicherzustellen, wenn Syrien keine Verbündete haben würde.

Die operative Interpretation dessen bestand in der Vorbereitung eines Überraschungsangriffs, der die Übernahme eines großen Teils der Golan-Höhen zum Ziel haben sollte. Der militärische Erfolg wäre begrenzt, aber eindrucksvoll genug, um letzten Endes eine diplomatische Übereinkunft zu erzielen, im Rahmen derer Israel den Golan aufgeben müsste.

Gegen Ende der 90er Jahre änderte Assad sen. die Strategie. Er erkannte, dass sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die militärische Kluft zugunsten Israels verbreiterte. Die militärische Option schien nicht mehr praktikabel. Assad ging auf die Aufrufe Clintons und Baraks zu Verhandlungen für einen umfassenden Frieden ein. Der Streit über 400 Meter im Nahbereich des Sees Genezareth verhinderte, dass die Parteien eine Übereinkunft erzielten.

Seit März 2000 befanden sich die Syrer in einer sehr frustrierenden Lage. Auf der einen Seite war es unmöglich einen Frieden mit Israel zu erzielen, und auf der anderen Seite erwies sich die militärische Option als nicht praktikabel. Aus Israels Perspektive gestalteten sich diese Jahre (2000-2006) als bequem. Es gab keinen diplomatischen Druck, es schien keine Kriegsoption zu bestehen, und an der israelisch-syrischen Grenze blieb es ruhig.

Die gegenwärtige syrische Politik ist die Auswirkung der Ereignisse der letzten zwei Jahre. Im Jahr 2005 wurden die Syrer unter internationalem Druck (den Israel hinter den Kulissen begleitete) dazu gezwungen, ihre Truppen aus dem Libanon abzuziehen. Ihr Kernziel seit 1976 – politische Macht und ökonomischen Profit im Libanon für sich zu sichern – wurde ernsthaft unterminiert. Seitdem hat sich die politische Anstrengung Syriens von der Aufrechterhaltung des libanesischen Postens zu einem anderen Sicherheitsposten bewegt – dem Golan. Das zweite und wichtigere Ereignis war der zweite Libanonkrieg: Der „Sieg der Hisbollah“ veranlasste einige syrische Militärführer zu dem Schluss, dass eine signifikanter militärischer Erfolg gegen Israel möglich sei.

Somit erklären diese beiden Ereignisse die gegenwärtige syrische Politik, die folgendes besagt: Syrien ist entschlossen, sich die Golan-Höhen zurückzuholen. Die bevorzugte Option ist, dies über ein diplomatisches Abkommen zu erreichen. Wenn sich jedoch Israel weiter weigert – würde es (ebenso wie die USA) gut daran tun, zu wissen, dass eine militärische Option wieder eine Möglichkeit darstellt.

Die demonstrative Art und Weise, in der Damaskus auf das angebliche Eindringen eines Flugzeuges der israelischen Luftwaffe in den syrischen Luftraum verweist, soll dieser Politik dienen. Auf der einen Seite hat Syrien die „israelische Aggression“ gegenüber den syrischen Friedensavancen betont, und auf der anderen Seite wird Israels jüngstes Vorgehen, wenn Syrien sich zu einem militärischen Manöver gegen Israel entscheiden sollte, als weitere „israelische Provokation“ dargestellt werden, auf die man antworten musste.

Die Quintessenz besteht darin, dass Syrien offensichtlich – wie Israel – zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht an einer militärischen Konfrontation interessiert ist, diese jedoch, anders als in den guten Jahren zwischen 2000 und 2006, jetzt schlicht und einfach keine erwünschte oder bevorzugte Option darstellt. Und der Unterschied ist klar.

Giora Eiland ist Generalmajor a.D. der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte und früherer Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates.

Category: Syrien
Posted 09/10/07 by: admin

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