"Ho-ho, ho-ho" brüllt der Kolonel ins Megaphon. Palästinensische Polizisten in blauschwarz-gescheckten Tarnuniformen mit Motorradhelm, bewaffnet mit Schlagstock aus Bambus und Plastikschild, trampeln in der brütenden Hitze von Jericho fast im Gleichschritt. Auf einmal brüllen sie "Hä" und erheben ihren Bambusstock über das Plastikschild. Der Kolonel brüllt "Huu". Die furchterregenden Männer schlagen taktlos mit dem Stock auf das Plastikschild...
Von Ulrich W. Sahm, z.Z. Jericho, 6. September 2007
Auf der Tribüne, wie bei Paraden in Teheran oder Bagdad unter Saddam Hussein, sitzen in der ersten Reihe auf weißen Plastikstühlen Euro-Copps und Repräsentanten von EU-Bam. Hinter ihnen stehen palästinensische Offiziere und beobachteten das "Manöver" auf dem Fußballfeld. Euro-Copps ließe sich als "Euro-Bullen" übersetzen. Einer ihrer Offiziere ist der fünfzigjährige Polizeihauptkommissar Joachim Senkbeil. Laut der "heimischen" Visitenkarte ist er Leiter der Polizeistation in Bad Fallingbostel nahe Hannover. Laut seiner hiesigen Visitenkarte ist er "Feld-Polizei-Berater". Euro-Copps entpuppt sich als Abkürzung für "EU Koordinierungsbüro für palästinensische Polizei-Unterstützung". EU-BAM sind die zur Zeit arbeitslosen Beobachter an der seit Juni geschlossenen Grenze zwischen Gaza und Ägypten in Rafah.
Auf dem Manöverfeld beginnt die nächste Übung. Drahtige Männer in Zivil haben sich zu einer Steine-Werfer-Demonstration versammelt und konfrontieren die schief in Reih und Glied stehenden Polizisten. Der Kolonel brüllt ins Megafon und schon werfen die "Demonstranten" Leicht-Holz-Würfelchen auf die mit Bambusstöcken klappernden Polizisten. Vier preschen vor, schnappen sich einen Demonstranten und tragen ihn wie ein Brett durch ihre geschlossenen Reihen. Die Journalisten lachen. Übung beendet. Die Demonstranten sammeln ihre Leicht-Holz-Munition wieder ein, bis zur nächsten Übung.
Rund 50 Polizisten erhielten im Festssaal unter Riesenplakaten der Präsidenten Arafat und Abbas einen Kurs in Menschenrechten. Ein Brite dozierte alle Abkürzungen von Menschenrechtsorganisationen und ein Palästinenser dolmetschte ins Megafon. Keiner der gelangweilten Polizisten schrieb mit.
Senkbeil mit leuchtender Aufschrift "Polizei" auf dem weißen Hemd und dem Wappen Niedersachsens auf dem Ärmel macht Bestandsaufnahme. Die Polizei der rund 2,5 Millionen Einwohner des Westjordanlandes verfüge über 60 Computer, von denen nur 20 jünger als drei Jahre seien. Insgesamt gebe es 86.000 "Sicherheitskräfte" (die Osloer Verträge genehmigten 40.000). Davon seien 20.000 Polizisten. Im Westjordanland gebe es lediglich 6400 Polizisten. Im Gazastreifen also mehr als doppelt so viele, obgleich dort nur halb so viele Menschen leben. Die Euro-Copps kamen im Frühjahr 2006 "als das alles mit der Hamas anfing". Wegen EU Vorgaben konnten sie nicht aktiv werden, weil sie mit der Hamas nicht reden durften. Deshalb beschränkten sich die zehn von der EU entsandten EU-Bullen auf die "Vorbreitung von Projekten". Und mangels Aktivitäten hat Israel sie nicht akkreditiert. Deshalb erhielten sie von ihren Heimatländern Diplomatenstatus. Senkbeil fährt einen weißen Jeep mit CD-Nummer der deutschen Botschaft in Tel Aviv.
Der Befehlshaber der bunten Truppe mit Finnen, Schweden und einer Rechtsanwältin aus Wien ist der britische Comissioner Colin FW Smith QPM. Während Senkbeil seine Erfahrungen aus dem Kosovo mitgebracht hat, lernte Smith beim Umgang mit der IRA in Nordirland und erhielt einen Orden für "Distinguished Police Service" bei der Vorbereitung des 80. Geburtstags Ihrer Majestät, der Queen. Laut Lebenslauf gehören zu seinen Freizeitbeschäftigungen "irischer Whiskey, scharfe indische Curries und gepflegte Konversation". Dieser Brite führte die Journalisten erst zu einer "typischen Polizeistation": ein verkommenes 100 Jahre altes Haus mit zerbrochenen Fensterscheiben, wo der Putz von der Decke fällt. In der Gefängniszelle mitsamt Hakenkreuzen und Graffiti an den grauen Wänden, sagte er ernsthaft: "Die Menschen leben zuhause in ähnlichen Bedingungen."
Der Brite erwies sich als Bittsteller. Er beklagte mangelndes Geld, mangelnde Ausrüstung und schlechte Ausbildung. Dabei stelle doch die palästinensische Polizei die "Grundlage für Recht und Ordnung" dar. Die EU habe Faxgeräte und Kneifzangen der Marke "Kraftkant" gestiftet, doch die Polizei verfüge nicht mal über eine Werkstatt für ihre Streifenwagen. Wieso die Polizei in einer Ruine mit zerbrochenen Fensterscheiben säße, während die "Akademie für Sicherheitswissenschaften" in Jericho ihren Sitz in einem hochmodernen Gebäude im besten Zustand habe, beantwortete der Brite diplomatisch ausweichend. Unbeirrt propagierte er "die Pflicht der EU", der palästinensischen Polizei neue Gebäude zu bauen und auszurüsten.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
Posted 09/07/07 by:
admin
Comments
http://www.wdr.de/themen/po...
Welche Firma ist staendig auf dem letzten Level? Die meissten arbeiten von Windows 95 aufwaerts und muessen weltweit kompatibel sein, was gleichzeitig ein vermehrtes Sicherheitsrisiko darstellt.
Andere, wie deutsche Ministerien, sind nur auf ein bestimmtes Format eingestellt und koennen alles andere nicht lesen oder oeffnen.
Das heisst Arbeitserleichterung.
Wenn die Polizei in zerstoerten Einrichtungen und mit zerstoerten Materialien arbeitet, wahrscheinlich auch mit zerstoerten Personen,
dann ist der Niveau-Unterschied zu den Angreifern nicht mehr vorhanden.
Die Tarnung ist perfekt.
Psychologisches Mobbing soll ja nicht entstehen.
Aber makaber ist es schon.
Soll Europa oder ist Europa (das sind einzelne Staaten mit Eigeninteressen)
fuer den gesamten Rest (die Mehrzahl der anderen Staaten) verantwortlich sein, waehrend die Einmischung untereinander ja schliesslich nicht zugelassen wird, sondern die einzelnen Laenderinteressen durchaus unterschiedlich definiert werden?
Wem gehoert die gesamte Welt mit allen wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen?
Menschenrechte... die einen bejubeln, die anderen beklagen, die dritten trauern, andere sind wuetend, wenige sind gleichgueltig, weil sie diese sowieso weder anwenden noch beachten
oder garnicht erwarten duerfen.
auto parts
Hey dudes getup your asses and go to school
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Welche Firma ist staendig auf dem letzten Level? Die meissten arbeiten von Windows 95 aufwaerts und muessen weltweit kompatibel sein, was gleichzeitig ein vermehrtes Sicherheitsrisiko darstellt.
Andere, wie deutsche Ministerien, sind nur auf ein bestimmtes Format eingestellt und koennen alles andere nicht lesen oder oeffnen.
Das heisst Arbeitserleichterung.
Wenn die Polizei in zerstoerten Einrichtungen und mit zerstoerten Materialien arbeitet, wahrscheinlich auch mit zerstoerten Personen,
dann ist der Niveau-Unterschied zu den Angreifern nicht mehr vorhanden.
Die Tarnung ist perfekt.
Psychologisches Mobbing soll ja nicht entstehen.
Aber makaber ist es schon.
Soll Europa oder ist Europa (das sind einzelne Staaten mit Eigeninteressen)
fuer den gesamten Rest (die Mehrzahl der anderen Staaten) verantwortlich sein, waehrend die Einmischung untereinander ja schliesslich nicht zugelassen wird, sondern die einzelnen Laenderinteressen durchaus unterschiedlich definiert werden?
Wem gehoert die gesamte Welt mit allen wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen?
Menschenrechte... die einen bejubeln, die anderen beklagen, die dritten trauern, andere sind wuetend, wenige sind gleichgueltig, weil sie diese sowieso weder anwenden noch beachten
oder garnicht erwarten duerfen.