Ich bin sehr an dem Boykott interessiert, den der britische Dozentenverband gegen Israel verhängen will. Natürlich wäre es richtig und human, alle Absperrungen aufzuheben, die Besatzung sofort zu beenden, den Palästinensern volle Bewegungsfreiheit zu gewähren und die verfluchte und unmenschliche Mauer abzureißen, wie es die britischen Dozenten von uns verlangen. Das Problem ist nur, dass ich dafür mit meinem Leben bezahlen müsste...
Meinung, Kritik & Diskussion
Yair Lapid in der Wochenendbeilage zu Jedioth achronoth
Es ist schon etwas kleinlich von mir, gerade auf diesen Punkt zu bestehen. Wie wichtig ist mein Leben im Vergleich zu einer Aussicht auf Frieden, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung? Und dennoch, ihr könnt mich ruhig einen Schwächling nennen- aber ich habe keine Lust zu sterben. Damit aber auch wirklich kein Irrtum aufkommt: Wenn wir das tun, was die ehrenwerten britischen Dozenten von uns verlangen, werde ich sterben.
Vielleicht nicht sofort, aber auch das Warten auf den Tod ist kein besonderer Spaß. Denn in den zwei, drei Monaten, in denen ich auf meinen Tod warte, werde ich mich ständig fragen, wie ich wohl getötet werde. Durch eine Katjuscha, die auf mein Haus fällt? Durch einen Selbstmordattentäter, der sich in dem Laden in die Luft sprengt, in dem ich mit meiner kleinen Tochter gerade Schuhe einkaufe?
Die Neugierde - verzeiht mir meine Wortwahl - bringt mich geradezu um. Im Gegensatz zu mir, mit meiner lächerlichen Hartnäckigkeit, nicht sterben zu wollen, sehen die ehrenwerten Dozenten, die durch die lautlosen Korridore der ehrenwerten britischen Universitäten schreiten, das breitere Bild. Aus ihrem historischen Blickwinkel heraus ist mein Tod eine reine Nebensächlichkeit, wenn es darum geht, die, wie sie es nennen „israelische Apartheid“ zu beenden.
Siehe auch:
Apartheid?
friedensbewegung.zionismus.info/gush-shalom/apartheid
Diese Wortwahl beunruhigte mich ein wenig. Kann es sein, dass sogar ehrenwerte britische Dozenten manchmal den Geschichtsunterricht schwänzen? Apartheid? Wieso Apartheid? Die durch die Besatzung verursachte Unterdrückung (ja, Besatzung verursacht Unterdrückung) ist nicht dazu bestimmt, die Palästinenser zu Sklaven zu machen. Wir haben nie versucht, sie in Minen zu schicken, um Diamanten zu schürfen, oder sie auf unseren Feldern Baumwolle pflücken lassen oder sie gezwungen, öffentliche Toiletten zu benützen, auf denen steht „Nur für Araber“.
Die Trennung zwischen Palästinensern und Israelis hat nichts mit Rasse, Religion oder Hautfarbe zu tun. Israel ist sogar einer der wenigen Staaten in der Welt, der keine rassistischen Politiker in seinem Parlament zulässt. Fast 20 Prozent der Bürger Israels sind Araber, und sie können bezeugen, dass niemand sie jemals aufgefordert hat, im Bus ganz hinten zu sitzen. Das einzige, was uns interessiert, ist, dass dieser Bus nicht explodiert. Versprecht uns das, und ihr werdet sehen, wie die Absperrungen verschwinden und die Mauern einstürzen. Versprecht uns das, und auch die palästinensischen Kinder werden in Frieden und Sicherheit leben können.
Versprecht uns das, und ihr werdet sehen, wie der Staat Israel den Palästinensern bei der Gründung ihres Staates hilft, wie er ihre Wirtschaft unterstützt und gemeinsam mit ihnen den einzig wichtigen Kampf führt: gegen Armut und gegen den islamischen Fundamentalismus. Das ist alles, worum ich sie bitte. Nicht um Geld, auch nicht um Freundschaft. Sie sollen nur verstehen und respektieren, dass ich nicht sterben will.
Ich kenne das Argument, das besagt, die Besatzung habe zu dieser ganzen Gewalt geführt. Aber das ist ein, wie soll ich sagen - akademisches Argument. Denn den arabischen Terror gab es schon, bevor wir auch nur einen Zentimeter Land erobert haben. Und überhaupt, alle großen palästinensischen Terrorwellen setzten immer gerade dann ein, wenn es den Anschein hatte, als näherten wir uns dem Frieden: bei der Welle der Anschläge auf Busse im „schwarzen März“ 1996, die den Oslo-Verträgen jede Chance nahm; beim Ausbruch der 2. Intifada, die sofort begann, nachdem Ehud Barak angeboten hatte, fast alle besetzten Gebiete zurückzugeben, einschließlich eines Teils von Jerusalem; und auch jetzt, mit der Kassam-Welle, die nach dem Rückzug aus dem Gazastreifen einsetzte.
Ich glaube noch immer an den Frieden. Ich habe kein Interesse an den besetzten Gebieten. Ich weiß, dass für Frieden ein Preis bezahlt werden muss. Im Moment bitte ich nur um eine faire Chance, noch am Leben zu sein, wenn der Frieden endlich eintritt.
Zum Boykott:
hagalil.com/01/de/Europa.php-GB-Boykott