INVASION
Rund acht Stunden nach der
Verlesung der Unabhängigkeitserklärung durch David Ben-Gurion dringen in
der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1948 um 0 Uhr die
Armeen fünf arabischer Staaten in Palästina ein. Ihr Ziel ist es, »das
zionistische Gebilde« innerhalb von zehn Tagen von der Landkarte zu löschen.
Die Truppen Syriens, des Libanon, des Irak und Jordaniens
sollen bis in die Jesre'el-Ebene und von dort weiter nach Haifa vorstoßen
und den gerade entstandenen Staat liquidieren. Die ägyptische Armee soll in
Richtung Tel Aviv marschieren, um die Aufgabe vom Süden her zu vollenden.
Aus zwei Gründen ist das Vorhaben der Araber erfolglos:
- Die unbeugsame Haltung des jungen Staates und seiner
Streitkrafte: Der Angriff der arabischen Armeen wird von
Hunderttausenden Rekruten der Kampfbrigaden, kleiner Hilfseinheiten, der
Luftwaffe und der Marine sowie von den Menschen in den jüdischen
Siedlungen gestoppt, so dass das junge israelische Heer bald zu einer
ersten Offensive ausholen kann.
- Die fehlende Koordination zwischen den arabischen
Armeen stiftet Verwirrung: Schuld ist vor allem König Abdallah von
Transjordanien. Er schickt sein Heer nicht, wie vereinbart, in den
Norden, sondern marschiert direkt nach Jerusalem. Daraufhin ändern auch
die anderen arabischen Armeen ihre Stoßrichtung, so dass ihre Offensive
im Chaos endet. Zwei Wochen später haben sich die Grenzen des jüdischen
Staates konsolidiert, es wurden nur wenige Ortschaften aufgegeben bzw.
hinzugewonnen.
Trotz aller negativen Voraussagen hat Israel sich
behauptet, und vom 11.Juni 1948 an, nach einer vierwöchigen Ruhepause, wagt
es den
ersten Gegenangriff, auf den weitere
Offensiven folgen. Innerhalb weniger Monate bringen diese an den meisten
Fronten den Sieg.
Aus politischer und militärischer Sicht endet die Invasion
der arabischen Armeen in einer demütigenden Niederlage, die die arabischen
Staaten jahrelang nicht verwinden werden. Es wundert nicht, dass in den
arabischen Staaten der Ruf nach Vergeltung laut wird.
1948 verlassen Hunderttausende palästinensische Araber
ihre Heimat und flüchten in die Nachbarländer oder in die Gegenden
Palästinas, die sich unter arabischer Kontrolle befinden, nach Judäa, Samana
und Gaza. Über die Ursache des arabischen Flüchtlingsproblems gehen die
Meinungen weit auseinander. Eine Interpretation: Sie fliehen aus Angst vor
den Juden und in dem von arabischen Medien genährten Glauben, dass sie alle
heimkehren könnten, sobald der Staat Israel von den Arabern vernichtend
geschlagen sei.
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