hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 
Israel - Palästina
und der Friedensprozess im Nahen Osten:
Der Weg über Madrid
Eine Chronologie 12/1987 -11/1995

[1987] [1990] [1991/92] [1992/93] [1994] [1995] [...]

Die achtziger Jahre in Israel

Ein unruhiges Jahrzehnt - so lassen sieh die achtziger Jahre beschreiben, und das bezieht sich auf alle Bereiche.

In der Innenpolitik entsteht in den achtziger Jahren ein Phänomen, das zuvor in Israel unbekannt war: eine Pattsituation zwischen den beiden großen Blöcken Likud und Ma'arach. Anfangs hält der rechte Block einen kleinen, doch ausreichenden Vorsprung, aber das Unentschieden bei den Wahlen 1984 zwingt die beiden großen Parteien zusammenzuarbeiten und eine »große Koalition« zu bilden. Die Gleichstellung der Rechten und der Linken reicht dabei bis ins höchste Amt: Die Vorsitzenden von Arbeitspartei und Likud lösen sich im Amt des Ministerpräsidenten turnusmäßig ab.



Seltener Auftritt von Premier Menachem Begin der seit 1983 sehr zurückgezogen in Jerusalem lebt. Er verlässt nur einmal im Jahr sein Haus, um am Todestag seiner 1982 verstorbenen Frau Alisa zu gedenken. Hier auf dem Friedhof am Ölberg mit Familienangehörigen: Rechts von ihm sein Sohn, Knesset-Mitglied Benny Begin. Journalisten verfolgen Menachem Begin auf Schritt und Tritt, bis er wieder in seinem Haus Zuflucht findet.

Menachem Begin, Ministerpräsident seit der politischen Wende 1977 ist allerdings bereits 1983 von der politischen Bühne abgetreten. Er schied freiwillig aus, ohne Gründe anzugeben. Manche erklären seinen Schritt mit schweren Schuldgefühlen, die die hohen Verluste im Libanon-Krieg in ihm ausgelöst hätten. Diesen halte er Mitte 1982 begonnen, ohne die damit beabsichtigten Ziele zu erreichen.



Mörderischer Anschlag in Jerusalem, Dezember 1983: In einem Bus explodiert ein von palästinensischen Terroristen gelegter Sprengsatz und tötet sechs Fahrgäste und verletzt fünfzig.

Die erste gemeinsame Regierung von Rechten und Linken hält sich bis zu den Wahlen 1988. Danach wird eine neue große Koalition gebildet, diesmal jedoch keine »Rotation« im Amt des Ministerpräsidenten vereinbart. In beiden Legislaturperioden kommt es zu Spannungen und Krisen. Die Gegner des Rechts-Links-Bündnisses beklagen, dass das Patt einen politischen Stillstand hervorrufe.

Im Mittelpunkt der Regierungspolitik steht weiterhin die Suche nach einer Lösung des Nahostkonflikts. Die Arbeitspartei unter Shim'on Peres neigt zu einer internationalen Konferenz und einem Kompromiss mit Jordanien, aber der Likud lehnt dies entschieden ab. In Yitzhak Shamirs Partei herrscht die Ansicht vor, eine internationale Konferenz werde Israel Abkommen aufzwingen, die »für die kommenden Generationen sehr schmerzlich« wären.

Die Beziehungen zu den USA sind in den achtziger Jahren trotz einiger Krisen recht gut. Die Amerikaner üben Druck auf Israel aus, seine starre Haltung insbesondere gegenüber den Palästinensern zu lockern. Zwischen Israel und der Sowjetunion herrscht unterdessen »Tauwetter«, das ursächlich mit dem Auflösungsprozess der kommunistischen Großmacht zusammenhängt. Dagegen kritisieren die Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft Israel weiterhin, weil es an den besetzten Gebieten festhält, und die UNO verabschiedet weitere antiisraelische Resolutionen.

Die erste Hälfte des Jahrzehnts steht im Zeichen des Libanon-Kriegs. Weil die Angriffe palästinensischer Terrororganisationen im Libanon zunehmen, beschließt die Regierung Begin auf Betreiben von Verteidigungsminister Ariel Sharon einen militärischen Schlag gegen die Infrastruktur der Terroristen im gesamten Südteil des Nachbarlandes. Die Invasion im Juni 1982 (das Unternehmen »Schlom haGalil - Frieden für Galiläa«), genießt in der israelischen Öffentlichkeit zunächst breiten Zuspruch. In kürzester Zeit erreichen Israels Truppen die Vororte von Beirut, wo sie sich jedoch sehr schnell im Dickicht des libanesischen Bürgerkrieges verfangen. Immer mehr Soldaten fallen, und das weckt in Israel eine tiefe Abneigung gegen den Feldzug. Allerdings wird die Armee erst viel später, nach zahlreichen innenpolitischen Konflikten, aus dem Libanon abgezogen. Inzwischen fordert die Linke immer wieder den Rückzug, während die Rechte zu rechtfertigen sucht, weshalb die israelischen Truppen im Nachbarland ausharren müssen. Mitte 1985 wird deshalb sogar die Regierung umgebildet erst danach verlassen Israels Truppen Teile des Libanon.

Ende 1987 beginnt für Israel eine neue Etappe in seinen Beziehungen zu den Palästinensern auf der Westbank und im Gazastreiten: Die Intifada bricht aus. In den zwanzig zurückliegenden Jahren waren die Israelis daran gewöhnt, dass die Araber in den besetzten Gebieten die israelische Herrschaft zwar ablehnten, sich aber trotzdem mit der Koexistenz arrangierten: Zehntausende Bewohner der besetzten Gebiete arbeiten in Israel. Zwar ereigneten sich öfters dramatische Zwischenfälle und fielen Schüsse auf Israelis, doch war dies die Ausnahme. Im Dezember 1987 ändert sich die Situation: Aus einzelnen Übergriffen entwickelt sich ein anhaltender Kampf gegen die Besatzer, der die Armee zum vermehrten Truppeneinsatz zwingt.

Im wirtschaftlichen Bereich teilt sich das Jahrzehnt in zwei etwa gleich lange Phasen. Die Inflation, die die erste Hälfte der achtziger Jahre kennzeichnet, erreicht eine jährliche Rate von über 400 Prozent, und in den Jahren bis 1984 entsteht mitunter der Eindruck, dass die Likud-Finanzminister die Kontrolle über die Wirtschaft verloren haben. Mehr als je zuvor wird die Wirtschaft in den Dienst der Politik gestellt, besonders unter Finanzminister Aridor im Wahlkampf 1981. Die Börsenkurse steigen in schwindelerregende Höhen, um dann Ende 1983 plötzlich zu fallen. Die im Sommer 1984 gebildete große Koalition setzt sich als oberstes Ziel, die Inflation zu bremsen - was ihr auch gelingt. In kurzer Zeit drosselt sie den Wertverfall der Währung um 20 Prozent. Aber die Wirtschaft kränkelt bis zum Ende des Jahrzehnts.

Im Hinblick auf die Einwanderung sind die achtziger Jahre eine Zeit der Dürre. Probleme bei der Eingliederung in Israel, die immer noch restriktive Auswanderungspolitik der Sowjetunion und die Entscheidung vieler sowjetischer Juden, sich nicht in Israel, sondern andernorts niederzulassen, sind die Ursachen.

Im gesellschaftlichen Bereich gibt es zu Beginn des Jahrzehnts eine Reihe politischer wie religiöser Konflikte. Der politische Faktor, den die Religion in Israel darstellt, tritt insbesondere im Wahlkampf 1981 hervor - zum Nachteil von Ma'arach-Kandidat Shim'on Peres. Von 1982 an verstärken sich die gesellschaftlichen Spannungen zwischen Rechten und Linken wegen der Räumung des Sinai, der anhaltenden Präsenz im Libanon und neuer Siedlungen in den besetzten Gebieten. Später schwächt sich der Streit ab. die Rechts-Links-Koalition nähert die Wählerschaft der beiden großen Blocke aneinander an. Dagegen tritt keine Beruhigung in den Beziehungen zwischen religiös und weltlich orientierten Israelis ein. und es brodelt ein weiterer Konfliktherd in den besetzten Gebieten.

Dort sind die jüdischen Siedler der Meinung, die israelische Regierung unternehme zu wenig für eine Ausweitung der Besiedlung Judäas, Samarias und des Gazastreifens (JeShA) und stehe angesichts des palästinensischen Terrors hilflos da. Eine jüdische Untergrundorganisation bildet sich, die Racheakte gegen Araber verübt, dann jedoch enttarnt wird. Ihre Mitglieder werden inhaftiert, die meisten kommen jedoch später in den Genuss einer Strafmilderung.

1987

9. Dezember 1987
Die Erste Intifada beginnt im Flüchtlingslager Jabalia im Gazastreifen und breitet sich rasch auf die Flüchtlingslager im Westjordanland aus.

1988

12. bis 15. November 1987
Neunzehnte Sitzung des Palästinensischen Nationalrats in Algier. Die PLO verkündet die Gründung des Staates Palästina, erkennt die UN-Resolutionen 181 und 242 an und bekräftigt ihre Verurteilung des Terrorismus.



Die »Bremser«: Die Minister (v. I. n. r.) David Levy. Ariel Sharon und Yitzhak Moda'i, alle Mitglieder des Likud, stellen sich in allem, was mit einer Lösung der Probleme in den besetzten Gebieten zusammenhängt stur. Sie widersetzen sich sogar Plänen von Ministerpräsident Yitzhak Shamir. Seine Handlungsfähigkeit ist dadurch erheblich eingeschränkt.

1989

PALÄSTINENSISCHER TERROR

1989 nimmt der palästinensische Terror gegen Israel neue Gestalt an. Zusätzlich zu den üblichen Übergriffen sorgen mehrere schwerwiegende Vorkommnisse wie die Entführung israelischer Soldaten und ihre Ermordung durch die Terrororganisation Hamas für Aufregung. Ferner wird ein vollbesetzter Omnibus auf dem Weg von Tel Aviv nach Jerusalem eine Böschung hinuntergestürzt, dabei werden 16 Fahrgäste getötet und viele weitere verletzt. Zivilisten sind immer wieder Angriffen mit Stichwaffen ausgesetzt.
Die Ermordung von Menachem Stern, einem großen Historiker Israels, im Juni 1989 wirft ein erschreckendes Licht auf das grausame Vorgehen der Attentäter und ihre wahllosen Angriffe. Professor Stern geht jeden Morgen zu Fuß in die Staatsbibliothek von Jerusalem. Dabei durchquert er den Park, in dem das Kreuzkloster steht. Eines Tages fällt hier ein mit einem Messer bewaffneter Araber über ihn her und ersticht ihn. Erst als er abends nicht nach Hause kommt, fällt sein Verschwinden auf. Schließlich wird er tot aufgefunden.

Im Laufe des Jahres greifen Terroristen im Libanon immer wieder Orte in Nord-Israel an. meist mit Katjuscha-Raketen. Die Täter kommen überwiegend aus den Reihen der schiitischen Hisbollah, einer Organisation, die sich den Palästinensern angeschlossen hat.

Juli 1989
Israel führt in den besetzten Gebieten die "magnetischen Karten" ein, ein zusätzlicher Identitätsnachweis, der Voraussetzung für die Genehmigung wurde, den Gazastreifen zu verlassen und in Israel zu arbeiten.

1990

(Ausführlichere Chronik zum Jahre 1990, mit einer Zusammenfassung zu den 90er Jahren in Israel)

Quellen:
-- Eretz Israel - Das zwanzigste Jahrhundert, von Mordecai Naor
-- haMeah haEsrim, A.Feierstein, Verteidigungsministerium
-- Rezach beSchem Elohim - haKescher neged Jizhak Rabin, Michael Karpin, 'Inah Fridman, Zmora-Bitan TA
-- Nahostlexikon, Gernot Rotter, Shirin Fathi, Palmyra
-- Rabin - Ein politischer Mord, Amnon Kapeliuk
-- Gaza - Amira Hass

hagalil.com 17-10-03


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Theodor Herzls Altneuland 18.80Euro!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2010 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved
Ehem. IDPS - Kirjath haJowel, Jerusalem.