768-814:
Der Frankenkönig Karl, genannt der Große, wird Herrscher über weite Gebiete
Westeuropas. Im Jahr 800 wird er von Papst Leo III. zum römischen Kaiser
gekrönt; damit erwacht wieder die Tradition des weströmischen Kaiserreichs.
Die kaiserliche Residenz ist in Aachen, er selbst aber hält sich fast immer
auf Kriegszügen auf. (genaueres finden Sie hierzu im Reiseführer unter dem
Stichwort Aachen.)
8. und 9. Jahrhundert:
Die islamischen Araber erobern große
Teile des Oströmischen Reichs, wo sich viele Juden niedergelassen haben.
Viele dieser Juden wandern jetzt nach Westen und Norden in das
wiedererstandene weströmische Reich der Frankenkaiser. Aber die Herrscher
dieses christlichen Reichs verlangen, dass ihre Vasallen einen christlichen
Treueid schwören, bevor ihnen Land zuerkannt wird. Den Juden verbietet das
ihre Religion; damit ist ihnen jede
Betätigung in der Landwirtschaft
verwehrt. Sie sind daher gezwungen, in die neu entstehenden Städte zu
ziehen. Dort aber werden bald die christlichen Handwerkerzünfte immer
mächtiger und lassen aus Gründen der Konkurrenz keine Juden als Mitglieder
der Zünfte zu. Neben der Landwirtschaft war den
Juden damit auch die Tätigkeit als Handwerker verwehrt.
Da sie auf Grund ihrer Religion von
den meisten anderen Erwerbsmöglichkeiten ausgeschlossen sind, werden viele
Juden in West- und Mitteleuropa Kaufleute. Dabei kommen ihnen ihre
zahlreichen Kontakte zu den überall im früheren Römischen Reich
existierenden jüdischen Gemeinden, sowie die gemeinsame Sprache und die
damals nicht alltägliche Fähigkeit zu schreiben zugute (Anm.: Da jeder Jude
in der Lage sein muß die Heilige Schrift selbst zu studieren, waren die
Juden schon immer lese- und schreibkundiger als zB Christen - denen das
eigenständige Studieren der Schriften zeitweise sogar von der Kirche
untersagt war). Auch sind die Handelswege jetzt teilweise in christlicher,
teilweise in mohammedanischer Hand; den Juden fällt eine unentbehrliche
Vermittlerrolle zwischen den verfeindeten Lagern zu. Sie handeln vor allem
mit Luxusgütern aus dem Orient, wie etwa Teppichen, Juwelen, Parfüms,
Gewürzen, Medizinen, Seide und anderen Textilien. Da zu diesem Handel Geld
benötigt wird - woran es in der deutschen Naturalwirtschaft mangelte -
werden die Juden auch zu Geldverleihern. Diese Tätigkeit ist den Christen
verwehrt, da die Kirchengebote das Verleihen von Geld gegen Zinsen
verbieten.
Dokumentarische Belege für Juden
als Einwohner von Mainz finden sich zum erstenmal für das Jahr 900, für
Worms für das Jahr 960, und für Regensburg für 981. |