Litauen ein sicher Hort für NS-Verbrecher:
Israels Botschafter Persona Non Grata
Mitte letzter Woche brach in Wilna ein
publizistischer Sturm über den israelischen Botschafter herein. Eine Rede,
die Botschafter Oded Ben Hur im Rahmen eines Essens, das von jüdischen
Organisationen gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Litauens gehalten wurde,
führte zum Eklat. Litauische Tageszeitungen wie die konservative LIETUVOS
AIDAS und das immer boulvardesker werdende Lietuvos Rytas zitierten die
Nachrichtenagentur BalticNewsService mit Ben Hurs Worten: Litauen ist ein
"Paradies für Nazikriegsverbrecher".
Tatsächlich wurden inzwischen 9 Litauer aus den USA ausgebürgert, keiner
wurde nach seiner Ankunft in Litauen für seine Verbrechen als Helfer der
Nazis vor Gericht gestellt. In zwei Fällen, denen des Leiters der
litauischen Sicherheitspolizei Aleksandras Lileikis und
seines Stellvertreters Kazys Gimzauskas wurde das Verfahren
"Aus gesundheitlichen Gründen" eingestellt. Wie Oded Ben Hur auf Anfrage der
JR berichtigte, sprach er von einem "sicheren Fluchthafen". Auf der
litauischen Seite wurde diese Äußerung provokativ aufgeheizt. Schon im
September 1997 forderten mehrere litauische Abgeordnete die Abberufung Ben
Hurs. Einer davon war der stellvertretende Vorsitzende des Seimas Raimondas
Ozolas, Populist und Scharfmacher.
"Wir werden uns der Vergangenheit stellen" sprach der Leiter der
Aussenstelle der Litauischen Botschaft in Berlin Dr. Juozas Galginaitis bei
den Begrüssungsworten bei einer Veranstaltung von haGalil Online in Berlin.
Der größte jüdische Online Dienst Europas lud die weltbekannte
Judaicaexpertin und Jiddischkennerin Fira Bramson aus Vilnius über jüdische
Kultur in Litauen zu sprechen. "Ich bedauere, daß sowenige den Weg hierher
fanden" vergoß der litauische Diplomat Krokdilstränen. Litauer fanden sich
keine im Publikum.
Kollaboration mit den Nazis bleibt in Litauen ein Tabu, alle Versuche der
Auseinandersetzung entpuppten sich bis jetzt als hohle Gesten. Der
litauische Botschafter in Israel und ehemalige Exilhistoriker Romas Misiunas
durfte tagelang in den litauischen Medien gegen Ben Hur hetzen. Eine frühere
Fälschung eines Artikels von 'haArez' über Litauen (JR-Herbst'97) dürfte dem
Aussenamt in Wilna noch schwer im Magen liegen.
Oded Ben Hur, der israelische Botschafter in den Baltischen Republiken
Lettland Estland und Litauen wird gegen Ende August seinen Dienst in Riga
beenden. Die Vorfreude litauischer Scharfmacher dürfte verfrüht sein. Ben
Hur wird einfach seinen Turnus wie geplant beenden.
30-06-99 haGa S.L.
Bericht der JTA: Israel's ambassador to Baltics
resigns
MOSCOW, June 30 (JTA) -- Israel's ambassador to the
Baltics resigned in the wake of a scandal he triggered by accusing Lithuania
of a poor record in prosecuting suspected Nazi war criminals. But it is not
clear if Oded Ben Hur is leaving his post because of the controversy. Ben
Hur, who serves as Israel's envoy to Lithuania, Latvia and Estonia,
announced he would leave his post within a few weeks. Last week, Ben Hur
said the Baltic nations, particularly Lithuania, would find it difficult to
integrate into Europe if they fail to cope with their wartime past and
publicly acknowledge their roles in the Holocaust. Ben Hur has served as
Israel's diplomatic envoy to the Baltics since the fall of 1996.
(By Lev Krichevsky © Jewish Telegraphic Agency Inc. The above
information is available on a read-only basis and cannot be reproduced
without permission from JTA)