Jerusalem:
Noch eine Woche bis zur Wahl
Jerusalem eine Woche vor der Wahl: eine einzige Busfahrt zeigt, daß noch
nichts entschieden ist. Schon an einer Kreuzung am Stadteingang stehen sich
Freiwillige der Liste Israel Achad (ONE ISRAEL - Labor, Gesher, Meimad) und
Aktivisten der Siedlerbewegung gegenüber. Bei den einen gibt es große
Sticker Rak Netanjahu! (Nur Netanjahu!), bei
den anderen Israel rozah Shinuj: Ehud Barak
(Israel will Veränderung: Ehud Barak).
Aufgefallen sind die Netanjahu-Wahlkämpfer dadurch, daß sie aus
den Siedlungen in der Westbank und Gaza kommen und vom YeSha Council
(Jehudah veShomron) mobilisiert wurden. An eigenen Leuten und richtigen
Freiwilligen scheint es dem Likud zu mangeln. Dies wurde letztens sogar
zugegeben, und insgesamt scheinen sich einige im Likud schon mehr
Gedanken über die Zeit "nach Bibi" zu machen als um die laufende
Kampagne.
Israel Achad scheint dagegen gut im Rennen zu liegen und einige
der gröbsten Fehler der Peres-Kampagne von ´96 werden nicht wiederholt.
Stattdessen ließ Kandidat Barak verkünden, daß er auch am Wahltag nicht
ruhen werde und bei der Schließung der Wahllokale um 22.00 Uhr
israelischer Zeit gedenkt sich in der Luft zwischen Kiryat Shmona und
Dimona zu befinden. Da schaut Baraks Vorbild Yitzhak Rabin durch: Ein
Kämpfer, der erst ruht, wenn die Arbeit auch vollständig erledigt ist.
Yitzak Mordechai, der ehemalige Verteidigungsminister in der
Netanjahu-Regierung, kommt nach letzten Umfragen nur noch auf 7%. Immer
mehr Freunde und Weggefährten versuchen die Köpfe der Center-Party
(haMerkas) davon zu überzeugen, daß es besser sei, jetzt
auszusteigen und so den Spuk Bibi lieber zwei Wochen eher
als später zu beenden.
Miflegeth
haMerkhas - Zentrumspartei
Mut zum Rückzug
Etwas weiter im Zentrum Jerusalems findet man die Wahlkämpfer
vom National Union, die nach wie vor Benny Begin als ihren Rosh
haMämschalah (Regierungschef/Prime Minister) haben wollen. Auch er
chancenlos, aber viele der religiösen Fundamentalisten und Siedler
stehen noch zu ihm.
Entscheidend werden die Stimmen der Neueinwanderer aus der
Sowjetunion sein. Dementsprechend probieren beide Haupt-Kandidaten diese
Gruppe besonders zu umwerben. Die Entscheidung in diesem Lager wird
sicher nicht mehr so eindeutug wie beim letzten Mal ausfallen, als über
70% für Netanjahu stimmten. Man wird gespannt sein, da sowohl Barak, als
auch Netanjahu, Sharansky (Israel Ba´Aliya)
das Innenministerium angeboten haben. Dieses wird derzeit von Shass
(Deri) geführt. Hier dürfte sich, zumindest für die russischen
Einwanderer ein echter Wechsel anbahnen, da diese durch das
ShaS-Ministerium stark diskriminiert wurden, wenn zB nicht-jüdische
Ehepartner seit Jahren keinen Paß und damit keine Aufenthaltsgenehmigung
bekamen.
Der
Likud will keine russischen Einwanderer - nur russische Stimmen:
Yisrael b'Aliyah bewegt sich in
Richtung Jisrael ahath
Über das Wahlergebnis redet bei Israel Ahath kaum einer. Man
hofft - aber nach der Katastrophe von ´96 bleibt man vorsichtig. Damals
feierte man am Wahlabend um am nächsten Tag den Schock der Niederlage zu
erleben. Das, darin sind alle bei Israel Achad einer Meinung, darf nie
wieder passieren. Dazu ist dieses Land, der Frieden und die Demokratie
viel zu wichtig.
Mit
oder ohne Mordechais Unterstützung:
EIN ISRAEL hofft auf Sieg in der
ersten Runde
haShawu'a haachronah (The last week): Es wird spannend bis zum
Ende bleiben. Donnerstag wird ein entscheidender Tag sein: spätestens
dann müssen sich Yitzhak Mordechai und Azmi Bishara (der arbische
Kandidat) überlegen, ob sie nicht lieber gleich Barak unterstützen
wollen. Man wird sehen. Und alle hoffen - worauf, bleibt ein Geheimnis.
Ben Atid
- 10. Mai ´99
haGalil onLine - Montag
10-05-99
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