Europawahl:
Sichrovsky kandidiert wieder für Haiders FPÖ
Peter Sichrovsky, Enfant terrible der Wiener Israelitischen
Kultusgemeinde kandidiert erneut für Haiders FPÖ. Sichrovsky ist am zweiten
Listenplatz für die Wahl der österreichischen Abgeordneten zum
Europaparlament gereiht, seine Wahl als FP-Mandatar am 13. Juni ist somit
bereits gesichert.
IKG Wien:
Sichrovsky - Haiders Hofjude
Peter Sichrovsky - diplomierter Chemiker, Journalist, Buchautor
und Europapolitiker mit Wohnsitz in den Vereinigten Staaten - wurde zuletzt
in der April-Ausgabe der offiziellen Monatszeitschrift der IKG Wien "Die
Gemeinde" von IKG-Präsident Ariel Muzicant als "Haiders Hofjude"
bezeichnet. Diese Bezeichnung des für Jörg Haiders FPÖ im Europäischen
Parlament in Straßburg tätigen Abgeordneten findet sich als Schlußfolgerung
in Muzicants Stellungnahme zu den beiden letzten großen Auseinandersetzungen
zwischen der IKG und ihrem Mitglied Sichrovsky.
Ein Konflikt entzündete sich an Sichrovskys jüngstem Buch "Der
Antifa-Komplex", mit dem Sichrovsky ganz im Sinne der FPÖ Historisches
verdreht und "Antifaschisten" der Gegenwart attackiert. In der
Gemeindezeitung wurde eine mehrseitige kritische Buchrezension
veröffentlicht, auf die Sichrovsky vor allem mit dem Vorwurf des
Antisemitismus seitens des nichtjüdischen Rezensenten antwortete. Der
zweite Konflikt entzündete sich an einem von Sichrovsky vermittelten und
von vier Rabbinern unterfertigten Schreiben, mit dem Haider nach seinem
Wahlerfolg in Kärnten ein jüdischer Persilschein ausgestellt werden
sollte.
Der Orthodoxe Bund
An Sichrovsky hatte sich auf europäischer
Ebene vergangenen Oktober ein Eklat entzündet, als er seine 626 Kollegen auf
der Abgeordentenbank im Europaparlement um Unterstützung für die Errichtung
einer orthodoxen jüdischen Gemeinde in Berlin bat. Sichrovsky ist
mittlerweile der Präsident des von Eli Gampel, dem ehemaligen Vorsitzenden
der jüdischen Gemeinde im ostdeutschen Halle, initiierten orthodoxen Bundes.
Diese Vereinigung ist auf Konfrontation mit dem Zentralrat der Juden in
Deutschland und vor allem mit dessen Vorsitzenden Ignaz Bubis ausgerichtet.
Mit Bubis liegt Sichrovsky seit der gemeinsamen Arbeit an Bubis' Biographie
1996 in unversöhnlichem persönlichen Streit.
Sichrovsky, 1947 als Sohn Überlebender in Wien geboren, wurde im
November 1996 von der deutschen Zeitung "Die Zeit" als "Hausjude", von
der österreichischen Zeitung "Der Standard", bei der Sichrovsky von 1988
bis 91 in leitenden Funktionen beschäftigt war, wurde er im April 1998
als Haiders "Flötenspieler" und "einschlägiger Hofnarr" bezeichnet.
Mit der Abqualifizierung durch IKG-Präsident Muzicant ist eine neue
Steigerung in der öffentlichen Auseinandersetzung zu erwarten:
Sichrovksy kann sich in seinem Gefühl des Ausgegrenztsein ebenso
bestätigt fühlen, wie Haider in seiner Selbsteinschätzung als Freund und
Förderer eines selbst von seiner eigenen Gemeinde ausgegrenzten Juden.
Jüdische
Rundschau 16 - Anton Legerer, jr.
anton@hagalil.com
haGalil
onLine - Mittwoch 19-05-99 |