Dinko Sakic unpässlich:
Verhandlung gleich zur Eröffnung um 14 Tage unterbrochen
Zagreb (haGa-11:30h) Der Prozeß gegen den früheren
kroatischen KZ-Kommandanten Dinko Sakic wegen Verbrechen im Zweiten
Weltkrieg wurde heute früh, gleich nach Verhandlungseröffnung, auf den 15.
März verschoben worden. Der 77jährige Angeklagte sei momentan nervlich sehr
angespannt und leide unter Bluthochdruck. Sakic, der 1944 das berüchtigte
Konzentrationslager Jasenovac
leitete, muß sich wegen der Ermordung von 2.000 Häftlingen verantworten.
Als Sakic heute (04-03-99) im Gerichtssaal erschien, wirkte er
ruhig und aufmerksam. Später beklagte er sich jedoch über Unwohlsein
und sagte dem Gericht, er fühle sich zu schwach, um seinem Prozeß zu
folgen.
Schon in der Nacht zum Mittwoch war er ins Krankenhaus
gebracht worden, nachdem er in seiner Zelle angeblich das Bewußtsein
verloren hatte. Der vom Gericht ernannte Arzt Dusan Zecevic erklärte
nach Einsicht der medizinischen Untersuchungsergebnisse, Sakic leide an
Kreislaufproblemen, angesichts seines Alters sei ein Prozeß derzeit
nicht zu verantworten.
Richter Drazen Tripalo ordnete daraufhin die
Verschiebung des Verfahrens an. Der 77jährige wurde in ein
Gefängniskrankenhaus gebracht, wo er bis zum Prozeßbeginn bleiben soll.
Vor Wiederaufnahme der Verhandlung sollten die Mediziner erneut eine
Stellungnahme abgeben.
Insgesamt waren während des von den Nazis gestützten
Ustascha-Regimes fast 1.000.000 Menschen - Serben, Juden, Roma,
kroatische Antifaschisten u.a. - ermordet worden. Jasenovac war das
größte Konzentrationslager des von den deutschen Nationalsozialisten
kontrollierten Marionettenregimes in Zagreb. Sakic war dort von April
bis November 1944 Kommandant. Nach Kriegsende floh er nach Argentinien,
wo er unter seinem richtigen Namen mehr als ein halbes Jahrhundert
unbehelligt lebte. Aufsehen erregte
Sakic
zu letzt als er in einem Interview mit dem argentinischen Fernsehen im
April 1998 erklärte, daß in Jasenovac "nichts ungewöhnliches passiert"
sei, viele Häftlinge seien "eines natürlichen Todes oder an Krankheiten"
gestorben. Nach weltweiter Empörung wurde er im Juni 1998 von
Argentinien nach Kroatien ausgeliefert. Die
Staatsanwaltschaft hatte fünf Monate lang Akten gesichtet und Zeugen
befragt, viele von ihnen Überlebende des Lagers. Zum Prozessbeginn waren
in Zagreb Beobachter aus aller Welt eingetroffen - für viele war die
Verschiebung des Prozessbeginns keine Überraschung.
Vladimir Dedijer:
Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan
Nada Sakic aus der Haft entlassen:
Kroatische Behörden tun
sich schwer mit dem Erbe der Ustascha
haGalil onLine - Donnerstag 04-03-99 |