Ohew veRodef Schalom:
Hebron - ein Alptraum aus Hass und Gewalt
Überall Scherben und Steine, Parolen und Schmierereien.
Eingeschlagene Fensterscheiben, verbarrikadierte Geschäfte. Fast täglich
gewaltsame Zusammenstöße - auf Molotow-Cocktails und Steine reagiert die
Armee mit Gummigeschossen. Eine Stadt voller Hass und Gewalt, Verzweiflung
und Fanatismus. Trotz vertraglicher Teilung hat sich nicht viel geändert.
Die Stadt ist ein erschreckendes Symbol für die immer starrer werdenden
Positionen der Extremisten auf beiden Seiten. Von Frieden scheint hier
niemand etwas wissen zu wollen.
Die radikalislamische Hamas erlebt weiterhin Zulauf. Ihr Slogan
"Das wahre Schlachtfeld mit dem zionistischen Erbfeind heisst Hebron"
scheint auf offene Ohren zu treffen. Immer wieder wird die Polizei der
Palästinenserbehörde im arabischen Stadtbezirk "H1" fündig: Unmengen
Sprengstoff, genug um Tod und Verwüstung in ganze Strassenzüge zu tragen.
Hier stossen Appelle zur friedlichen Koexistenz auf taube Ohren. "Frieden
mit den Siedlern?" "Niemals werden wir diese Irren hier akzeptieren!", so
die einhellige Meinung in jedem Kaffeehaus der düsteren Stadt.
Noch gespannter als im palästinensisch-autonom verwalteten "H1"
ist die Lage in "H2". Hier leben in einer Umwelt von 20.000 Arabern 500
Siedler - die Besten der Bewegung, die Elite des Volkes, wie sie sich selbst
bezeichnen. Für viele Israelis sind diese Leute eher gemeingefährliche Irre,
und nicht wenige wollen nicht einsehen, weshalb der Staat Tausende von
Soldaten aufbieten muss um diese Leute zu schützen.
Dass diese Stimmung in der israelischen Gesellschaft
weitverbreitet ist, ist den Siedlern bekannt. "Die schwache und dekadente
Tel-Aviver Society wird das Land in den Abgrund führen. Nicht nur Rabin,
auch Netanjahu ist ein Verräter!" heisst es hier. "Wir müssen die Araber
hinauswerfen", sagt Ita Leibowitz, eine Sprecherin der "Getreuen Hebrons".
"Es ist eine Frage auf Leben und Tod - es ist Krieg hier".
Zum Schutz dieser selbsternannten "Speerspitze der Nation" hat die
israelische Regierung 2.000 Soldaten nach Hebron beordert. Deren ständiger
Begleiter ist die Angst. Bei jeder Patrouillie laufen sie Gefahr in einen
Hinterhalt zu geraten. Hinter jeder Fensteröffnung lauert mörderischer Hass.
Doch nicht nur die Araber in "H2" blicken auf die Soldaten mit Hass,
Verachtung schlägt ihnen oft genug auch von Seiten der Siedler entgegen.
"Selbst uns nennen die Siedler schon Nazis. Kürzlich meinte einer, wir
sollten doch nach Auschwitz gehen".
Nach jedem arabischen Überfall wird eine Ausgangssperre verhängt.
Die Araber in "H2" stehen dann unter Hausarrest. Die Siedler nutzen die
Gelegenheit zu weiterer Provokation. Bewaffnet bis an die Zähne, spazieren
sie dann mit Besuchergruppen aus anderen Siedlungen vor den arabischen
Häusern auf und ab und skandieren religiöse Parolen. Sobald die Armee
versucht mässigend auf die Siedler einzuwirken werden die Soldaten als
"Verräter und Araberknechte diffamiert".
Der einzige Überlebende der Familie Slonin
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Viele der Soldaten trifft dieser Vorwurf
hart, und genau dies wissen die Siedler. Die Bedeutung Hebrons als Ziel
der Besiedlung liegt nicht nur im Patriarchengrab Machpelah, sondern
auch im arabischen Massaker von 1929. Damals fiel eine aufgehetzte
arabische Menge über die Bewohner des alten jüdischen Viertels her. Die
meisten Angehörigen der hier seit Jahrhunderten in friedlicher Eintracht
ansässigen Familien wurden ermordet. Die Überlebenden wurden evakuiert.
Hebron wurde damit zum Symbol für die Unberechenbarkeit der arabischen
Massen.
Flüchtlinge aus Hebron in der Strauss-Klinik, Jerusalem 1929, Abb.: Amud
haEsch p. 168ff
Eines der Opfer des Massakers von Hebron 1929 |
Genau dies weiß auch die Regierung. Die Häuser der Siedler, mitten
in der Altstadt, werden mit Millionenaufwand ausgebaut. Immer mehr Häuser,
so heißt es, werden heimlich Arabern mit Irrsinnsbeträgen abgekauft. Der
Straßenzug durch das jüdische Viertel ist lieblich herausgeputzt, mit
frischgepflanzten Palmen auf den Verkehrsinseln und neuen Markisen über den
Eingangstüren.
Internationale Beobachter von der "Temporary International
Presence in the City of Hebron" dokumentieren die Ausschreitungen und die
sich täglich verschlechternde Stimmung in Hebron. "Es wird immer schlimmer",
so Jens Vang, Sprecher der 110 Norweger, Dänen, Schweizer, Italiener,
Schweden und Türken, die hier unbewaffnet Dienst tun. "Wir werden hier noch
lange sein, jede Seite sieht sich hier als Opfer".
Dass sich die heutigen Siedler, von denen ein
grosser Teil aus den USA stammt, als Nachfolger der ehemaligen jüdischen
Gemeinde von Hebron aufspielen, wollen die Nachfahren der damaligen
Opfer nicht einfach hinnehmen. In einem
Appell, den alle Nachkommen der damaligen Überlebenden
unterzeichnet hatten, sprachen sie den Siedlern jede Legitimation zur
Vereinnahmung ihres Erbes ab.
Hebron Aktivisten in Jerusalem
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